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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gedacht.
    Zu diesem Zeitpunkt – er lag etwa eine Stunde zurück – war alles zum Besten gestanden. Dann aber waren die Drakken gekommen. Und sie wussten von Anfang an, was ihnen blühte, denn
sie stürmten in seltsamen Anzügen in die Verdunsterhalle – und
das mit einem ganzen Trupp. Das Salz in der Luft konnte ihnen
nichts anhaben. Es gab nur eine Erklärung: Diese seltsame
Wurmkreatur hatte Leandra von dem Salz reden hören und hatte
es weitergemeldet. Sie hätte sich ohrfeigen können: Aus lauter
Stolz über den schlauen Plan, den sie zusammen ausgeheckt hatten, hatte sie Rasnor beeindrucken wollen – und hatte gequasselt
wie ein Waschweib.
    Dass sie vor den Drakken gerade noch fliehen konnten, lag allein am dichten Nebel in der Halle und daran, dass sie die oberen
Abschnitte, die man über Stege und Leitern erreichen konnte,
bereits kannten.
    Sie flohen hinauf, trieben den gefangenen Rasnor mithilfe der
Armbrust vor sich her und schafften es, durch seitliche Korridore
und schmale Gange aus diesem Teil des Schiffs herauszukommen. Nun wurde es wieder still. Nur rote Lampen blitzten überall
rhythmisch auf und aus der Feme klangen seltsam trötende Signaltöne. Als sie schließlich in andere Bereiche kamen, in denen
zuvor rege Betriebsamkeit geherrscht hatte, wurde es gespenstisch. Hier lagen sie zuhauf, die toten Drakken – Opfer ihrer tödlichen Fracht. Es war beklemmend, wie gut ihr Plan funktioniert
hatte. Überall lagen die Toten, mit verrenkten Gliedmaßen und
gelblichem Schaum vor den hässlichen Mäulern – was auf einen
kurzen, schrecklichen Todeskampf schließen ließ. Wie überall,
waren die Gänge von feinem Dunst erfüllt und Leandra konnte
das Salz auf den Lippen schmecken. Alle Arten von Drakken hatte
es erwischt, Soldaten, Verwalter, Offiziere, auch die großen, vier
armigen Lastenträger und andere. Das Salz hatte sie an allen
erdenklichen Orten erreicht, in den Gängen, den Korridoren und
Verbindungstunneln, in kleinen Nebenräumen und großen Hallen.
    Leandras Herz pochte dumpf, auch Roya, Azrani und Marina
tauschten betroffene Blicke. »Jetzt seid ihr euch selber unheimlich, was?«, geiferte Rasnor. »Da, seht nur: euer Werk!« Sie antworteten ihm nicht – es war auch nicht nötig. Zwei lange Nächte
hatten sie, während sie nähten, mit Unbehagen darüber diskutiert, ob sie so etwas tun durften – einen so hinterhältigen Mord
an so vielen Wesen zu begehen. Sie waren, allerdings ohne jede
Begeisterung, zu dem Schluss gekommen, dass sie das Recht
hatten, für ihre Freiheit zu kämpfen. Besonders, da ihrer Welt auf
lange Sicht eine ebenso vollständige Vernichtung drohte. Und
gegen die Drakken gab es einfach kein anderes Mittel als einen
brutalen, tückischen Gegenschlag. Dennoch – jetzt dieses Ergebnis vor Augen zu haben war grauenvoll. Überall blitzten die roten
Lichter, es waren gewiss Alarmlampen, aber ihre Warnung kam
zu spät.
    Rasnor ihren Zwiespalt erklären zu wollen wäre sinnlos gewesen. Er besaß keinerlei Skrupel und hätte ihre Selbstkritik nur für
Hohn und Spott ausgenutzt.
    Sie hörten einen Drakkentrupp heranstürmen und eilten in einen Seitenraum, um sich zu verstecken. Hinter metallenen Kästen knieten sie nieder und starrten hinaus auf den Gang. Die Soldaten donnerten in ihren Anzügen an ihnen vorüber. Gleich darauf folgte ein zweiter Trupp. Roya hielt Rasnor in Schach, indem
sie ihm unmissverständlich die Armbrust in die rechte Seite
drückte. »Die werden auch bald hinüber sein«, sagte er verächtlich.
    Marina packte ihn an der Schulter. »Was sagst du da?«
»Na klar! Diese Anzüge sind für draußen, fürs Weltall. Die haben nicht für ewig Luft!« Er befand sich in einer seltsamen Stimmung. Es schien, als hätte er sich wieder seinen alten Hass auf
alles und jedes zu Eigen gemacht, ohne Unterschied. Kein Wunder, dachte Leandra. Er hat alles verloren. Wir haben wenigstens
noch uns vier, aber er hat gar nichts mehr.
    »Was wollt ihr jetzt tun?«, fragte er. Roya funkelte ihn voller
Hass an. »Ich glaube, ich drücke erst mal ab!«
Das Blut wich ihm aus dem Gesicht. »Langsam, Roya, ich…«
»Zeig uns den Weg zu dieser Halle, wo sie das Wolodit verarbeiten. Dort, wo ein Trivocum herrscht«, verlangte sie.
Er lachte meckernd. »Was wollt ihr denn dort?«
»Das wirst du schon sehen! Was ist? Zeigst du uns den Weg?«
»Und warum sollte ich das tun?«
»Weil wir dich umbringen, wenn du es nicht tust!«, erwiderte
sie kalt. »Wenn

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