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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und das zweiflügelige Holztor war weit geöffnet. Rechts neben dem Drachen standen zwei große, steinerne Tröge, der eine mit Wasser gefüllt, der andere mit reifen Golaanüssen, die einen herb-süßlichen Duft verströmten.
    Azrani gesellte sich zu Marina. Noch immer lag der Drache schlafend auf seinem Platz. Seine ledrige Haut war graubraun, mit großen Flecken auf der Brust, dem Bauch, dem Rücken und den Schwingen, wo die Farbe in Ockergelb überging. Sonnendrachen zählten zu den wenigen vierbeinigen Arten, die meisten Drachenarten besaßen nur zwei Beine. Sein Rücken war vergleichsweise flach und von einem ungewöhnlich breiten Hornkamm überzogen, der viele Lücken aufwies. Auf seinem Rücken würden sich über ein Dutzend Leute gut festhalten können. Der massige Schädel des Tieres war kantig und sicher größer als Marina und Azrani zusammen.
    Befangen und unsicher, ob ein kleiner Mensch wie sie überhaupt ein so majestätisches Wesen aufwecken dürfte, tastete sich Marina ans Trivocum heran.
    Meados?
    Es dauerte nur Augenblicke, da öffnete der große Drache die Augen. Er hob den riesigen Schädel und wandte ihn den beiden Mädchen zu.
    Verzeih, Meados, sagte sie in der alten Drachensprache über das Trivocum. Mein Name ist Marina. Darf ich dich etwas fragen?
    Der Drache schnaubte, drehte den Schädel ein wenig zur Seite und riss den Rachen zu einem gewaltigen Gähnen auf. Der Laut, den der dabei ausstieß, war so abgründig tief, dass er den blanken Felsen in Schwingung zu versetzen schien. Erschrocken traten Marina und Azrani einen Schritt zurück.
    Du beherrschst die Alte Sprache?, fragte der Drache übers Trivocum.
    Ja, Meados. Ich... würde dich gern etwas fragen.
    Und was?, lautete die Antwort.
    Das Wesen starrte sie mit geschlitzten Augen an, aber Marina fühlte sich nicht bedroht – sie hatte eher das Gefühl, als läge in diesem riesigen Drachengesicht etwas Schelmisches. Auch Meados' Stimme klang weich und neugierig; Marina hatte nach seinem Gähnen eher ein urweltliches Dröhnen erwartet, gepaart mit einem ernsthaften, würdevollen Auftreten. Sie wurde unsicher.
    Geht es dir gut?, fragte sie. Bist du ausgeschlafen? Ich... könnte später noch einmal wiederkommen.
    Schon gut, ich bin wach. Bist du nicht eine der Schwestern des Windes?
    Sie stutzte. Ja, das stimmt, ich bin Marina. Woher weißt du das?
    Ich kann es spüren, antwortete der Drache mit seiner feinen Stimme. Du trägst ein Zeichen... unseres Urdrachen. Ein Zeichen von Ulfa. Er musterte sie eingehend und fügte nach einer Weile hinzu: Es ist gut, dich zu treffen.
    So? Warum das?
    Ich komme weit aus dem Osten, wo es fast nichts als höhe Gebirge und Wüsten gibt. Dort leben keine Menschen. Doch auch wir vernahmen Ulfas Ruf, der zum Krieg gegen die fremden Eindringlinge aufrief.
    Wir waren jedoch zu weit entfernt und haben an diesem Krieg kaum teilgenommen... Du musst wissen, dass der Osten unsere Heimat ist. Von dort stammen die Drachen.
    Tatsächlich? Das wusste ich nicht, meinte Marina.
    Ihr Menschen wisst so manches nicht, was uns Drachen betrifft, erklärte Meados väterlich. Umgekehrt ist es natürlich ähnlich.
    Deswegen bin ich auch hier. Ich bin alt, Marina. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch vergönnt ist. So beschloss ich, hierher in den Westen zufliegen, um die Menschen aufzusuchen. Ich wollte selbst sehen, wie sich die wieder erstandene Freundschaft zwischen euch und uns Drachen anfühlt. Und ich wollte eine von euch treffen – eine von den Schwestern des Windes. Marina nickte verstehend und wies dann auf ihre Freundin, die neben ihr stand. Hier ist noch eine von uns, Meados. Sie heißt Azrani. Azrani?, fragte der Drache. Ja, ich erinnere mich. Dieser Name wurde ebenfalls erwähnt. Der Drache blickte Azrani an und sah dann kurz zu Ullrik, der sich zögernd näherte. Und... wer ist euer Begleiter? Das ist Ullrik. Ein Freund.
    Meados stieß ein leises Grollen aus, was vermutlich so etwas wie ein verstehendes Nicken darstellen sollte. Nach einer Weile fragte er: Ist... Leandra auch hier?
    Leandra? Du scheinst all unsere Namen zu kennen. Meados ließ so etwas wie ein Lachen ertönen – eine ungewöhnliche Gemütsäußerung für einen Drachen. Ihr seid unter den Drachen berühmt – wisst ihr das nicht? Alle Drachen der Höhlenwelt kennen eure Namen. Es ist ein unverhofftes Glück, dass ich zweien von euch so bald schon hier begegne. Ah so. Aber Leandra ist leider nicht hier, Meados. Nicht?, fragte Meados erstaunt. Das

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