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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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komme ich. Ich kann mir ein Kurierschiff mieten und die Wurmloch-Verbindung zum Halon benutzen. Einen Tag werde ich aber wohl dennoch brauchen. Wo wollen
wir uns denn treffen?« Leandra dachte nach. Es kam ihr plötzlich
klüger vor, Griswolds Dienste gar nicht erst länger zu beanspruchen. Er hatte eine Abneigung gegen sie aufgebaut, weil sie ihn
zurechtgewiesen hatte. Mit jeder Stunde, die sie ihm zu nahe
war, mochte das Gefühl wachsen. Wer konnte schon sagen, wozu
ihn das noch verleitete? Am besten war, sie hielt sich ab jetzt von
ihm fern.
»Treffen wir uns auf dem Habitat Santavista.
Kennen Sie das?«
»Nein. Aber ich werde es schon aufspüren.« Er lächelte vielsagend.
»Da hat ein Leviathan namens Melly Monroe angedockt. Dort
finden Sie uns.«
»In Ordnung, Leandra. Morgen, etwa um diese Zeit, werde ich
da sein. Wenn etwas dazwischenkommt, melde ich mich.«
24
Skandal
    Ain:Ain’Qua war nicht wohl in seiner Haut, seit Bruder Giacomo
fort war.
Gewöhnlich hatte er keinerlei Probleme, Amtsgewalt auf Schwanensee auszuüben, Heimatwelt der Hohen Galaktischen Kirche.
Doch es gab Zeiten, da waren seine Männer wie der Giacomo
unersetzlich – Männer, die Informationen beschaffen konnten.
Nämlich dann, wenn Intrigen geschmiedet wurden. Und jetzt war
so eine Zeit, dessen war sich Ain:Ain’Qua gewiss.
In wenigen Wochen würde er wieder gegen einen neuen Herausforderer um die Papstwürde antreten müssen, und das lag
ihm wie ein Stein im Magen. Leider waren die alten Zeiten lange
vorüber, in denen der Glaube und die eigene Stärke die einzigen
Waffen in diesem Kampf gewesen waren. Heute wurden auch andere Mittel verwendet – Mittel, die nicht vom Bewerber selbst ins
Gefecht gebracht wurden, sondern von dunklen Leuten im Hintergrund. Einflussreiche Gruppen, Lobbyisten, politische Strippenzieher – eben die grauen Eminenzen hinter den Kulissen, die sich
von einem Wechsel in der Führungsspitze der Kirche Vorteile versprachen. Es wurden die schmutzigsten Tricks angewandt, verleumderisch, ohne Gnade irgendwelche vergangenen Sünden aufdeckend, auch wenn es sich dabei um nichts anderes als eine
dumme Verfehlung aus der Kindheit handelte. Und wer war schon
frei von jeder Sünde?
Doch das alles war nicht wirklich schlimm für Ain:Ain’Qua. Er
hatte diese Prüfungen, die alle zwei Jahre stattfanden, bereits
dreimal erfolgreich bestanden und eine längere Amtszeit erreicht
als vor ihm jeder andere Papst in den letzten zweihundert Jahren.
Doch dieses Mal gab es eine neue Gefahr.
Kardinal Lakorta.
Ain:Ain’Qua seufzte angespannt, steckte den historischen Federkiel, mit dem er gerade Ernennungsurkunden unterzeichnete,
wieder in seinen Halter neben dem Tintenfass und lehnte sich in
seinem Schreibtischsessel zurück. Die riesige, polierte Holzoberfläche seines Schreibtisches glänzte warm im milden Licht des
Nachmittags, das durch die hohen Fenster hereindrang, und er
empfand so etwas wie Wehmut. Er glaubte zu spüren, dass er
nicht mehr lange in diesem Raum residieren würde. Das päpstliche Arbeitszimmer im Dom von Lyramar war ein Ausbund an Luxus, jeder Zentimeter mit den teuersten Edelhölzern getäfelt und
ausgestattet. Obwohl Ain:Ain’Qua kein Freund von übermäßigem
Pomp oder von Schwelgerei war, liebte er dieses Zimmer. Ein
Holzkunstwerk, wie es die Menschen zu erzeugen verstanden,
empfand er als eine ihrer größten Errungenschaften. Es wirkte
beruhigend auf seine Seele und anregend auf seine Sinne. Die
Welt der Ajhan war von Kristall dominiert, und Hölzer wie in den
Welten der Menschen gab es dort nicht – nicht in dieser Form.
Ja, er würde dieses Zimmer vermissen.
Ain:Ain’Qua kniff die Lider seiner tief dunkelbraunen Augen zu.
Nein, sagte er sich, noch war es nicht so weit. Vielleicht überstand er ja auch diese Prüfung mithilfe des Herrn. Es müsste ja
auch in seinem Interesse liegen, wenn die Hohe Galaktische Kirche nicht in die Fänge eines Verbrechers wie Lakorta geriet.
Lakorta hielt sich zurzeit ebenfalls auf Schwanensee auf. Er hatte es im Heiligen Konzil geschafft, eine neue Novelle für das Libris
Pontifex durchzusetzen – den Kodex des Heiligen Vaters. Die
neue Novelle legte fest, dass ein amtierender Papst nun nach sieben Jahren Amtszeit eine weitere besondere Glaubensprüfung
ablegen und sich mit einem Herausforderer messen musste. Sieben Jahre! Eine symbolträchtige Zahl – aber welch ein Zufall,
dass sie sich ausgerechnet mit der Amtszeit seines Pontifikats

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