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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Dunkelheit umgab sie.
»Wir haben kein Licht!«, stammelte Victor.
»Dann müssen wir tasten’.«, hörte er sie sagen.
Ihre Stimme klang, als würde sie weinen.
*
    Leandra fragte sich, ob sie sich irgendwann an Mord und Tod
würde gewöhnen können. Erst war es Jasmin gewesen, dann Munuel, anschließend Vendar und nun Meister Fujima. Und noch
viele andere, wie die Magierin Gablina, die beim Kampf gegen
Chast den Tod gefunden hatte, oder Hennor, der in Unifar gestorben war. Und natürlich die Drachen.
    Meakeiok, der ebenfalls damals in Unifar umgekommen war,
danach Faiona, die Victor das Leben gerettet hatte, und heute
Meanak und Lanianis. Es war eine lange, schreckliche Reihe von
Opfern und keiner von ihnen hatte ein solches Schicksal verdient.
    Sie hielt Cathryn umarmt und starrte wie betäubt aus dem
Fenster des kleinen Drakkenschiffs, während draußen mächtige
Stützpfeiler vorbeizogen.
    Ihr gegenüber saß regungslos ein mächtiger Drakken mit einer
riesigen Waffe, aber so seltsam und bedrohlich er auch wirkte, sie
nahm ihn kaum wahr.
    Cathryn schniefte leise.
Rasnor, dieses neue Überwesen aller menschlichen Niedertracht, saß vorn im Schiff, wo zwei andere Drakken offenbar damit
beschäftigt waren, dieses Ding durch die Luft zu fliegen. Vor ihnen befand sich eine große, schräge Tafel, auf der sich zahllose
ihr völlig unbekannte Dinge befanden, die meisten mit bunten
Lichtern oder blinkenden Flächen.
Sie hatte wieder Kopfschmerzen, diesmal weniger schlimm, und
sie waren ihr fast willkommen. Hätte sie mit klarem Kopf an das
denken müssen, was eben passiert war, wäre sie völlig verzweifelt. Sie hatte Meister Fujima sehr, sehr gern gemocht, diesen
sanften, lustigen Mann. Er war ein brillanter Kopf gewesen, hatte
wichtige, tief greifende Gedanken über die Welt entwickelt und er
war vor allem ein großes menschliches Vorbild gewesen. Sie erinnerte sich an die Szene in Torgard, wo er einen von ihm besiegten Magier der Bruderschaft mit einem Lächeln auf seine Seite
gezogen hatte. Viele andere hätten den Mann getötet.
Nun würde sie auf Fujima verzichten müssen, wie auch auf Munuel und all die anderen. Sie hatte längst lernen müssen, mit solchen Tragödien fertig zu werden, und inzwischen wusste sie sogar, dass es, für sich genommen, irgendwie möglich war. Wäre da
nur nicht die Erinnerung an das Wie gewesen! An diese unfassbar
brutale und zugleich entwürdigende Art, vom Antlitz der Welt gewischt zu werden, nur weil ein eitler kleiner Irrer wie Rasnor ihr
beweisen wollte, zu welch monströsen Magien er fähig war.
Der Gedanke an Rache war ihr im Augenblick fremd. Rache bedeutete Gewalt, und Gewalt war, auch für den Rechtschaffenen,
bestenfalls ein Mittel, um etwas zwingend Notwendiges herbeizuführen, wenn man es anders nicht erreichen konnte. Aber ihr hatte Gewalt, im Gegensatz zu manch anderem, noch nie Vergnügen
bereitet. Sie war ihr stets wie eine dreckige, elende Säure vorgekommen, die einem das Herz vergiftete und das Dasein verdarb.
Es war ihr ein Rätsel, wie Leute wie dieser Rasnor oder damals
Chast bei der Ausübung von Gewalt ein solches Hochgefühl empfinden konnten. Sie selbst war im Moment so taub, dass sie nicht
wusste, wie sie noch die Kraft aufbringen sollte, sich gegen Rasnor zu wehren. »Was ist, schöne Leandra?«, rief er fröhlich durch
den offenen Durchgang nach hinten. »Warum so traurig?«
Sie blickte zu ihm auf – und wusste es plötzlich doch wieder.
Nein, diese Kraft brauchte man gar nicht selbst aufzubringen –
diese Leute schürten sie von ganz allein. Durch Bemerkungen wie
diese.
Warum so traurig?
Rasnor fragte sie allen Ernstes nach ihrem Befinden, so als ob
es ungewöhnlich wäre, dass man um einen guten Freund trauerte, der gerade auf die widerlichste Weise ermordet worden war.
Ja, plötzlich spürte sie einen Funken dieser eben noch erloschen
geglaubten Glut wieder in sich. Sie musste gar nichts tun. Rasnor
würde sie von selbst immer wieder anfachen, bis sie schließlich zu
einem furchtbaren Feuer würde, groß genug, um ihn schließlich
zu verschlingen. Und er wusste nicht einmal, was er tat.
»Wo fliegen wir hin?«, fragte sie.
»Ah, da bist du ja wieder!«, rief er erfreut. »Ich dachte schon,
du hättest uns ins Dämmerreich verlassen.«
Da wirst du bald landen, du Miststück, dachte sie wütend. »Wo
fliegen wir hin?«, wiederholte sie.
Er setzte ein breites Grinsen auf. »Nach Savalgor, wohin
sonst?«
»Nach… Savalgor?«
»Ja,

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