Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
schlecht zu gehen,
und ausgerechnet dafür war Cathryn besonders empfänglich.
    Hellami fand überhaupt keine Ruhe mehr vor Sorge um Cathryn
und zugleich um Roya. Hinzu kam, dass Azrani verschollen war,
Leandra auch, und Marina wartete ganz allein und ohne jede
Nachricht in Veldoor. Die Lage, die vor Wochen noch entspannt
gewirkt hatte, ja sogar einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft
erlaubt hatte, schien sich auf fatale Weise ins Gegenteil verdreht
zu haben. Ullrik, ebenfalls vor kurzem noch sorglos vor sich hin
lebend, fühlte inzwischen eine große Verantwortung auf seinen
Schultern. Er war tief in die Angelegenheiten der Schwestern des
Windes verstrickt worden und damit auch in ihr Schicksal. Die
Aufgabe als solche bedeutete ihm viel, sie ließ ihn aufleben und
gab ihm ein Ziel – wären da nur nicht diese schrecklichen Gefahren gewesen, in die er nicht einzugreifen vermochte.
    Ein grimmiges Bedürfnis, Roya zu helfen, trieb ihn vorwärts. Er
kannte sie nicht einmal, hatte aber die feste Absicht, das nachzuholen – und wenn er dazu in die Hölle hinabsteigen musste. Die
Schwestern des Windes waren irgendwie seine Mädchen, die er
beschützen wollte, auch wenn er nie gewagt hätte, das laut auszusprechen. Trotz seiner Prellungen, Blutergüsse und des dumpfen Pochens in seinem Kopf stapfte er schneller voran als die
drahtige, ausdauernde Hellami. Dabei trug er die meiste Zeit
Cathryn; nur manchmal, wenn es ihr etwas besser ging, lief sie
ein kurzes Stück allein. Auch Hellami kämpfte sich verbissen vorwärts, aber sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Klagende Worte kamen jedoch keine über ihre Lippen.
    Um die Mittagszeit stellten sich die ersten stygischen Phänomene ein.
Sie hatten etwa fünfzehn Meilen hinter sich gebracht, immer an
der Küste entlang nach Norden.
Ullrik kam es ohnehin wie ein kleines Wunder vor, dass sie bisher von allen seltsamen Erscheinungen oder Kreaturen verschont
geblieben waren, obwohl dieser Teil der Welt als tief verseucht
galt.
»Das ist der Grund dafür«, erklärte er Hellami und Cathryn,
»dass es hier nur ganz wenige menschliche Ansiedlungen gibt.«
Sie hatten vor einem Stück Sandstrand Halt gemacht, das sich
reichlich ungewöhnlich verhielt.
Ullrik deutete auf die Felsen am oberen Ende des Strandes, wo
sich der Sand aufwölbte. Es schien, als drückte ihn eine rätselhafte Kraft aus der Tiefe herauf, woraufhin er sich mit trägen Wellenbewegungen in Richtung des Wassers bewegte. Dort ergoss er
sich in einem breiten, langsam dahinfließenden Strom ins Meer
und ward nicht mehr gesehen. Am Strand aber wurden vereinzelt
kleine Felsen, Seetang und hin und wieder ein lebloser Fisch oder
eine Krabbe ausgespien.
»Komisch«, flüsterte Cathryn in tiefer Verwirrung, während sie
sich an Hellami festhielt und den Sand betrachtete.
»Und das ist… seit nunmehr zweitausend Jahren so?«, fragte
Hellami, die nicht minder verwirrt war.
»Ja. Seit dem Dunklen Zeitalter. Damals überschwemmten stygische Kräfte die ganze Welt. Seither haben sie sie an vielen Stellen nie wieder losgelassen.« Für Ullrik waren diese Dinge nichts
Unbekanntes. In Diensten der Bruderschaft hatte er zahllose alte
Schriftstücke kopiert, die über solcherlei Phänomene berichteten.
Der Anblick selbst aber war für ihn ebenso neu und verblüffend
wie für Hellami und Cathryn. »Wir umgehen die Stelle besser
weiträumig«, schlug er vor. »Dort, über die Uferfelsen.«
Er lief voraus, und die beiden Mädchen folgten ihm mit unsicheren Schritten. Als sie die Stelle umgingen, an welcher der Sand
emporkam, wurde ihnen mulmig zumute. Keine Frage, dieses
Stück Strand hätten sie nicht überqueren können. Sie wären im
Sand versunken und irgendwo in namenlose Tiefen gespült worden.
Bald darauf wurden die Erscheinungen noch beängstigender. Eine Kolonie von seltsamen schwebenden Blasen versperrte ihnen
den Weg, die scheinbar aus dem Nichts Steine, Sand und Pflanzenteile in die Welt… rülpsten. Ja, das war das treffende Wort.
Voll unbestimmbarer Furcht waren Ullrik, Hellami und Cathryn
stehen geblieben und beobachteten die bizarren Erscheinungen.
Die Blasen waren unterschiedlich groß, die dicksten hätten einen
Mann wie Ullrik verschlucken können, die kleinsten kaum eine
Nuss. Und Dinge verschlucken – das taten einzelne ganz sicher,
denn irgendwoher musste das Material ja stammen, das andere
von ihnen ausspuckten. Die Blasen schwebten ein kleines Stück
über dem Boden, waren

Weitere Kostenlose Bücher