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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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den unbesetzten Thron. Nur eines
hatten die Soldaten gemein: Sie hofften auf eine Lösung ihres
Konflikts, und zwar noch in dieser Stunde.
    Oben auf der breiten Empore des Sitzungssaals drängte sich eine weitere Gruppe von Leuten: hunderte von Bürgern aus Savalgor, die herbeigeströmt waren, als bekannt worden war, dass der
Hierokratische Rat in Kürze eine Entscheidung über die Thronfolge
fällen würde. Leandra und ihre Freunde besetzten eine breite
Bank unten im Sitzungssaal. Es war dieselbe Bank, auf der sie vor
nicht allzu langer Zeit schon einmal zur Anklage Platz genommen
hatten. Aber dieses Mal waren sie freie Bürger.
    Trotz all der Hoffnung, welche die Herzen der Leute erfüllte,
herrschte ein tiefer Zwiespalt im Saal. Die Palastrevolte war von
der Kerkerwache ausgegangen, deren Hauptmann sich geweigert
hatte, das Todesurteil gegen die vier nach Leandras Flucht verbliebenen Gefangenen – Jacko, Hellami, Xarbas und Meister Fujima – zu vollstrecken. Dieses Urteil jedoch war rechtmäßig durch
Ratsmehrheit gesprochen worden, und so war die Tatsache, dass
sich gut die Hälfte der Palastgarde aufgelehnt hatte, eine Gesetzesverstoß, auf den normalerweise der Tod stand. Ein weiterer,
schwerer Bruch des geltenden Rechts war die stillschweigende
Waffenniederlegung des ratstreuen Teils der Garde. Sie hätten die
Pflicht gehabt, alle Fahnenflüchtigen gefangen zu nehmen. Entweder machte dies die Garde zu einem Trupp von Gesetzesbrechern oder den Rat zu einem vollkommenen Possenkabinett. Da
jedoch allein die Garde die militärische Gewalt innehatte, wäre
der nächste, logische Schritt die Zerschlagung oder wenigstens
die Auflösung des Hierokratischen Rates gewesen. Das aber wollte der ratstreue Teil der Garde nicht zulassen, zumal die Stadtwache, die nicht im Palast zugegen war, ebenfalls noch dem Rat
unterstand.
    Als Ergebnis herrschte eine höchst heikle Pattsituation, die in
ein furchtbares Blutbad hätte umschlagen können, wäre da nicht
die klare Weigerung der Palastgarde gewesen, gegen die anderen
Mitglieder der Garde zu kämpfen. Allein dies hielt die Situation in
der Schwebe.
    Jeder der Anwesenden hoffte auf eine gütliche Einigung, aber
die Beklemmung der Leute war beinahe mit den Händen zu greifen. Jeder wusste: Es kam darauf an, wie der Rat urteilen würde.
Das Schicksal des gesamten Landes hing davon ab. Und da Akrania das Land mit der weitaus größten Bevölkerung war, ging es
hier im Grunde um die gesamte Höhlenwelt.
    Leandra war von der Unruhe angesteckt worden. Nervös blickte
sie in die Runde. Die Beine taten ihr noch immer weh; obwohl der
Primas all seine Heilkünste eingesetzt hatte, brannte die Haut wie
Feuer. Oder vielleicht gerade deswegen. Im Moment ignorierte sie
den Schmerz verbissen. Trotz ihrer begründeten Hoffnung hatte
sie ein ungutes Gefühl beschlichen. Es lag etwas in der Luft, das
ihr nicht gefiel, aber sie wusste nicht recht, was es war. Dazu
kam noch, dass schon wieder Drakkenschiffe gesichtet worden
waren. Die Drachen berichteten, dass die Drakken von weit im
Westen über das Meer her kämen und dort irgendwo ihr Stützpunkt sein müsse.
    Plötzlich kam Unruhe auf. Ehe Leandra verstand, was geschah,
verfiel die Menge der Anwesenden in einen wahren Sturm aus
Jubel, Geschrei und Hochrufen. In der Mitte des Saals strebten
die Hierokraten, die sich an den Händen gehalten hatten, auseinander. Leandra sah noch, wie sich einige von ihnen zunickten.
Victor war offenbar tatsächlich als Vater von Marie anerkannt
worden. Altmeister Ötzli erhob sich von seinem Stuhl und hob
Einhalt gebietend die Arme. »Der Hierokratische Rat«, verkündete
er mit lauter Stimme, »erkennt den hier anwesenden jungen
Mann namens Victor als Vater dieses Jungen an. Seine Aura
gleicht der des Kindes auf unmissverständliche Weise. Der Beweis
ist erbracht!«
    Das Jubelgeschrei und die Hochrufe brausten zu einem neuen
Höhepunkt auf. Leandra starrte mit steinernen Blicken in die tobende Menge und fragte sich, was sie an dem störte, was sie dort
sah. War es der Schmerz des eigenen Verlusts, der ihre Gefühle
trübte, der Schmerz, dass sie Victor nun tatsächlich verloren hatte – oder war es etwas anderes? Sie stand regungslos da und
starrte zu Victor, der ebenfalls ihren Blick suchte. Plötzlich
wünschte sie sich, er wäre nicht Maries Vater. Sie blickte in Richtung Alina, die sich gerade in Bewegung setzte, um ihren Sohn
auf den Arm zu nehmen.
    Dann ebbte der Lärm

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