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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sogar ein ganzer Tag. Draußen war es hell. Er lag noch immer auf dem hohen, flachen Fels, von dem aus er versucht hatte,
Roya zu verteidigen. Die jungen Drachen waren da und brachten
ihm schreckliche Nachrichten. Zwei Tote und etliche Verletzte
hatte es unter ihnen gegeben. Viele der erwachsenen Drachen
waren tot, andere schwer verletzt; gegenwärtig gab es keinen
einzigen unverletzten erwachsenen Drachen mehr in der gesamten Kolonie. Einige der ständigen Koloniebewohner hatten sich
zum Zeitpunkt des Überfalls nicht hier aufgehalten, wie Tirao und
Nerolaan. Ein Jungdrache kam mit der Nachricht, dass mehrere
Erwachsene in der Halle des Magischen Waldes eingeschlossen
waren.
    Doch als wäre die Katastrophe nicht schon schlimm genug gewesen, gab es noch eine weitere furchtbare Nachricht: Auch Malangoor war überfallen worden. Die Jungdrachen konnten Marko
nichts Genaues darüber sagen. Er musste irgendwie ins Dorf hinabgelangen – hier konnte er ohnehin nicht bleiben. Ein einziger
kleiner Trost blieb ihm: Roya, so glaubte er, war noch am Leben.
Quendras hatte sie sicher nicht geholt, um ihr etwas anzutun.
    Und noch einen Trost gab es für Marko.
Er kannte den Verräter. Quendras war schon jetzt ein toter
Mann. Ganz egal, wie mächtig er als Magier sein mochte. Der heiße Wunsch, diesem verräterischen Schwein die Haut in kleinen
Streifen abzuziehen, putschte Marko regelrecht auf. Er schaffte
es, sich aufzurichten, und warf einen Blick in die Halle der Jungdrachen. Nach einer Weile rappelte er sich auf.
Leider existierte von hier aus kein Fußweg hinab nach Malangoon Es gab zwar einen, der vom Großen Westeingang der Drachenkolonie aus zu ihrem Stützpunkt führte, aber der taugte nur
für äußerste Notfälle, denn er war viel zu gefährlich.
Man musste an vielen Stellen klettern und hatte ständig den
zwei Meilen tiefen Abgrund unter den Fußspitzen. In seinem Zustand war das undenkbar; er hätte es nicht einmal geschafft, sich
von hier aus durch die riesige Drachenkolonie bis zum Westeingang zu schleppen. Jeder Schritt bereitete ihm Schmerzen; sein
Schädel dröhnte, ihm war übel, und sein Sehvermögen war getrübt.
Laualin war die Älteste hier, eine junge Drachendame an der
Schwelle zum Erwachsensein. Sie hatte über zwölf Schritt Flügelspannweite, war aber trotzdem noch weit von der Kraft und Größe eines erwachsenen Felsdrachen entfernt. Im Augenblick war
sie die Einzige, die ihn hinab nach Malangoor bringen könnte.
Ein zierliches Mädchen wie Roya hätte sie wohl für eine Weile
tragen können, aber einen kräftigen Mann wie ihn? Marko sah nur
eine einzige Möglichkeit: einen zügigen Gleitflug hinab und der
Versuch einer möglichst weichen Landung auf der kleinen, buckligen Dorfwiese. Für den Start würden sie ein besonderes Wagnis
eingehen müssen. Laualin könnte Marko niemals aus eigener
Kraft in die Luft bringen. Unter Mühen und Schmerzen schleppte
er sich bis zum Rand der großen Einflugöffnung der Halle der
Jungdrachen, wo Laualin zitternd auf ihn wartete – flach auf dem
Boden liegend, mit ausgebreiteten Schwingen. Noch nie hatte sie
einen Menschen getragen und war noch ängstlicher als er selbst.
Er tat ihr weh, als er stöhnend auf ihren Rücken kletterte, aber es
ging nicht anders. Der freie Raum zwischen den größten Hornzacken ihres Rückenkamms bot ihm kaum ausreichend Platz, und er
saß nicht sicher – aber sie hatten keine Wahl. Die anderen Jungdrachen, mehr als ein Dutzend, flatterten aufgeregt draußen umher oder saßen auf Felsvorsprüngen und deckten sie mit wohlmeinenden Ratschlägen ein. Endlich war Marko so weit. Er saß
schräg – die einzige Haltung, in der ihm die gebrochenen Rippen
keine Höllenschmerzen bereiteten – und hielt mit dem linken Arm
den kleinen Hornzacken vor sich umschlungen.
Du kannst aufstehen, mein Mädchen, sagte er sanft durchs Trivocum.
Sie stemmte sich hoch, stand wacklig auf ihren zwei Beinen und
reckte, am ganzen Leib zitternd, den Hals in die Tiefe. Marko, der
schon so oft mit Drachen geflogen war, überkam ein leiser Anflug
von Panik. Wenn irgendetwas schief ging, war es endgültig aus
mit ihm. Und dann würde auch nie jemand erfahren, was hier
oben in der Drachenkolonie geschehen war.
Lass dich einfach fallen, flüsterte er ihr zu. Es wird schon klappen.
Bist du sicher?, hörte er ihre weiche, kindhafte Stimme übers
Trivocum. Kannst du dich halten? Was ist, wenn du fällst?
Er wollte schon eine lässige

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