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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sie auch endlich ihren Namen: Leandra. Sie hatte ihn ganz langsam und deutlich ausgesprochen und dabei, wie Roscoe zuvor, lächelnd auf ihre Nasenspitze gedeutet. Leandra. Roscoe gefiel der Name.
    Er blickte auf und sah zu den Cockpitfenstern hinaus. Ja, sie hatten es bis in das Asteroidenfeld hinaus geschafft, aber um welchen Preis? Er konnte das Wrack der Moose dort draußen noch ganz schwach glühen sehen; mit ihr hatte er seine gesamte Existenz verloren. Und natürlich Sandy.
    Nun saßen sie in diesem Asteroidenfeld und hatten nichts mehr.
    Das Mädchen – Leandra, korrigierte er sich – vermochte den Hopper tatsächlich zu steuern, allerdings nur auf die allereinfachste Weise. Ortung oder Navigation beherrschte sie nicht. Sandys Theorie zufolge war der Hopper von einer Art Not-Automatik hierher ins Aurelia-Dio-System gebracht worden, und das war auch die einzig sinnvolle Erklärung. Es war völlig unmöglich, im All auf Sicht zu navigieren, es sei denn man flog langsam, befand sich in unmittelbarer Nähe zu einem ausreichend großen Objekt und blieb auch dort.
    Immerhin, hier bei den Asteroiden traf das zu. Es war das einzige Glück, das sie im Moment hatten. Sie schwebten zwischen kleinen und großen Gesteinsbrocken, hatten den IO-Antrieb abgeschaltet und beobachteten das umliegende All. »Ob sie unseren Start bemerkt haben?«, flüsterte Vasquez.
    Roscoe wusste nicht, ob er sich freuen sollte, dass sie sich inzwischen so benahm, als gehörte sie zu ihnen – zu ihm und Leandra. Wahrscheinlich fürchtete sie einfach um ihr Leben, denn nach dem, was gerade passiert war, musste sie wissen, dass die Drakkenraketen keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machten. Aber wie würde es später werden? Würde sie dann wieder anfangen, herumzunörgeln und ihre Flucht zu sabotieren?
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Roscoe sorgenvoll. »Wir werden eine Weile abwarten müssen.«
    »Abwarten?«, fragte Vasquez tonlos. »Und was dann?«
    Er seufzte und ließ sich zu Boden sinken. Der Platz war sehr begrenzt, rund um den Pilotensitz gab es nur einen schmalen Streifen, auf dem man sich niederlassen konnte. Einen vernünftigen Schlafplatz würde hier keiner von ihnen haben, sah man einmal vom Pilotensitz ab. Als er saß, blickte er zu Leandra. Sie hatte einen unschlüssigen Gesichtsausdruck, zuckte mit den Schultern und sagte etwas in ihrer fremden Sprache, während sie zum Cockpitfenster hinausdeutete. »Ich weiß auch nicht«, räumte Roscoe ein und meinte damit beide seiner Begleiterinnen. Leandra hatte sicher auch nichts anderes gefragt als Vasquez.
    »Was soll das heißen?«, brauste Vasquez auf, die auf der anderen Seite stehen geblieben war. »Sollen wir hier etwa…«
    Roscoe kämpfte sich wieder in die Höhe, drängte sich wütend um den Sitz herum und packte Vasquez am Kragen. »Hören Sie zu, Vasquez!«, knurrte er. »Ich sage das nur einmal! Wir sind hier zu dritt auf winzigstem Raum, und unsere Chancen, irgendwie noch davonzukommen, sind beschissen schlecht! Ab jetzt will ich von Ihnen nur noch konstruktive Vorschläge hören, verstanden? Wenn Sie wieder damit anfangen, Stunk zu machen, lasse ich mir irgendwas einfallen, dass Sie das draußen tun können, haben Sie kapiert?« Er deutete durch das Cockpitfenster. »Verlassen Sie sich drauf, ich tu’s!«
    Er ließ sie los, und Vasquez sank gegen das halb runde Instrumentenpult vor Leandras Pilotenplatz.
    Sie starrte verschreckt zwischen ihm und dem Mädchen hin und her, atmete dabei heftig und versuchte den Schreck zu verdauen.
    Er hatte sie ziemlich brutal gepackt.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte er sich. »Ich wollte Ihnen nicht wehtun.«
    Sie schluckte und schwieg. Er glaubte an ihrem Blick erkennen zu können, dass sie einsah, wie Recht er hatte. Wenn sie jetzt nicht zusammenhielten, und zwar so, als wären sie gute Freunde, würden sie hier drin keine zwei Tage überleben.
    Für eine Weile sagte niemand etwas, aber dann meldete sich Vasquez doch wieder. »D-darf ich etwas fragen?«
    »Natürlich«, brummte er.
    Sie holte Luft. »Ich meine… was tun wir denn jetzt? Selbst wenn uns die Drakken nicht finden?
    Wo sollen wir denn hin? Hier draußen ist doch… nichts.«
    Roscoe sah zum Fenster hinaus und kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Ja, Vasquez. Da haben Sie Recht.«

17
Treibgut
    E inen Skyglider wie diesen hatte Rowling noch nie gesehen. Er fragte sich, ob er ein paar Modellreihen verpasst hatte. Er war sehr groß, ein richtig beeindruckendes

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