Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Männern hinauf – aber sie sollen erst oben erfahren, was wir vorhaben. Die Drachen bringen sie dann von dort auf das Palastdach.« Niemand hatte einen Einwand. Jacko wandte sich an seinen Gefährten Caan. »Los, Caan, ab mit dir! Du hast alles gehört.
Und du auch, Yo – ihr beide macht das. Und vergesst nicht: Kein
Wort zu einem der Leute! Niemand darf zu früh erfahren, was wir
vorhaben!« Caan und Yo nickten und erhoben sich. »Wie viele
Magier bringen wir zusammen?«, fragte Leandra, nachdem die
beiden gegangen waren. »Xarbas ist bei uns«, sagte Jacko, »und
Jerosh, ein alter Freund von mir.« Er lächelte den Primas schief
an. »Nicht gerade ein Gildenmitglied… aber ein gefährlicher Bursche. Und Harae, seine Schülerin. Sie ist auch nicht ungeschickt.
Dann du, Leandra, und der Primas… Nun, wir werden sicher noch
ein paar finden.«
Sie besprachen letzte Einzelheiten, dann verteilten sie sich zu
ihren jeweiligen Aufgaben. Eine halbe Stunde später waren alle
Vorbereitungen getroffen und die erste Gruppe setzte sich in Bewegung, um an jener Stelle, an der Leandra am Abend mit Nerolaan gelandet war, mit den Drachen zusammenzutreffen.
*
Altmeister Ötzli tobte.
»Wo ist dieser Mistkerl, dieser Verräter?«, brüllte er. »Ich werde
ihn zerreißen! Mit bloßen Händen!«
Cicon und Vandris standen bei ihm, und jeder von ihnen wäre
am liebsten wieder aus den Katakomben verschwunden – so
schnell es nur ging. Ötzli war kurz davor, irgendetwas zu zerstören, und dass er es mit Hilfe von Magie tun würde, lag auf der
Hand. Das würde gefährlich werden. Er baute sich vor Vandris
auf. »Hast du keine fähigeren Leute, verdammt? Es kann doch
nicht so schwierig sein, einen solchen Mann aufzutreiben! Er ist
so hässlich und entstellt, dass nicht mal ein Blinder ihn übersehen
könnte!« Vandris trat einen Schritt zurück und schüttelte angstvoll den Kopf. »Ohne den Glatzkopf sind unsere Verbindungen in
die Savalgorer Unterwelt nicht besonders gut«, sagte er und hob
hilflos die Schultern. »Niemand von unseren Leuten konnte ihn
bisher auftreiben. Auch Guldors Leute nicht.«
»Beim Stygium!«, fluchte Ötzli und hob eine geballte Faust.
»Wenn ich diesen Verräter zwischen die Finger kriege! Er wollte
hundert Mann aufbringen, darunter mächtige Magier, und noch
ein Dutzend von uns dazuholen! Und was ist passiert?« Er warf
die Arme in die Luft. »Diese dreimal verfluchte Leandra ist in aller
Seelenruhe mit ihren Drachen in der Stadt gelandet!« In der Nähe standen noch andere Männer, in dunkle Kutten gehüllt und die
Häupter gesenkt. Jeder von ihnen wusste es: Nachdem Rasnor,
ein weiterer Verräter, nichts mehr von sich hatte hören lassen,
waren Leandra und ihre Freunde nach Savalgor zurückgekehrt.
Das bedeutete, dass sie den Pakt tatsächlich gefunden hatten.
Und diesen Pakt brauchte Ötzli, denn er hatte versprochen, ihn
den Drakken zu bringen. Nur dann hätten sie noch eine kleine
Chance, den Überfall der fremden Echsenwesen zu verhindern,
und ihnen eine Zusammenarbeit mit der Bruderschaft abzuringen.
Das war zwar keine wirkliche Rettung, aber immerhin das weitaus
kleinere Übel. Außerdem würde es ihnen eine bessere Stellung
und viel mehr Macht einbringen.
Doch alles war schief gegangen. Der Glatzkopf, ein alter, entstellter Kerl, der sich bisher als über die Maßen nützlich erwiesen
hatte, war im entscheidenden Moment plötzlich verschwunden.
Ötzli hatte schon zwei Abende zuvor etwas Ungutes verspürt. Er
war mit dem Glatzkopf in der alten Seilerei im Hafen verabredet
gewesen, wie schon etliche Male zuvor, aber der hässliche Kerl
war nicht erschienen. Weitere Versuche, ihn aufzutreiben, waren
ebenfalls fehlgeschlagen. Gestern Abend dann hatte Ötzli vorsichtshalber eigene Leute postiert – oben auf den Monolithen und
ein paar hohen Gebäuden der Stadt. Aber das Wetter war
schlecht gewesen, und bevor er die ersten Leute außerhalb der
Stadt hatte platzieren können, war es geschehen. Vor nicht ganz
einer Stunde hatte man ihm die Nachricht überbracht, dass in der
Gasse beim Roten Ochsen zwei Drachen gelandet waren. Beim
Roten Ochsen!
Er fluchte verbissen in sich hinein, dass er nicht selbst darauf
gekommen war! Natürlich – dort hätte man sie erwarten müssen!
An welchen anderen Ort hätte Leandra sonst zurückkehren sollen? Der Rote Ochs war seit zwei Wochen in der Hand ihrer Leute,
und es gab keinen anderen Ort, den sie hätte ansteuern
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