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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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phantastische Möglichkeit überhaupt nicht greifbar war. Die
Freundschaft zwischen den Drachen und den Menschen ist zerbrochen!, hallte ein immer schärfer werdendes Echo in ihrem
Schädel. Die Rettung – so nah und doch wieder so fern? Roya
hielt die Schriftrolle in die Höhe. »Kann dieses Siegel denn… wiederhergestellt werden?« Wie stellst du dir das vor, Roya? Wie soll
das geschehen?
Alina schluckte einen riesigen Kloß herunter. »Es ist doch alles
schon… so lange her«, sagte sie leise und verzagt. »Kann man
nicht irgendwann die alten Sünden einmal begraben?« Es ist das
Vertrauen, Alina, sagte Ulfa. Obwohl wir Drachen viel länger leben als ihr und mancher der heute lebenden Drachen noch die
Ahnen seiner Familie selbst gekannt hat, die diese Zeit miterlebten, haben wir die Sünden längst vergessen. Aber es geht nicht
um die Sünden. Es geht um das Vertrauen.
Wieder suchte sie Royas Blick, hätte sich am liebsten an sie geklammert, denn hier ging es um ein Vermächtnis von solcher
Tragweite, dass sie sich unendlich winzig und hilflos vorkam. Stell
dir vor, hörte sie die Stimme des kleinen Drachen in ihrem Geist,
wir würden euch tatsächlich helfen. Denkst du nicht, dass viele
Drachen sich fragen würden, was danach geschieht? Ob man
wirklich darauf vertrauen kann, dass ihr Menschen uns nicht wieder verratet? Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als wenn man für
einen anderen sein Letztes gibt, sogar sein Leben einsetzt, nur
um dann erleben zu müssen, dass man von ihm verspottet und
verraten wird.
Alina fühlte sich sterbenselend. Ulfa hatte Recht – es war eine
furchtbare Schuld, die da auf ihnen lastete. Und ausgerechnet
jetzt, da sie es versäumt hatten, sie wieder wett zu machen,
brauchten sie die Drachen mehr denn je. Wie stellt ihr es euch
vor?, lautete die herausfordernde Frage Ulfas.
Alina schüttelte den Kopf, hob hilflos die Arme. »Ich weiß es
nicht, Ulfa. Kannst du es mir sagen?«
»Das Siegel ist nicht vollständig zerstört«, meldete sich Roya.
Alina drehte sich um. Roya hielt sich das Siegel auf dem Schriftstück nahe vor die Augen und betastete es mit dem Zeigefinger.
»Es scheint«, sagte sie leise, »als wäre es sogar schon einmal…
mehr zerfallen gewesen und sein Zustand hätte sich gebessert.
Hier, schau mal!« Sie hielt Alina das Pergament hin.
Etwa ein Drittel des dunkelroten Siegellacks war noch da – oder
sollte man sagen: wieder da? Es fühlte sich an dieser Stelle glatt
an und glänzte sogar. Alina blickte zu Ulfa auf. »Was hat das zu
bedeuten?«
Der kleine Drachenkopf starrte eine Weile auf das Siegel. Es ist
magisch, wie ich schon sagte, erwiderte Ulfa. Es würde wieder
vollständig sein, wenn die Schuld getilgt ist.
Roya und Alina sahen ihn nur voller Hoffnung an.
Es war klar, dass er ihnen sagen musste, wie.
Es begann mit Leandra, erklärte der Drache. Mit ihrer Bitte um
Vergebung – damals, hier in Bor Akramoria. Später tat Roya etwas Außergewöhnliches.
»Ich?«
Ja – du, Roya. Du hast einen jungen Feuerdrachen gerettet, der
ohne deine Hilfe umgekommen wäre.
Gegen den Widerstand deiner Begleiter. Und später bist du sogar noch bei ihm geblieben, hast ihn über eine Woche lang gefüttert und ihn mit deinen Heilmagien gepflegt.
»Davon weißt du?«
Ja, ich weiß es. Das ist eigentlich meine einzige besondere Fähigkeit: bedeutsame Dinge zu wissen, die anderswo stattfanden.
»Und diese Taten, Leandras und meine, hat das Siegel der
Freundschaft wieder hergestellt?«
Wie man sehen kann – ja. Aber der größte Teil fehlt noch.
»Ulfa, warum zögerst du so?«, beklagte sich Alina.
»Ich weiß, dass du uns sagen könntest, wie die Schuld ganz getilgt werden kann. Warum verschweigst du es?«
Abwechselnd blickte er zu Roya und zu Alina.
Schließlich fuhr er fort: Ein sehr tiefer Bruch des Vertrauens lastet auf uns, Alina. Um das ganze Volk der Drachen so weit zu versöhnen, dass es sich für euch in einen Krieg stürzen würde – dabei wissend, dass viele sterben würden –, dazu bedarf es einer
gewaltigen Geste. Nach einer Tat, die so viel verlangt, dass ich
sie nicht auszusprechen wage.
Alina wurde langsam wütend. Sie trat noch einen Schritt auf Ulfa zu. »Sag es!«, forderte sie. Wiederum nahm sich Ulfa sehr lange Zeit für seine Antwort. Seine ganze Autorität war von ihm abgefallen, seine Stimme plötzlich von Trauer erfüllt und sein Kopf
gesenkt, als er zu sprechen begann. Es war hier in Bor Miramona,
wo die Schlacht stattfand.

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