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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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schief. »Was?«
Alina wirkte im Augenblick nicht im Mindesten so selbstsicher
wie noch am vergangenen Vormittag bei der Ratssitzung. Dort
hatte sie Altmeister Ötzli mit bemerkenswerter Abgeklärtheit den
Auftritt verdorben. Jetzt aber erinnerte sie eher an ein kleines,
verunsichertes Mädchen. Sie hatte etwas auf dem Herzen, das
spürte Victor, andernfalls wäre sie nicht hierher gekommen. Wollte sie ihn etwa zu dieser Heirat überreden? »Es tut mir Leid, was
ich dir angetan habe«, sagte sie leise.
Unwillkürlich versteifte er sich. Oder war es eher so etwas wie
Entspannung, was er fühlte? Ein seltsames Gefühl war es jedenfalls, das da sein Rückgrat hinabstrich; dass Alina sich für irgendetwas entschuldigen wollte, hätte er nicht vermutet.
»Was… meinst du?«, fragte er unsicher. Sie sprach nicht gleich
weiter, atmete einige Male langsam und tief ein, so als bereitete
es ihr große Schwierigkeiten, damit herauszurücken. »Ich habe
dir das angetan, was Chast mit mir vorhatte. Und… was er
schließlich auch tat. Genau das Gleiche. Es tut mir Leid.«
Victor brauchte eine Weile, ehe er verstand. »Eine Vergewaltigung?«, fragte er ungläubig. »Du meinst, du hättest mir… Gewalt
angetan?« Sie hob die Schultern. »Das ist es doch, nicht wahr?«
Er lachte leise auf. »So habe ich das noch nie gesehen.« Er
starrte kopfschüttelnd über die Brüstung hinweg in Richtung eines
großen Pfeilers, der sich östlich von Savalgor in der milchigen
Ferne abzeichnete. »Ich meine, es ist doch etwas anderes, oder?
Schließlich musste ich kein Kind austragen! Mit ein bisschen Glück
hätte ich nie etwas davon erfahren und…« Ihre Tränen kamen so
plötzlich, dass er erschrak.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und senkte den Kopf. Victor
schluckte heftig, wusste nicht, was er getan hatte. Eine Stimme
der Höflichkeit flüsterte ihm ein, dass er aufstehen und zu ihr
gehen sollte, um sie zu trösten, aber er wusste nicht, wie er das
hätte machen sollen. Mit einem unangenehmen Rumoren im
Bauch blieb er sitzen und wartete, bis ihr Tränenfluss versiegte.
»Warum… macht es dir so viel aus? Ich meine, ich bin für dich
doch nur ein völlig beliebiger Kerl – irgendwer, der zufällig in einem Verlies eingesperrt war und schlief…«
Sie hob den Kopf. »Bist du nicht!«, sagte sie, fast ein bisschen
zornig, aber immer noch unter Tränen.
Das Bild des hilflosen, kleinen Mädchens vertiefte sich und Victor war kein Grobian. Sein innerer Widerstand gegen sie ließ
nach. »Ich… hätte eher gedacht, du würdest mich für ein Ekel
halten.
Ich habe dich schlecht behandelt.« Er schüttelte verständnislos
den Kopf. »Ich verstehe dich einfach nicht – liegt dir denn tatsächlich etwas an mir?«
Sie blickte lange zu Boden, schien wieder nach Worten zu suchen. Er bemühte sich um einen einigermaßen entspannten Gesichtsausdruck. »Schon gut«, versuchte er sie zu beruhigen.
»Sag’s ruhig.
Ich werde mein loses Mundwerk halten.«
Sie brauchte noch eine Weile; dann sagte sie, immer noch zu
Boden blickend: »Ich habe das alles längst nicht so unbeteiligt
erlebt wie du, weißt du?« Sie sah auf. »Ich… ich habe es mir
stundenlang überlegt.« Ihre klaren, hellblauen Augen strahlten
eine Offenheit aus, der er sich nicht so recht entziehen konnte.
»Übrigens war es unser Freund Quendras«, fuhr sie fort und ein
schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht, »der dieses Duftöl auf
Chasts Wunsch hin herstellte. Das Duftöl, mit dem er mich meiner Sinne berauben wollte, um…« Sie unterbrach sich und blickte
zur Seite.
Victor nickte und fuhr an ihrer Stelle fort. »… um dich zu
schwängern. Ja, ich weiß, dass es dieses alte akranische Gesetz
gibt. Ein Mann kann eine Frau zur Heirat zwingen, wenn sie sein
Kind zur Welt gebracht hat. Geradezu eine Einladung, Frauen
Gewalt anzutun.«
Sie setzte ein ärgerliches Gesicht auf. »Sollte ich je Shaba werden, wird es das Erste sein, was ich abschaffe. Ich weiß gar nicht,
aus welcher furchtbaren Zeit dieses Gesetz stammt.« Plötzlich
wurde ihm bewusst, warum er sich seit dem Augenblick, da er sie
zum ersten Mal gesehen hatte, so sehr gegen sie sträubte: Er
hatte Angst, sie zu mögen. Sie war schön, klug und – das wurde
ihm jetzt schmerzlich klar – sie war liebenswert. Er schloss die
Augen und dachte an Leandra. Es wäre ein verdammter Verrat,
wenn er sich erlaubte, Alina zu mögen.
Sie bemerkte seine Verlegenheit, vielleicht spürte sie sogar,

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