Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
ergebt euch, wenn ihr könnt! Wir brauchen nur eine Minute!
Los!« Alina schossen die Tränen in die Augen, als sie sah, dass
diese Kerle wirklich und wahrhaftig mit Gejohle aufsprangen und
sich todesmutig den Drakken entgegenwarfen – um sie zu schützen! Jacko packte sie an den Schultern, warf sie herum und zog
sie mit sich. Augenblicke später rannten sie zu dritt durch den
Portalgang zurück in den menschenleeren Palast.
»Wo, Hauptmann?«, rief Jacko, während er rannte. »Wo ist
solch ein Zugang?«
Der Hauptmann deutete nach rechts. »Bei den Wachquartieren,
im Westflügel!«, rief er zurück. Er wollte schon die Richtung
wechseln, da blieb Alina plötzlich stehen. »Marie!«, rief sie. »Er
ist bei Hilda! Ich kann ihn nicht zurücklassen!« Jacko und der
Hauptmann bremsten ebenfalls und blieben stehen. Es war Jacko
anzusehen, dass er im Augenblick arg mit sich kämpfte, zwischen
der Not einer Mutter und der Notwendigkeit ihrer Flucht abzuwägen.
»Bei Hilda?«, presste er hervor. »Und wo, verdammt, ist Hilda?«
»Ich weiß es nicht genau!«, jammerte Alina. »Oben. In meinen
Zimmern! Da haben wir sie zurückgelassen!« Dann fiel ihr noch
jemand ein. »Bei den Kräften – Victor! Er ist verletzt.« Sie deutete nach links zum Aufgang der Nordtreppe. »Er wartet auf mich
bei der Wachkommandantur!« Jacko stieß einen saftigen Fluch
aus, wandte sich der Treppe zu und packte Alina grob an der
Schulter, um sie mit sich zu ziehen. Alina quietschte auf, wehrte
sich aber nicht. Der Hauptmann folgte ihnen im Laufschritt.
»Wenn du mir jetzt sagst, Hauptmann«, knurrte Jacko, während
er die Treppe hinaufstürmte, »dass da oben kein weiterer Zugang
zu diesen verflixten Geheimgängen ist, schlage ich dir den Kopf
ab!« Der Hauptmann gab sich unbeeindruckt. Nach einigen Augenblicken sagte er: »Doch, ich weiß einen. Sogar… mehrere.
Kommt darauf an, wo wir hingehen!«
Alina war nicht bereit, Victor oder Marie den Drakken auszuliefern. »Zuerst zur Wachkommandantur!«, rief sie energisch. Immerhin war sie die Shaba, und es war ihre Entscheidung, ob es
Dinge gab, die ihr noch wichtiger als ihre Flucht waren. Marie und
Victor gehörten dazu.
Als sie den Zugang zum nächsthöheren Stockwerk erreichten,
heulte Alina auf. Der Korridor und die kleine Vorhalle erstreckten
sich vor ihnen, aber Victor war nicht da. Sie wusste, dass ihr die
beiden Männer jetzt keine Zeit geben würden, nach ihm zu suchen. Victor konnte sonst wo sein, und bis sie ihn fänden, hätten
die Drakken sie vielleicht ebenfalls erreicht. Mit einer innerlichen
Kraftanstrengung riss sie sich von dem Verlangen los, ihn zu finden. Er musste gefälligst klug genug sein, sich selbst in Sicherheit
zu bringen – oder wenigstens dafür zu sorgen, dass man ihm
nichts antat, indem er sich ergab. Der kürzeste Weg zu ihren
Zimmern, die zwei weitere Stockwerke höher lagen, führte durch
den Korridor und dann zur Nordosttreppe. »Dort entlang!«, rief
sie. »Ich muss Marie holen!« Sie rannte voraus, Jacko hastete
hinter ihr her und zuletzt folgte der Hauptmann. Sie erreichten
die Treppe und eilten keuchend die Stufen hinauf. »Dort oben
wüsste ich etwas«, rief der Hauptmann schnaufend. »Im dritten
Stock, am Ende des Flurs, in dem die Shabibsgemächer liegen.
Da muss ein Zugang sein!«
»Gut!«, rief Jacko. »Genau da müssen wir hin! Weiter!«
Sie kamen am Korridor des nächsten Stockwerks vorbei und
wollten die Stufen weiter hinaufstürmen, als Jacko plötzlich stehen blieb. Der Hauptmann und Alina bremsten ebenfalls ab. »Was
ist?«, fragte sie schwer atmend. »Verdammt!«, zischte er. »Da
sind sie schon! Wie können diese Drakken so schnell sein? Sie
scheinen durch den Palast zu schwärmen!«
Alina wagte nicht, selbst einen Blick in den Gang zu werfen.
»Ich habe nur ein paar dort drüben im anderen Treppenhaus
hinaufrennen sehen«, sagte er. »Vielleicht haben wir Glück!
Schnell jetzt!« Er setzte sich wieder in Bewegung.
Alina wurde schlecht vor Angst. Sie war keine Kämpferin wie
Leandra oder Yo. Sie wusste mit keiner Waffe umzugehen, beherrschte keinerlei Magie – sie war jedem Angreifer hilflos ausgeliefert. Wo sollte sie sich länger als eine Stunde verbergen, noch
dazu mit Marie? Der Kleine musste gewickelt werden, sie musste
ihn stillen, und dass er irgendwann zu weinen anfing, war gar
nicht zu vermeiden. Säuglinge in seinem Alter weinten einfach,
wenn sie etwas brauchten. Sie bekam keine Zeit, weiter
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