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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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zu drei Vierteln durchsichtig und von einer seltsam kupferartigen Färbung, die in heftige Wellenbewegung geriet, wenn sie wieder etwas hervorrülpsten. Sie schwebten über einem kargen Stück Ödland, das sich landeinwärts direkt
an die Küstenlinie anschloss, und hinterließen eine Spur des Todes und der Verwüstung, wo immer sie vorbeikamen. Ullrik hatte
den Eindruck, als bewegte sich das Blasenfeld, das gut und gern
so groß wie ein kleines Dorf war, langsam nach Süden. Seit sie
den seltsamen Sandstrom gesichtet hatten, hatten die drei den
Strand gemieden, nun aber sahen sie sich gezwungen, wieder
dorthin auszuweichen. Sie umgingen den Bereich weiträumig
Richtung Westen. »Stell dir nur vor«, flüsterte Hellami betroffen,
»wir wären nachts da hineingeraten.«
Ullrik nickte stumm. Er hatte Berichte aus allen Zeitaltern in den
Händen gehabt, in denen beschrieben wurde, was Reisende auf
den Inseln von Chjant, in Veldoor oder anderen Teilen der Welt
gesehen hatten. Waren ihm die meisten dieser Texte damals verrückt und maßlos übertrieben vorgekommen, so stellte sich langsam das unangenehme Gefühl in seiner Magengrube ein, dass er
noch so manches zu sehen bekäme, wofür er einst nur ein spöttisches Lachen übrig gehabt hätte.
Der erste richtige Schock kam, als sie den Strand erreichten
und zwei monströse Krabben gegeneinander kämpfen sahen. Jede von ihnen war größer als ein ausgewachsener Mulloohbulle.
Sie pflügten in ihrem Kampf den Sand dermaßen auf und attackierten sich mit ihren Scheren so heftig, dass ihnen himmelangst
wurde.
Ullrik fühlte sich inzwischen wieder so weit genesen, dass er im
Notfall eine Magie hätte wirken können, um eine angreifende Riesenkrabbe zu verjagen. Doch seine Lust, Magien zu wirken, hielt
sich in Grenzen. So schlichen sie auf einer schmalen Schneise
zwischen dem Ödland und dem Strand nordwärts und blieben mit
Glück unbehelligt. Seltsamerweise schien sich Cathryn während
dieser Zeit wieder zu fangen. »Entweder zerbricht sie an all diesem Wahnsinn«, flüsterte Hellami Ullrik zu, »oder sie meistert
ihn. Mir scheint, sie wird es schaffen.«
»Dieses Mädchen ist ohnehin ein Wunder«, raunte Ullrik und
wusste gar nicht mehr, wie oft er diese Worte schon gedacht oder
gesagt hatte.
Als Nächstes kamen sie durch ein Gebiet, in dem erstickend
heiße Luft herrschte, der Grund dafür war jedoch nirgends zu erkennen. Sie litten gewaltige Schweißausbrüche, und als ihnen das
Atmen immer schwerer fiel, entschieden sie sich umzukehren.
Niemand wusste, wie weit das fragliche Gebiet reichte, und sie
hätten mittendrin stecken bleiben und ersticken können. Cathryn
machte den Vorschlag, es im Wasser zu probieren. Sie meinte, es
kühle vielleicht die Luft darüber, und so versuchten sie es. Der
Strand war flach und das Wasser seicht; sie gingen so weit hinaus, bis Ullrik bis zur Brust im Wasser stand; für Hellami bedeutete das, bis zum Hals. Cathryn saß auf Ullriks Schultern und hielt
Ausschau.
Auf diese Weise drohte ihnen keine Gefahr, aber insgesamt kamen sie immer langsamer voran. Bis sie das heiße Gebiet hinter
sich gebracht hatten, war der Abend angebrochen, und die ganze
Zeit über plagte sie die Angst, dass irgendein räuberischer Meeresbewohner sie angreifen könnte. Einmal bekamen sie Schwierigkeiten mit einem Trupp seltsamer Krebstiere, deren Kolonie sie
betreten hatten, aber Hellami stocherte mit ihrem Schwert im
Wasser und hielt die lästigen Biester so auf Abstand. Ullrik hätte
gar nicht gewusst, mit welcher Art von Magie er ihnen hätte begegnen sollen. Unter Wasser wirkende Magien waren ihm völlig
fremd.
Als sie am frühen Abend ein Stück Strand erreichten, das einigermaßen sicher zu sein schien, waren sie am Ende ihrer Kräfte,
und ihre Stimmung war auf den Nullpunkt gesunken.
»Hast du Lust auf eine gute Nachricht?«, fragte Hellami erschöpft, noch bevor sie sich für einen Lagerplatz entschieden hatten. Sie deutete in die Luft hinauf, nach Norden, wo sich zwei
dunkle Umrisse abzeichneten.
Ullrik sah hinauf, und ein Röcheln entrang sich seiner Kehle.
»Bei allen Dämonen! Der Kreuzdrache! Er… er hat Verstärkung
geholt!«
*
    Als Marko wieder zu sich kam, fühlte er sich mehr tot als lebendig. Er blutete aus einem Dutzend Wunden, hatte mehrere Rippenbrüche, eine Gehirnerschütterung, und seine linke Schulter
war auf schmerzhafte Weise ausgerenkt.
    Viele Stunden mussten seit dem Überfall verstrichen sein, vielleicht

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