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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Willkür, Bosheit oder Arroganz begingen. Aber
ein so überhebliches, an die eigene Höherwertigkeit glaubendes
Wesen wie Meados war ihm bislang noch nicht untergekommen.
So jemanden ausgerechnet unter den Drachen anzutreffen, deren
Wesensart sich vornehmlich durch Höflichkeit und Zurückhaltung
auszeichnete, beschäftigte den neugierigen Teil seines Verstandes. Er wollte dieses seltsame Missverhältnis ergründen und wenn
möglich etwas zu seiner Auflösung beitragen.
Und wenn nicht, sagte er sich grimmig, dann etwas zum Abgang
dieser verfluchten Vierbeiner.

19
Die Königin
    Fast zwei Wochen waren vergangen – langweilig zwar, aber
Leandra hatte eine Menge gelernt. Nun saß sie wieder im Krähennest, einer Art Ausguck unter einer kleinen Ceraplast-Kuppel auf
der Oberseite der Melly Monroe, und starrte hinaus ins All – etwas, das sie in letzter Zeit immer öfter tat. Stundenlang.
    Halon stand links von ihr, ein leuchtender, gelb-oranger Riese,
von einem weiten System planetarischer Ringe umgeben und
wohl das Aufregendste, was sie bisher im All erblickt hatte.
    Der Planet schien zum Greifen nahe, aber sie waren immer noch
mehrere Tagesreisen von ihm entfernt. Er durchmaß fast eine
Million Meilen, und sein Halo war noch um ein Vielfaches größer.
Die Höhlenwelt, so hatte ihr Roscoe erklärt, war im Vergleich zu
Halon vermutlich so winzig, als läge man eine Erbse neben einen
großen Apfel. Um seinen Vergleich zu untermalen, hatte er ihr
eine Erbse und einen Apfel gezeigt. Äpfel kannte sie, so etwas
gab es in der Höhlenwelt auch, die Erbse hingegen war ihr neu.
Sie fragte Roscoe, woher er denn wissen wollte, wie groß die
Höhlenwelt sei. Mit der Antwort hatte er sie in Erstaunen versetzt.
Roscoe hatte ihr erklärt, dass Welten unterschiedlich starke
Schwerkraft erzeugten – in Abhängigkeit davon, wie viel Masse
sie besaßen. Da sie, Leandra, sich auf der Melly Monroe normal
bewegte, ging er davon aus, dass auf der Höhlenwelt eine ähnlich
hohe Schwerkraft herrschte wie an Bord. Und die sei ihrerseits
ähnlich wie die Schwerkraft auf Diamond. Deswegen, erklärte er,
sei er bereit zu glauben, dass die Höhlenwelt etwa so groß wie
Diamond sein müsse und einen Durchmesser zwischen zwölf- und
fünfzehntausend Meilen habe.
    Das hatte Leandra beeindruckt. Seit diesem Gespräch hatte sie
alles an Wissen in sich hineingesaugt, was sie auf der Melly Monroe nur finden konnte. Und das war viel. Ihr war klar, dass die
Kenntnisse, die ihr bei ihrer Schlafschulung eingetrichtert worden
waren, nur ein ganz kleiner Happen dessen sein konnten, was es
zu lernen gab. Jenseits davon lag natürlich noch tausendfach
mehr: das Wissen von Gelehrten, Forschern oder Historikern, das
gewöhnlichen Leuten gar nicht zugänglich war es sei denn, man
suchte speziell danach.
    Da es außer ein bisschen Näharbeit und dem Hühnerfüttern,
das aber Griswold erledigen musste, nichts Besonderes an Bord
zu tun gab, hatte sie mindestens die Hälfte ihrer Zeit vor den Holoscreens der Melly Monroe verbracht und sich zahllose Bilder,
Texte und Filme angesehen. Besonders die Filme hatten es ihr
angetan, mit deren Hilfe sie Reisen durchs All und auf ferne Welten unternehmen konnte. Die Wunder waren ohne Zahl, und
mehrfach hatte sie an ihr Alter gedacht: Sie war zweiundzwanzig,
und mit Glück blieben ihr noch sechzig Jahre oder ein paar mehr
an Lebenszeit. Das würde unmöglich ausreichen, um all das mit
eigenen Augen zu sehen, was sie hier ausschnittsweise über die
Monitore huschen sah. »Die Drakken kennen das Geheimnis der
Unsterblichkeit«, hatte sie Roscoe einmal zugeflüstert, als sie
gemeinsam auf den kleinen Holoscreen in ihrer Kabine gestarrt
hatten. Leandra erinnerte sich… Seit fast einer Stunde lief ein
faszinierender Dokumentationsfilm über die Kristallwälder der
Ajhan; er wollte mit ihr schlafen, zitterte schon vor Verlangen –
aber der Film ließ sie nicht los, obwohl sie ebenfalls Lust auf ihn
hatte. »U-unsterblichkeit?«, stotterte er. Sie schüttelte den Kopf
und starrte weiterhin auf den Monitor. »Nein, nein. Eigentlich
nicht Unsterblichkeit. Ewiges Leben. Das ist etwas anderes. Aber
wenn man das hätte, könnte man sich all diese Dinge in Wirklichkeit ansehen. Ich meine, nicht nur auf dem Bildschirm…«
»He!«, beklagte er sich. »Was redest du da? Ewiges Leben?«
    Sie saß auf seinem Schoß, sodass sie an ihrem Po spüren konnte, wie heftig sein Verlangen war. Sie küsste ihn und

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