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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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deckte. Ain:Ain’Qua war inzwischen bereit darauf zu wetten, dass
sein Herausforderer Kardinal Lakorta selbst sein würde.
Er stand auf, trat zum Fenster und ließ den Blick über die sanfte
Hügellandschaft der Minnemark gleiten… Ja, ein traumhaft schönes Fleckchen war dieses Schwanensee, dünn besiedelt, still und
beschaulich, sah man einmal von den Nervenzentren der Kirche
ab, in denen die Eisen natürlich immer heiß geschmiedet wurden.
So war das nun mal in der Kirchenpolitik, und nicht nur in ihr.
Gewöhnlich wäre Lakorta ein lächerlicher Gegner gewesen.
Mit Sicherheit hatte er herzlich wenig Ahnung von der Reformierten Bibel der Menschen und sicher noch viel weniger von der
Neuen J’hee-Rolle der Ajhan. Er wusste nichts von den Strukturen
der Kirche, kannte weder den Kodex noch die Regeln des Heiligen
Konzils, der Heiligen Inquisition oder des Pontifikats. Ain:Ain’Qua
bezweifelte des Weiteren, dass Lakorta im Glauben stand; Streiter für als die Gerechtigkeit Gottes war er gewiss nicht mehr wert
als eine Kakerlake in einem Küchenschrank.
Aber er hatte die Magie!
Giacomo hatte das ausspioniert. Lakorta, so flüsterten sich einige Leute zu, war in der Lage, Wundertaten zu wirken. Angeblich
hatte er einige höchst erstaunliche Dinge bewirkt, Kranke geheilt,
Hungernde gespeist. Er sollte sogar übers Wasser gelaufen sein.
Diese Taten waren, sollten sie je stattgefunden haben, ebenso
grotesk wie Aufsehen erregend. Die Zeiten, in denen derlei übernatürliche Wunder gewirkt worden waren, lagen Jahrtausende
zurück.
Ain:Ain’Qua hatte Giacomo, seinen treuen und klugen Begleiter,
genauer nachforschen lassen, da er nicht glauben konnte, dass
Lakorta – und ausgerechnet er! – zu solchen Dingen fähig sein
sollte. Giacomo war schließlich darauf gestoßen, dass der Kardinal
ein ominöses graues Amulett von der Form einer Scheibe um den
Hals trug, eingefasst in Geschmeide und an einer goldenen Kette
hängend. Es gab außer Leandra wohl nur zwei oder drei Personen
in der gesamten GalFed, die diesen Hinweis überhaupt einzuordnen wussten. Aber er, Ain:Ain’Qua, gehörte dazu. Nein, Lakorta
konnte sicher keine Wunder wirken – doch er verfügte über Magie! Das gleiche unglaubliche Phänomen, das auch Leandra beherrschte. Also musste er ebenfalls von dieser rätselhaften Welt
stammen – der Höhlenwelt.
Seit Ain:Ain’Qua das erfahren hatte, war er höchst unruhig geworden. Er spürte, dass sich etwas zusammenbraute, das weit
über seine anfänglichen Befürchtungen hinausging. Ganz abgesehen davon, dass das Thema Magie ihm erhebliche Magenschmerzen bereitete.
Giacomo hatte ihm einmal einen tauglichen Erklärungsvorschlag
für dieses unheimliche Phänomen geliefert, und soweit es Leandra
betraf, dieses gutherzige, junge Mädchen, hatte es Ain:Ain’Qua
genügt. Vorläufig jedenfalls. In Bezug auf Lakorta war das jedoch
eine andere Sache. Nun spielte das uralte Mysterium des Gutund-Böse in die Magie mit hinein. Schlimmer noch: Ain:Ain’Qua
konnte es sich unmöglich leisten, offen von Magie zu sprechen. Er
hätte sich nicht nur lächerlich gemacht. Nein, seine Gegner wären
geradezu über ihn hergefallen. Sie hätten ihn der Verleumdung,
des Wahnsinns oder gar satanischer Umtriebe bezichtigt; besonders für Lakorta wäre das ein gefundenes Fressen gewesen. In
weniger als einem Tag hätte Ain:Ain’Qua sein Amt niederlegen
müssen. Dem gegenüber stand der aberwitzige Einfall dieses verbrecherischen Mannes, sich selbst einen im besten Sinne biblischen Heiligenschein aufzusetzen, indem er Wunder wirkte!
Ain:Ain’Qua war völlig durcheinander.
Er war stark, ja, das wusste er, aber gegen solche Tricks kannte
er keine Mittel, besonders nicht in der gegenwärtigen Lage. Eine
spezielle Abordnung des Heiligen Konzils würde sich sieben Prüfungsaufgaben überlegen, und er zweifelte nicht daran, dass Lakorta da Einfluss zu nehmen verstand. Mithilfe seiner Magie, derer Ain:Ain’Qua ihn nicht bezichtigen durfte, wenn er sich nicht
freiwillig sein eigenes Grab schaufeln wollte, hatte Lakorta beste
Chancen, selbst ihn, den stärksten Papst der letzten 20 Dekaden,
zu besiegen. Danach mochte eine Zeit der Dunkelheit über die
Kirche oder gar die gesamte GalFed kommen.
Das war das eine.
Das andere betraf die beiden Herzen in seiner Brust, die für den
Glauben wie auch für einige weltliche Dinge schlugen. Eines davon war Leandra. Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung – sie
war von einem ganz

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