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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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er ihr gar nichts weiter sagen müssen, es erklärte sich von selbst. Vielleicht war es nur ein Trick, gar nicht
echt, aber das war völlig egal. Sie würde niemals ihre Schwester
dem möglichen Tod ausliefern, nur um dahinter zu kommen, ob
es wirklich funktionierte. Sie würde mit ihm gehen müssen und
war ihm so lange ausgeliefert, bis er sie freigab, sie tötete – oder
Cathryn tötete. Er konnte sie missbrauchen, ja er könnte sogar
Cathryn missbrauchen, und sie wäre machtlos dagegen. Von ihrer
Wut und ihrem Hass auf Rasnor spürte sie schon gar nichts mehr.
Sie war bei Bewusstsein und zugleich ohnmächtig. Allein ihre
Dummheit, die eigene Familie zurückgelassen zu haben, um sie –
und sich selbst – einer solchen Gefahr auszusetzen, hämmerte ihr
im Kopf herum und drohte ihr den Schädel zu sprengen.
Er schien ihre Gedanken zu erraten. »Du grämst dich, weil du
deine Familie nicht beschützt hast?« Er winkte ab. »Gegen so
etwas kann man sich nicht schützen. Hättest du sie in Sicherheit
gebracht, hatte ich mir Victor geschnappt. Oder Roya. Oder irgendwen sonst, der dir am Herzen liegt!« Er zuckte mit den
Schultern. Ȇbrigens: Deinen Eltern und deinem Dorf ist nichts
geschehen. Ich habe nur Cathryn geholt.« Er grinste sie an. »Ich
bin ja schließlich kein Unmensch!«
Mit tränenverschleiertem Blick starrte sie ihn an. Ja, er hatte
Recht. Gegen so etwas konnte man sich nicht schützen. Gegen
eine solche Niedertracht und grenzenlose Skrupellosigkeit war
man machtlos. Deshalb wäre es dumm von ihr, sich weiterhin mit
dieser Frage zu zermürben. Das, was geschehen war, war so geschehen, weil Rasnor alle Grenzen des Menschlichen überschritten
hatte und weil es keine Möglichkeiten gab, die Handlungen einer
solchen Bestie vorauszuberechnen. Leuten wie ihm konnte man
gar nicht zuvorkommen; sie waren einem immer einen Schritt
voraus. Wollte man sie einholen, musste man ebenso boshaft
werden oder noch böser als sie. Hatte er am Ende die Grausamkeit eines Chast oder Sardin noch übertroffen? Leandra schöpfte
unversehens eine kleine, neue Hoffnung. Den Hinweis hatte er ihr
selbst gegeben. Sie wusste nun, was zu tun war.
Sie konnte sich und Cathryn dem Schicksal ergeben und sich
ohne Gegenwehr der Gewalt dieses Monstrums überlassen. Oder
sie begann sich gegen seinen Wahnsinn zu stemmen – und zwar
jetzt gleich. Unmerklich nur, aber stetig daran arbeitend. Er würde es gar nicht mitbekommen, dieser tumbe, gewaltversessene
Idiot, denn etwas fehlte ihm gewiss: Gefühl und Augenmaß. Irgendwann würde er Fehler begehen. Vielleicht kam sie dahinter,
wie man das Halsband abnehmen konnte, oder sie fand etwas
anderes heraus. Aber sie würde sich nicht einfach geschlagen
geben, nein, das würde sie keinesfalls. Sie musste Cathryn hier
wieder herausbringen.
11
Der Sturm bricht los
    In der Wachkommandantur war niemand. »Am Haupttor, Shaba!«, rief ein Mann im Vorbeirennen. »Am Haupttor sind sie!«
Sie stützte Victor, der darauf bestanden hatte, mit ihr zu kommen; Marie hatten sie in der Obhut von Hilda zurückgelassen.
Aber nun wurde es zu einem Geduldsspiel für sie, Victor mit sich
zu schleppen. Hätte sie ihm gegenüber nicht so viel Dankbarkeit
empfunden, hätte sie ihn vermutlich allein gelassen, um so
schnell wie möglich zum Haupttor zu gelangen. Alina hatte sich
beeilt, ihr Festkleid abzulegen, und Victors Oberschenkel verbunden; aber anschließend benötigten sie allein zehn lange Minuten
für ein kurzes Stück Korridor und zwei Dutzend Treppenstufen.
Jacko, der Victor noch hinaufgetragen hatte, war sofort wieder
nach unten gelaufen. Victor musste wieder selbst gehen, er
stöhnte vor Schmerzen und wurde immer langsamer anstatt
schneller.
Eine unbestimmbare, bedrohliche Atmosphäre hatte vom Palast
Besitz ergriffen. Die Korridore waren wie leer gefegt, und die wenigen Leute, die noch zu sehen waren – zumeist Gardisten oder
Bedienstete –, waren allesamt im Laufschritt unterwegs. Aus der
Ferne hallten Rufe wider und seit kurzem auch andere beängstigende Geräusche.
Nun, da sie an der Wachkommandantur angelangt waren und
niemand hier war, verlor Alina die Geduld.
»Victor, ich muss nachsehen, was da los ist! Warte hier!«
»Schon gut, geh!«, nickte er mit schmerzverzerrtem Gesicht
und ließ sie los. Er war blass und schnaufte vor Anstrengung. Er
lehnte sich seitlich an den hohen Sockel einer Säule und grinste
böse.
»Mach dir keine Sorgen um mich. Wenn die Drakken

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