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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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erste Mann hier gelandet war, hatten sich die Leute auf
dem Dach des Palasts völlig still verhalten. Es war beeindruckend,
wie diszipliniert die Kämpfer waren. Jedem schien klar zu sein,
dass sie keinen zweiten Versuch haben würden. Leandra stand
hin und wieder auf und ging herum, aber sie konnte in der nächtlichen Dunkelheit nicht mehr als eine Anzahl dunkler, sitzender
oder liegender Körperumrisse wahrnehmen, von denen man
kaum mehr als das Atmen vernahm. Selbst das Flüstern leiser
Unterhaltungen war nicht zu hören.
»Wo Yo nur bleibt?«, fragte Victor leise.
    Leandra setzte sich und blickte angespannt in Richtung des flachen Baus am östlichen Ende der Plattform. »Hoffentlich ist ihr
nichts passiert«, sagte sie bang. Sie blickte über die Schulter zu
ihm. »Du bleibst hinten, verstanden?«, mahnte sie ihn. »Dein
Leben ist zu kostbar. Dir darf nichts passieren.«
    »Ach, Mist«, sagte er missgestimmt. »Ich würde meins geben,
um deinen kleinen Finger zu retten.
Und außerdem: Was kümmert es mich, was aus euch wird,
wenn ich tot bin?«
Sie nahm seine Hand und drückte sie. Ihr ging es ähnlich. Was
war das Leben eines Helden oder einer Heldin schon wert, wenn
es immer nur mit Schmerzen verbunden war? Für Momente verspürte sie große Lust, mit Victor tatsächlich einfach auf einen
Drachen zu steigen und mit ihm bis ans Ende der Welt zu fliegen.
Sie würden schon einen Flecken finden, an dem sie sich vor allem
verkriechen konnten.
»Wie ist er denn so – der Kleine?«, wollte er wissen.
Sie drückte seine Hand noch ein bisschen fester.
»Niedlich.«
»Denkst du, er wird mich mögen?«
Sie versuchte sich mit einem Scherz. »Dich? Wer mag dich
schon?«
»Tja«, meinte er.
Mehr nicht. Ihre Versuche der gegenseitigen Aufmunterung
waren nach wie vor vergebens. Wieder schwiegen sie, lauschten
in die Dunkelheit, ob Yo wiederkam.
»Wirst du jetzt auch ein Kind von mir haben?«, fragte er.
Sie sah ihn erstaunt an.
»War das nicht deine Absicht, Leandra? Die vielen Male in den
letzten Tagen, als du mich nicht loslassen wolltest, wenn wir miteinander schliefen?«
Sie seufzte. »Ja, kann schon sein. Aber mach dir keine Sorgen.
Wenn es passiert, dann ist es ganz allein meins. Ich kümmere
mich darum.«
»Du denkst, ich wäre nicht gern der Vater deines Kindes?«
»Doch, natürlich. Aber du hast ein wichtigeres Kind.«
Victors Gesicht versteinerte sich. »Ich kann diesen Mist nicht
mehr hören«, sagte er und stand auf. Er verschwand in der Dunkelheit. Leandra blieb sitzen und weinte. Es half ihr ein wenig –
auch deswegen, weil keiner kam, um sie zu trösten.
Es gab einfach niemanden, der das vermocht hätte.
Sie musste lernen, selbst damit fertig zu werden.
Endlich kam Yo wieder und Leandra war dankbar.
Kampf war keine gute, aber wohl die wirkungsvollste Ablenkung
von allzu verzweifelten Gedanken.
    *
Yo war es gelungen, zu Alinas Leuten vorzudringen.
Vier Soldaten der treuen Palastgarde begleiteten Yo, um sich
    von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen. Als sie Leandra erblickten, waren sie nahe daran, in Jubel auszubrechen. Jeder
kannte inzwischen ihr Gesicht.
    Es war der Augenblick, auf den Jacko gewartet hatte. Er erteilte
den Befehl vorzurücken.
Keiner der Kämpfer zog seine Waffe – jetzt ging es allein darum, möglichst leise hinab in die oberen Stockwerke des Palasts zu
gelangen und zu Alinas Streitmacht aufzuschließen. Dies erwies
sich als völlig unproblematisch. Es gab nichts als eine breite Wendeltreppe, allerdings führte sie endlos hinab, so als wollte sie gar
nicht mehr aufhören. Alinas Leute waren ziemlich überrascht gewesen, als sie durch Yo von der Ankunft einer Verstärkung erfahren hatten. Entsprechend groß war die Erleichterung, als die einundvierzig Kämpfer und sechzehn Magier zu ihnen stießen. Auch
die Wiedersehensfreude mit Alina und Meister Fujima war groß.
Victor hielt sich im Hintergrund und beäugte Alina misstrauisch.
Als Yo kurz die kleine Marie auf dem Arm hatte, war er plötzlich
da und erbot sich, das Kind zu halten. Leandra beobachtete die
Szene mit Unbehagen.
Victor stand mit Marie ein wenig im Hintergrund, während Alina
und Meister Fujima sich mit Yo, Leandra und dem Primas unterhielten und Neuigkeiten austauschten. Er studierte das Gesicht
des Säuglings und zog dabei eine Miene, als würde er einen kleinen, hässlichen Käfer untersuchen. Leandra bemühte sich, Alinas
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das Herz schlug ihr bis zum
Hals;

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