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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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verschiedene Richtungen davon.
Kurze Zeit später kamen Jennas und einer der Männer im Laufschritt aus einem der vielen Gänge, die in diese Halle einmündeten. »Ja, Hoher Meister?«
»Jennas! Ist dieser… Siong schon eingetroffen?
Der Mann, den ihr aus Hegmafor herbeordert habt?«
Jennas nickte. »Ja, Meister, gerade vor einer Stunde. Er ist
beim Essen.«
Ötzli hob die Brauen. »Tatsächlich? Dann schick ihn zu mir – ins
Ordenshaus. Ich gehe jetzt hinauf.«
Jennas verneigte sich gehorsam und wandte sich um. Ötzli
wandte sich in den Hauptgang, der nach Nordosten führte. Innerhalb weniger Tage waren die Katakomben bereits zu einem vertrauten Ort für ihn geworden, aber dennoch: er mochte sie nicht
besonders. Der größte Teil der Bruderschaftler hielt sich hier
ständig auf. Diese Leute schienen lichtlose und kalte Orte geradezu zu lieben. Er hingegen war froh, wenn er wieder hinauf ans
Licht, in die Luft und Sonne kam. Oder sei es nur in die Nacht, so
wie jetzt.
Er durcheilte die weitläufigen Gänge, die spärlich von Fackeln
oder Öllichtern beleuchtet waren; gerade ausreichend, um Orientierungspunkte zu liefern. Nach einer Weile erreichte er die Treppe, die zu einem Schacht in einen alten, verlassenen Turm der
Stadtwache hinaufführte. Er nickte zweien seiner Brüder zu, die
dort auf Posten standen, und lief die schmale, gewundene Treppe
hinauf, bis er eine frisch einzementierte Eisenleiter erreichte.
Oben angekommen, nickte er zwei weiteren Posten der Stadtwache zu, die offiziell im Dienst der Duuma stand. Er verließ den
alten Wachturm, trat auf die kopfsteingepflasterte Gasse hinaus
und sah sich kurz tun. Die Gasse war dunkel und menschenleer,
nur gegenüber, am großen, hölzernen Tor des Ordenshauses,
brannte in einer schmiedeeisernen, verglasten Wandhalterung
eine Öllampe. Ötzli überquerte das vom letzten Regen noch glänzende Pflaster und klopfte an das Holztor. Ein Guckloch öffnete
sich und jemand sah kurz heraus, dann öffnete sich das Tor. Wenige Minuten später hatte er das Turmzimmer erreicht, die ehemalige Studierstube von Hochmeister Jockum, dem Primas des
Cambrischen Ordens. Jockum war ein alter Freund von Ötzli, aber
die Zeiten hatten sich gewandelt. Ötzli ließ sich auf den Stuhl hin
ter dem kleinen Schreibtisch fallen. Das Möbel ächzte.
Er blickte zu dem winzigen Fenster, erinnerte sich, wie er einst
an diesem Fleck gestanden und zum Palast hinüber gestarrt hatte, mit Tränen in den Augen. Damals war Munuel hier herein gekommen, hatte die stille Trauer um Lakorta unterbrochen, Ötzlis
Schüler, der das erste Opfer in dem damals beginnenden Konflikt
um die Bruderschaft geworden war. Ötzli indes hatte zu jenem
Zeitpunkt bereits gewusst, was bis heute wohl kaum jemand auch
nur ahnte: Lakorta, ein Mann, für den Ötzli beide Hände ins Feuer
gelegt hätte, war ein Verräter gewesen. Nicht er war im Turm der
Stürme Opfer eines Dämonen geworden, nein – Lakorta war erst
später umgekommen, gejagt und getötet von den Schattenwesen
der Bruderschaft. Lakorta war Ötzlis Schüler gewesen.
Damals war für Ötzli eine Welt zusammengebrochen. Lakorta
hatte die Aktivitäten des Cambrischen Ordens an die geheimen
neuen Machthaber im Shabibs-Palast verraten. Ötzli hatte stets
an die Rechtschaffenheit der guten Tat geglaubt, auch wenn sie
von großer Strenge gekennzeichnet war – und er als Altmeister
des Cambrischen Ordens, hatte sich ein Leben lang für diese
Rechtschaffenheit eingesetzt. Mit Jockum und Munuel hatte er
gegen Dämonen, Abtrünnige und Verräter gekämpft und hart
durchgegriffen, wenn ihm falsche Propheten oder undisziplinierte
Adepten untergekommen waren: stets und vor allem anderen
bereit, den Kodex der Gilde zu verteidigen.
Als Lakorta, sein bester und aussichtsreichster Schüler, damals
wegen ein paar lumpiger Goldfolint die rechtschaffene Arbeit des
Cambrischen Ordens verraten hatte – nein, da hatte Ötzli seinen
Glauben verloren. Oder besser: einen großen Teil seines Glaubens. Der Rest war gefolgt, als Leandra, dieses dumme, überhebliche Kind, vor seinen Augen zur Trägerin des legendären Schwertes, der Jambala, geworden war. Und Jockum, sein alter Freund
und Kampfgenosse, hatte das auch noch gebilligt! Inzwischen war
er sogar ein Mitstreiter dieses fluchenswerten Weibsstücks…
Ötzli schnaufte vor kaum beherrschtem Ärger und Zorn. Was
war nur aus dieser Welt geworden?
Es klopfte.
Ötzli erschrak regelrecht – aber einen Augenblick später durchfuhr

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