Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
frei sein?«
»Ist immer noch besser«, sagte Alvarez entschieden, »als von den Drakken gejagt zu werden. Das blüht uns nämlich, wenn wir unsere Nase zu tief in Sachen stecken, die uns nichts angehen.«
Leandra holte empört Luft. »So seht ihr das also – eine Sache, die euch nichts angeht.« Sie nickte.
»Also gut. Dann bleibt alle hier in eurer Raumkartoffel und...
genießt eure Freiheit. Aber glaubt nicht, dass ich bei euch bleibe.
Wenn es sein muss, mache ich allein weiter.«
»Ha, du Früchtchen!«, rief Alvarez. »Du hast nichts!
Nur die Kleider an deinem Leib. Dir fehlt Geld, ein Schiff, Verbindungen, ein Ansatzpunkt... einfach alles! Wie willst du allein von hier fortkommen?«
Leandra hatte keine Argumente, nichts, womit sie Alvarez' Sprüche entkräften konnte. Aber nachgeben kam für sie nicht infrage. Man hatte ihr klar gemacht, dass sie sich, wenn sie nicht gegen Lösegeld an die Drakken ausgeliefert werden wollte, ihre Rettung und ihren Aufenthalt hier verdienen musste. Sie würde eine Brat werden müssen, mindestens für ein Jahr, um sich auf diese Weise freikaufen zu können. Roscoe hatte einmal Ähnliches durchgemacht. Bei ihm hatte es drei Jahre gedauert. Diese Zeit hatte sie auf gar keinen Fall.
»Außerdem...«, hob Alvarez an, aber sie gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt.
»Ich weiß. Du willst deine Unkosten ersetzt haben!«, sagte sie wütend. »Aber das vergiss mal ganz schnell. Ich habe nicht um eine Rettung gebeten.«
Alvarez grinste bissig. »So? Du glaubst, du kommst damit durch? Du glaubst, du kannst einfach gehen, wenn ich es nicht gestatte?«
Leandra deutete auf Rowling, der nicht ganz so entschlossen wirkte wie Alvarez. »Ich dachte, er ist hier der Boss.«
»Wir sind Partner. Er wird dich nicht gehen lassen, wenn ich es verlange!«
»Warte mal, Jose...«, hob Rowling an, doch er verstummte, als ihm Alvarez einen wütenden Blick zuwarf.
»Fall mir jetzt bloß nicht in den Rücken, Rascal!«, warnte Alvarez ihn. An Leandra gewandt, fuhr er fort: »Du bleibst hier! Und du arbeitest deine Schulden ab, verstanden?«
Leandra verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wenn nicht?«
»Dann... dann hast du... verspielt!«
Leandra lächelte mitleidig. »Verspielt? Du meinst, du würdest mich töten, wenn ich nicht gehorche?
Pass bloß auf, dass ich dir nicht...«
»Schluss jetzt!« Es war Roscoes Stimme, die schneidend durch die Bar fuhr. Er drängte sich vor und maß Alvarez mit verächtlichen Blicken. »Du schuldest mir noch was, du großartiger Erfolgsmensch! Ich verlange von dir, dass du sie freigibst!«
Alvarez stieß einen spöttischen Laut aus. »Ich schulde dir noch was? Im Gegenteil – ich hab auch dich gerettet! Wann gedenkst du mir die Kosten dafür zu erstatten?«
Roscoe drehte sich um und marschierte zu Leandra.
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie mit sich.
»Komm, wir gehen«, raunte er ihr zu.
»Der beruhigt sich schon wieder.«
Sie war noch reichlich aufgebracht, wusste aber, dass sie hier im Augenblick keine weiteren Punkte machen konnte. Sie schoss einen letzten giftigen Blick auf Alvarez ab und ließ sich von Roscoe fortziehen.
Kurz darauf waren sie draußen im Gang, und erst als die automatische Tür hinter ihnen zuglitt, vermochte Leandra ihren Ärger einigermaßen beiseite zu schieben. »Nicht zu glauben!«, knirschte sie. »Diese Kerle denken nur ans Geld!
Hat Alvarez es etwa nötig, sich von mir bezahlen zu lassen?
Was kann ich ihm schon geben?«
»Nicht alle sind so«, versuchte er sie zu beruhigen. »Allerdings... dass diese Leute wirklich so wenig Interesse haben zu wissen, wer sie beherrscht...«
Leandra blieb stehen und wandte sich Roscoe zu.
Sie streckte die Arme in die Höhe, um ihn hinter dem Hals zu fassen zu bekommen, und zog ihn zu sich herab. »Danke, Darius, dass du zu mir hältst.
Ohne dich...« Sie gab ihm einen langen, freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
Als sie ihn losließ, grinste er. »Schon gut, Kleines. Du kannst dich auf mich verlassen.«
Sie zog die Brauen hoch. »Kleines?«
Er richtete sich zu voller Größe auf. »Gewöhn dich dran!«, sagte er mit betont tiefer Stimme. »Wenn ich dir nicht wenigstens in der Körpergröße überlegen bin...«
Sie lächelte und beschloss, es ihm durchgehen zu lassen.
»Was machen wir nun?«, fragte er. Seine Frage war von neutralem Tonfall, was verriet, dass er sich nicht den Forderungen von Alvarez unterzuordnen gedachte, andererseits aber auch
Weitere Kostenlose Bücher