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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Verlies, mit ein bisschen
Stroh bedeckt. Du hattest nichts an.«
Zum ersten Mal kam ihm in den Sinn, wie nahe er ihr eigentlich
schon gewesen war. Sie hatten sich geliebt… ihre Haut hatte sich
berührt – eine seltsame Vorstellung. Er konnte sich an nichts
erinnern.
Sie seufzte tief. »Das brachte mich überhaupt erst auf die Idee.
Ich wusste, dass ich Chast nur entgehen konnte, wenn ich den
Mut aufbrachte, mich selbst zu töten…«
Er nickte. »Oder… wenn du bereits schwanger wärest.«
Ihr Blick war plötzlich voller Hoffnung auf Verständnis. »Glaub
mir, ich habe es mir lange überlegt. Ich habe mir dein Gesicht
stundenlang angesehen, während du dort schliefst. Ich sah deine
Kleider, das Wasserbecken am anderen Ende des Raumes, und
verstand, dass du sie zum Trocknen ausgelegt hattest. Und immer wieder habe ich mir dein Gesicht angesehen.«
Victor schloss die Augen. Es war so etwas wie eine kleine Liebeserklärung, die sie ihm da machte. Er wusste natürlich, dass sie
ihn nicht liebte – jedenfalls hoffte er das –, aber er besaß genug
Vorstellungskraft, um zu wissen, dass sich Alina nicht jedem auf
diese Weise hingegeben hätte.
»Dann ging ich, um mir das Duftöl zu besorgen«, schloss sie.
Er sah sie lange an. Nun hatte er verstanden. Es ging nicht allein um die Tat, um die Entscheidung, dass er der Vater ihres
Kindes sein sollte. Nein, sie hatte sich auch dafür entschieden,
sein Gesicht neun lange, hässliche Monate, die sie in der Gewalt
von Chast verbringen würde, als Hoffnung in ihrem Herzen zu
bewahren. Als ein Bild vor ihrem geistigen Auge, das ihr helfen
sollte, Liebe zu ihrem Kind zu entwickeln – trotz der furchtbaren
Angst, dass es doch von Chast sein könnte.
»Hat er dich denn danach noch…?«, fragte Victor befangen.
Sie seufzte, starrte zum Felspfeiler hinauf und nickte. »Wahrscheinlich mehrmals. Mein großes Glück ist, dass ich, ebenso wie
du, keine Erinnerung mehr daran habe. Dieses Duftöl… nun, es
raubt einem wirklich die Sinne.«
Sie hatte das Wort Glück ganz leicht betont und er verstand die
Anspielung. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Es tut mir ebenfalls
Leid. Ich verstehe jetzt, warum ich… nun, in gewisser Weise wichtig für dich bin.« Die seltsame Formulierung störte ihn selbst,
aber ihm war nichts Besseres in den Sinn gekommen. »Es wäre
kein Glück gewesen, dich nie kennen gelernt zu haben.«
Ein erleichtertes Lächeln glitt über ihr Gesicht.
»Eine blöde Idee von mir, geglaubt zu haben, du hättest jeden
genommen.« Er lächelte sie unsicher an. »Ich wusste gar nicht,
dass ich so ein Gesicht habe!«
Sie sah ihn lange an, und ihr Blick wies die gleiche offene Klarheit auf wie in dem Moment, da sie Ötzli während der Ratssitzung
angesehen hatte. Nur war er diesmal voller Wärme und Dankbarkeit. »Es hat mir und Marie das Leben gerettet«, sagte sie. »Ich
bin neun Monate lang durch eine Hölle gegangen.
Ohne die Erinnerung an dein Gesicht und die Hoffnung, die ich
damit verband, hätte ich das nicht überstanden.«
Sein Herz pochte dumpf.
Sie erhob sich. Plötzlich war das kleine Mädchen von ihr gewichen und sie stand da als eine sehr selbstbewusste und starke
junge Frau. »Danke, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast,
dir das zu sagen.« Sie schickte ein Lächeln hinterher. »Ich… ich
gehe dann jetzt.«
Sie setzte sich sogleich in Bewegung und er stand auf und starrte ihr nach.
Als sie ein Dutzend Schritte gegangen war, eilte er ihr hinterher.
»Alina«, rief er. Sie blieb stehen.
Als er sie erreicht hatte, holte er tief Luft. »Es tut mir wirklich
Leid, dass ich dich so schlecht behandelt habe. Du bist in Wahrheit… sehr nett.« Er versuchte ebenfalls ein Lächeln, aber so gut
wie sie beherrschte er es längst nicht. »Trotzdem, Alina… diese
Hochzeit… wie lange ist es noch?«
Sie hob die Schultern. »Eine Stunde vielleicht?« Er senkte den
Blick. »Für mich gibt es auch ein Gesicht, das ich niemals vergessen kann: Leandra.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich… ich
werde zur Trauung nicht da sein.« Sie nickte langsam. »Schon
gut«, sagte sie, wandte sich dann um und ging davon. Victor
blickte ihr hinterher.
Sie war wirklich eine Schönheit. Hoch gewachsen und schlank,
mit wundervollen, hellbraunen Haaren und einem sanften und
zugleich markanten Gesicht. Sie bewegte sich geschmeidig, besaß
eine Ausstrahlung, die einen regelrecht in den Bann schlug, und
wirkte wie von allerhöchster Geburt. Und das

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