Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Volkes! Die Leute haben Euch heute
auf ihren Thron gesetzt, Alina, und alles, was es noch an Hoffnung gibt, ruht nun auf Euch!« Sie starrte ihn an. »Ja, aber was
soll ich tun? Ich kann…«
»Flieht!«, sagte er und trat noch einen Schritt näher zu ihr. Er
hob die Hände, so als wollte er sie herumdrehen und davonstoßen. »Ihr müsst ihnen entkommen! Jeder, der einen Palast angreift, will den Herrscher gefangen nehmen oder ihn töten, damit
er ihn herumzeigen kann! Um seinem Gegner den letzten Mut zu
nehmen!«
Alina trat erschrocken einen Schritt zurück. »Töten?«, fragte
sie. Sie blickte zu Jacko. Er nickte. »Der Junge hat Recht, Alina.
Ich denke, deswegen sind die Drakken hier.« Er überlegte kurz,
blickte noch einmal zum Tor. »Er hat Recht, was deine Flucht angeht! Wenn du es schaffst, ihnen zu entkommen, dann… bleibt
uns vielleicht wirklich noch ein Hoffnungsfunke.«
Alina warf angstvolle Blicke zum Portal. Der nächste Angriffsschlag, der das gewaltige Tor niederwerfen würde, stand kurz
bevor. Die Männer hatten inzwischen den Ort geräumt, wo es
niederkrachen würde.
Jacko fasste sie an den Schultern. »Geh, Alina!
Versuch dich zu verstecken! Weißt du einen Ort?
Einen, wo dich niemand finden kann?« Er sah sich suchend um.
»Dieser Palast ist riesig! Da muss es doch geheime Gänge geben,
Schlupfwinkel, Verstecke…«
Sie keuchte vor Aufregung. Ein durchdringendes metallisches
Kreischen fuhr durch die Portalhalle, als die Halterungen des linken Torflügels nachgaben und er sich ein halbes Dutzend Ellen
nach innen neigte. Noch blieb er dort hängen.
»Verstecke?«, fragte sie verwirrt.
»Verdammt«, knirschte Jacko. »Wir müssen…«
»Ich wüsste etwas!«, meldete sich ein Mann, der in der Nähe
stand.
Alle starrten ihn an. Es war ein einfacher Soldat der Palastgarde, die der Hauptmann vor Minuten geschickt hatte, um Alina zu
beschützen.
»Es… es gibt im Palast ein geheimes Gangsystem«, erklärte er
zögernd. Er sah sich unsicher um, so als fürchtete er, für diese
Preisgabe von einem Offizier bestraft zu werden.
»Es ist für die Garde. Für den Fall einer Besetzung des Palasts.
Um aus dem Verborgenen Widerstand leisten zu können.«
»Wirklich?«, fragte Jacko hoffnungsvoll. »Und wo ist es?«
Der Mann hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es leider nicht. Es
ist uralt. Es wurde vor Jahrhunderten eingerichtet, aber meines
Wissens noch nie benutzt.« Wieder sah er sich um. »Die Hauptleute… eigentlich müssten die Hauptleute wissen, wo es Zugänge
gibt.«
Jacko richtete sich auf. »Hauptleute!«, brüllte er. »Hauptleute
der Palastgarde! Zu mir!«
Obwohl er weder Angehöriger der Palastgarde war noch überhaupt Soldat in irgendeiner Form, gehorchte man ihm sofort.
Mehrere uniformierte Männer kamen gerannt. Aber bevor noch
der Erste von ihnen sich genähert hatte, fuhr wieder ein gewaltiger Donnerschlag durch die Luft und ließ die Portalhalle erzittern.
Alle Blicke wandten sich zum linken Torflügel. Dieser Angriff gab
ihm den Rest. Mit fast majestätischer Würde neigte er sich und
krachte dann mit gewaltigem Getöse zu Boden, wo noch vor einer
Minute zwei oder drei Dutzend Soldaten ausgeharrt hatten.
Die Gruppe um Alina duckte sich und wich rasch nach hinten zurück. Gesteinssplitter wirbelten durch die Luft, Staub wallte auf,
während plötzliches Tageslicht in die Halle flutete.
Draußen wurden Umrisse von Gestalten sichtbar, im Hintergrund befand sich irgendein riesiges Ding, möglicherweise ein
Fahrzeug der Drakken oder ein Schiff. Jetzt ging es um Sekunden.
»Die Geheimgänge! Die Geheimgänge der Palastgarde!«, rief
Jacko den heraneilenden Männern entgegen. Es waren fünf oder
sechs. »Die Shaba muss entkommen! Wer von euch Hauptleuten
kennt einen Zugang?«
Die Männer zögerten kurz, meldeten sich dann aber alle.
Jacko dachte eine Sekunde nach. Hinter ihnen erhob sich Geschrei, als Drakken über die Trümmer des Tores in die Halle einzudringen versuchten. Er suchte wahllos einen Offizier aus.
»Du!«, rief er ihm durch den Lärm zu. »Du kommst mit mir und
der Shaba! Marko!«
»Ja!«, rief der junge Mann und trat einen Schritt vor.
»Tu mir einen Gefallen, Marko! Nimm dir ein paar Männer und
sieh mit ihnen nach Hellami, Munuel und Hochmeister Jockum!
Sie müssen irgendwo unten in den Katakomben sein!« Er richtete
sich auf, deutete auf das zerstörte Tor und rief den übrigen Männern zu: »Ihr anderen: Haltet die Drakken auf! Nur eine Minute,
dann
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