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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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zum Schaden anständiger
Leute einzusetzen. Aber manchmal war diese Gabe wirklich von
Nutzen. Sie hatte Rasnor mit der Macht ihrer Ausstrahlung und
ihrer Weiblichkeit übertölpelt und ihn zum Werkzeug des Untergangs der Drakken gemacht. Sie und ihre drei Schwestern, Roya,
Azrani und Marina. Wie es den dreien wohl ging? Und Alina, Hellami und der kleinsten der Sieben, ihrer richtigen Schwester Cathryn? Sicher stand in der Höhlenwelt alles zum Besten, jetzt, da
sich die Schwestern des Windes um die Dinge kümmerten, die
noch ein paar Probleme aufgeworfen hatten. Nur dass sich ihre
Freunde Sorgen um sie machen mussten, war furchtbar. Wahrscheinlich dachten sie alle, sie wäre tot.
Während sich ihre körperliche Lust immer mehr steigerte,
schossen ihr zahllose Erinnerungen durch den Kopf, schöne und
bedrückende, erhebende wie auch ängstigende. Und wieder holte
sie der Gedanke ein, der ihr vor langer Zeit einmal in den Sinn
gekommen war: Das Schicksal bescherte ihr für jeden Tiefschlag
auch wieder einen ungeahnten Höhepunkt.
Der, den sie in diesen Augenblicken erlebte, war einer der sonderbarsten und intensivsten. In dem Moment, da ein heißes,
elektrisierendes Prickeln durch ihren Körper stob, schob sich über
ihr ein schier unglaubliches Wesen in den Sichtbereich der Kuppel.
*
    »Das ist eine Königin«, sagte Darius leise.
Sie starrten ins All hinaus, noch immer nackt und schweißbedeckt, und beobachteten das gigantische Wesen, das in wenigen
Meilen Entfernung an der Melly Monroe vorüberglitt. Leandra saß
    seitlich auf seinem Schoß, hatte sich an ihn geklammert und
konnte ein leises Gefühl der Angst nicht unterdrücken. Darius
wäre sicher aufgesprungen, hätte ihnen irgendeine Gefahr gedroht. Dass er es nicht tat, genügte ihr jedoch nicht, die Furcht
abzuschütteln.
    »Sie sind neugierig«, flüsterte Darius weiter. Dass er so leise
sprach, schickte ihr einen angstvoll-wohligen Schauer über den
Rücken, so als wären sie Kinder, die sich im Gebüsch versteckten,
während sie ein großes, unheimliches Tier beobachteten.
    Die Königin war eine elegante, lang gestreckte Kreatur, die sich
mit der Würde eines Sonnendrachen durchs Nichts bewegte.
Nein, mit weit mehr als der eines Sonnendrachen, korrigierte sich
Leandra. Dass es sich um eine Königin der Halon-Leviathane handelte, war unausgesprochen geblieben, aber Leandra wusste es
auch so.
    »Ich weiß nicht«, erklärte Darius leise, »ob sie das Schiff für
eins ihrer Kinder hält und deswegen so nahe herankommt. Gewöhnlich sind sie nicht so weit draußen.«
    »Du meinst… die Königinnen?« Leandras Herz pochte leise und
schnell. »Wie viele von ihnen gibt es denn?« Er schüttelte den
Kopf. »Viele sind es nicht. Ich glaube, zurzeit haben sie vierzehn.
Sie sind das Wertvollste, was die Hüller besitzen. Und nicht nur
sie.« Leandra nickte kaum merklich. Ja – was dieses Volk der
Hüller herstellte, das in den Habitaten und auf den Monden des
Halon lebte, war für die Menschheit unersetzlich. Hier draußen
galten eigene Gesetze. Sie hatte Filme gesehen und darüber gelesen, dass die Hüller mit höchster Sorgfalt auf ihren Bestand an
Leviathanen achteten, aus denen Raumschiffhüllen wie die der
Melly Monroe oder der Moose gefertigt wurden. Die Leviathane
waren einzigartig im gesamten Kosmos; ohne sie wäre der große
Frachtverkehr im All nicht möglich. Derart gewaltige Schiffe aus
Metall zu bauen wäre unendlich teuer und schwierig; außerdem
könnten sie den auftretenden Kräften nur bis zu einer gewissen
Belastungsgrenze standhalten, und die lag weit, weit unterhalb
der der Leviathane. Somit versorgten die Hüller von Halon schon
seit Jahrtausenden die Menschheit und die Ajhan mit den außergewöhnlich robusten und zugleich gewaltig großen Exoskeletten
der Leviathane, die im Orbit des Riesenplaneten Halon lebten.
    Mit offenem Mund starrte Leandra hinaus zu dem Riesenwesen.
Eine Königin war noch um einiges größer als selbst das gewaltigste ihrer Kinder: Während normale Leviathane bis zu zweieinhalb
Meilen Länge erreichen konnten, maß diese Kreatur dort draußen
bestimmt das Doppelte. Nein, entschied Leandra leise kopfschüttelnd, sie war noch größer. Der Schwanz der Königin musste allein an die drei Meilen messen.
    Sie war seitlich an die Melly Monroe herangetrieben und wurde
nun von dem Schiff langsam überholt, während sie sich in die
gleiche Flugrichtung drehte. Ihr Körper schimmerte graubraun im

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