Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
weiter zu! Zwanzig Jahre, Leandra!, sagte er.
Du hast es von Rasnor selbst gehört! Gib mir eines davon – in
dieser Zeit können wir es schaffen! Danach hast du immer noch
genügend Zeit, etwas zu unternehmen. Leandras Herz pochte. Ein
ganzes Jahr?, fragte sie. Du willst ein ganzes Jahr in mir bleiben?
Es kommt auf dich an. Vielleicht geht es schneller. Aber wenn du
nicht mitspielst… könnte es auch länger dauern. Viel länger!
Teil III
Das Salz der Erde
35
Ein neuer Plan
»… und Ihr wärt wirklich von dem Turm in die Tiefe gesprungen?«, fragte Marko fassungslos. Alina stöhnte leise. Sie warf
Roya ärgerliche Seitenblicke zu. »Ich weiß es nicht«, antwortete
sie. »Vielleicht habe ich gespürt, dass Ulfa nur wissen wollte, ob
ich es tun würde.« Sie hatten sich in Alinas Zimmer im Windhans
getroffen: Alina, Roya, Meister Izeban und Marko. Nach ihrer
Rückkehr aus Bor Akramoria gab es viel zu besprechen. Die
Neuigkeit, dass sie von den Drachen Hilfe erhalten würden, war
wie ein Katapultgeschoss in Malangoor eingeschlagen und hatte
sich schnell herumgesprochen. Das und auch noch etwas anderes.
Alina beugte sich nahe ans Ohr der unschuldig lächelnden Roya
und zischte: »Verräterin!«
Roya zuckte nur mit den Schultern. Richtig Leid schien es ihr
nicht zu tun, dass sie Alinas Absicht verraten hatte. Es lag ein gut
Teil der angedrohten Bestrafung darin, aber letztlich doch auch
ein wenig Stolz, dass ihre Freundin bis hin zur Selbstaufgabe gegangen wäre, um ihrem Volk und ihrer Welt einen entscheidend
wichtigen Dienst zu erweisen.
Marko pfiff leise durch die Zähne.
Alina seufzte unwillig. Langsam war es ihr genug.
»Ich habe es ja nicht getan!«, sagte sie noch einmal. »Als deine
Shaba befehle ich dir, nichts darüber weiterzuerzählen! Und nun
Schluss damit!«
Marko zuckte gleichmütig die Achseln – die Sache schien damit
für ihn erledigt. »Was tun wir jetzt?«, fragte er.
»Deswegen habe ich euch zusammengerufen«, sagte Alina und
deutete auf die einfachen Stühle, die sie aufgestellt hatte. Roya,
Izeban und Marko setzten sich.
Sie wandte sich an Marko. »Du bist doch… so etwas wie ein
Krieger, oder?«
Marko nahm Haltung an. Roya warf ihm belustigte Blicke zu.
»Marko von Phyrras«, erklärte er ernst.
»Provinzkommissar zu Ross, Protektor des Landes NiederKambrum, Brunnenmeister und Oberster Landvermesser von Soligor, sowie Beschützer der braven Leute und Schrecken aller
Banditen und Räuber. Darüber hinaus Schriftgelehrter, Schwertkämpfer und meisterlicher Bogenschütze!«
»Brunnenmeister!«, wiederholte Roya und rollte mit den Augen.
Er warf ihr einen vorwurfsvollen Seitenblick zu.
In Wahrheit war er hingerissen. Sie war ein witziges, kleines
Biest und dafür hätte er sie am liebsten geküsst. Im Augenblick
aber ging es um sein Ansehen vor der Shaba. Wenn die Welt erst
wieder befreit war, sagte er sich, würde ihm dieses Ansehen vielleicht zum alten Besitzstand zurückverhelfen.
»Schön, Marko. Du verstehst also etwas vom Kämpfen? Von
Schlachten, Taktik und Krieg?«
»Das will ich meinen! Ich…«
Alina gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. »Schon gut. Das
genügt. Ich verstehe nämlich gar nichts davon. Du bist ab jetzt
mein Hauptmann. Du musst…«
»Euer… Hauptmann?«
»Ja, genau. Der Oberbefehlshaber meiner Armee und mein Erster Berater in militärischen Dingen. Mit allen Ehren und dem entsprechenden Sold. Leider ist derzeit die Kriegskasse leer und die
Armeestärke gleich Null. Das zu ändern ist deine erste Aufgabe.
Bist du einverstanden?«
»Die… äh, Kriegskasse? Aber ich…«
»Bedeutet das ein >Ja«
»Selbstverständlich, Shaba. Aber ich…«
»Sei still«, gebot sie ihm mit freundlicher Miene und hob die
Hand. »Es gibt viele Dinge, über die wir nun nachdenken müssen.
Alles Militärische überlasse ich dir.«
Marko blickte unsicher zwischen den Anwesenden hin und her.
Alina warf ihm ein vieldeutiges Lächeln zu, woraufhin er sich widerstrebend entspannte.
»Wir werden noch viele Wochen brauchen«, fuhr Alina fort, »bis
wir so weit sind, den Angriff wagen zu können. Ich habe mir
schon Gedanken gemacht, und es gibt einiges, wovon ich euch
berichten muss. Anschließend können wir uns einen Plan zurechtlegen. Einverstanden?«
Sie nickten.
»Gut, dann hört mir zu. Als Erstes müssen wir Informationen
sammeln. Die Drachen werden uns dabei helfen. Wir müssen herausfinden, wo die Drakken ihre Flugschiffe, Bergwerksanlagen
und Stützpunkte haben.
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