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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hatte, stets ein wenig gebieterisch
und zugleich belehrend. Ich bin kein göttliches Wesen, Alina; ich
bin ebenso fehlbar wie ihr. Sogar noch fehlbarer, denn ich besitze
eine gewisse Macht – aber ich darf sie nicht missbrauchen. Wenn
ich diese Macht einsetzen will, muss ich mich an strenge Regeln
halten, sonst kann Schlimmes geschehen. Deswegen muss ich
mich zurückhalten.
Alina studierte den kleinen Drachen nachdenklich. Sie verspürte
ein gewisses Bestreben, ihn herauszufordern, denn sie benötigte
Antworten. Orakelhafte Rätsel, auch wenn sie einen tieferen Sinn
besitzen mochten, halfen ihr nicht weiter. »Verzeih mir, Ulfa«,
sagte sie, »aber aus welchem Grund bist du da? Warum existierst
du?« Nun geschah etwas, das Alina überraschte. Sie hörte ein
Lachen in ihrem Kopf – ein Lachen von dem Wesen, das Roya als
so überaus ernst und nie zu Spaßen aufgelegt beschrieben hatte.
Warum ich existiere? Wieder war das Lachen zu hören – es war
ein freundliches, belustigtes Lachen, kein höhnisches Gelächter,
wie es von einem Sardin zu erwarten gewesen wäre. Ich hätte
nicht gedacht, dass ein Mensch je den Mut haben würde, mir eine
solche Frage zu stellen. Meine Hochachtung, Alina. Aber… nun ja,
deine Freundin Roya hatte ebenso viel Mut. Das gefällt mir.
»Es gefällt dir?« Alina sah sich wieder zu Roya um. Roya nickte,
sie hatte Ulfas Worte ebenfalls verstanden.
Ja. Es beweist mir, dass ihr euch nicht zu kriecherischer Unterwürfigkeit veranlasst seht. Royas Zorn auf mich war gerecht, obwohl sie danach einen furchtbaren Fehler beging. Auch deine Frage ist berechtigt und ich will sie dir beantworten: Mein Dasein
beruht auf dem Erfordernis des Gleichgewichts. Etwas von der
Gegenseite hat sich – aus eigener Kraft – in eurer Welt manifestiert und deswegen bin ich da. Um ein Gegengewicht aufzubringen.
»Du sprichst von Sardin, nicht wahr?«, fragte Roya. Sie trat ein
Stück vor und kniete sich neben Alina.
Richtig, Roya. Einer wie Sardin sollte fort sein, nicht mehr in
dieser Welt. Leider hat er ein Mittel gefunden, sowohl im Jenseits
als auch im Diesseits zu sein und Einfluss auf beide Sphären zu
nehmen. Ich selbst war nichts als eine einfache Kreatur dieser
Welt, auch wenn man mich einen >Urdrachen< nennt. Sardins
Griff nach der Unsterblichkeit hat mich gezwungen, eine gewisse
Rolle einzunehmen. Aber ich kann nicht beliebig Einfluss nehmen.
Das würde bedeuten, dass sich das Gleichgewicht verändert, und
das darf nicht sein. Ihr seid es, die handeln könnt, denn ihr seid
Wesen dieser Welt. Ich bin nur eine Art Wächter. Ein Gegenpol,
der mahnend ein Gesetz, eine Regel darstellt. Was euer Schicksal
angeht, darf mein einziges Handeln darin bestehen, euch im
Rahmen dieser Regeln hin und wieder meinen Rat und mein Wissen zur Verfügung zu stellen oder euch vor etwas zu warnen.
Mehr steht nicht in meiner Macht. Alina hielt sich zurück. Dass
Ulfa sich als eine Art machtloses Wesen beschrieb, wollte ihr nicht
recht in den Kopf. Und auch das Erfordernis dieses Gleichgewichts, von dem er sprach, sagte ihr nichts. Sie hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn das Gute, das Ulfa hoffentlich
darstellte, ein Übergewicht über die Bosheit Sardins erlangt hätte.
Aber wahrscheinlich wusste niemand besser als Ulfa selbst, was
er tun konnte und was nicht. Sie war sicher, dass er von der
Machtübernahme der Drakken ebenso wenig begeistert war wie
sie selbst.
»Ulfa, ich…«, sagte Roya zaghaft.
Der kleine Drache wandte den Kopf und starrte sie aus seinen
winzigen, geschlitzten Augen an. Wie ich schon sagte, Roya, dein
Zorn war gerecht, wenn auch etwas schroff. Du wolltest einen
Freund retten.
Sie nickte. »Danke, dass du mir das verzeihst.
Aber… mein eigentlicher Fehler war wohl das, was ich danach
tat. Kannst du mir sagen… was dadurch geschehen ist?«
Ulfa antwortete eine Weile nicht, er schien unschlüssig. Dann
sagte er: Wenn ich genauer nachdenke, Roya, ist das, was du
getan hast, sogar meine Schuld. Ich habe dir keine befriedigenden Antworten gegeben und schon gar keinen Trost. Und es ist
wohl auch der Preis dafür, was ich einst tat. Ich sagte dir bereits,
dass ich schon zweimal den Bogen weit überspannt habe. Einmal
rettete ich Leandra, ein anderes Mal Hellami. Ich tat es aus ebenso mitfühlenden Beweggründen wie du, aber dies ist nun der
Preis. Du warst die ausführende Hand, aber ich war der Verursacher.
Roya sah nicht gerade glücklicher aus. »Das würde ja bedeuten,

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