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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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besonderen Zauber gewesen. Von der ersten
Sekunde an hatte er eine starke Anziehungskraft zwischen ihnen
gespürt, und bis heute gab es nicht das Geringste an ihr, das
Ain:Ain’Qua irgendwie bedenklich vorgekommen wäre. Außer der
Magie. Sie war ein guter Mensch, darauf hätte er seine Seele
verwettet, aber nun, da Lakorta die Bühne betreten hatte, ein
Magier aus ihrer Welt und mit völlig entgegengesetzten Absichten, konnte er jene Frage nach dem Gut und Böse der Magie einfach nicht mehr ignorieren. Sie war seinem Amt und sogar seiner
Seele angemessen.
Giacomo suchte gerade nach Leandra, aber was sollte
Ain:Ain’Qua ihm befehlen? Leandra zu verstoßen, sie auszuspionieren, zu jagen, oder gar zu töten? Im Namen Gottes, als Befehlshaber der Heiligen Inquisition? Nein, das war er ja gar nicht
mehr, dieses Amt hatte inzwischen schon Lakorta inne.
Was Ain:Ain’Quas Gedanken wieder auf seinen Feind lenkte.
Er hätte Grund gehabt, sich Leandras Hilfe zu versichern, im
Kampf gegen diesen Mann… aber das wäre wohl der größte Hohn
der neueren Kirchengeschichte gewesen: Der Papst im Kampf
gegen die bösen Kräfte der Magie, dabei die Hilfe der Magie nutzend.
Er wusste nicht mehr ein noch aus. Es klopfte. »Ja?«, rief er
und wandte sich in Richtung der Tür um.
Ein Ordenshauptmann der Päpstlichen Garde trat ein und verbeugte sich. »Zwei Nachrichten, Exzellenz. Eine davon dringend,
soeben per Kurierschiff eingetroffen.«
Ain:Ain’Qua nahm sie entgegen und betrachtete die Umschläge,
während sich der Hauptmann wieder entfernte.
Der eine trug das Hohe Siegel des Heiligen Konzils, eine höchst
offizielle Nachricht, wahrscheinlich die Prüfung betreffend. Der
andere Umschlag, der eilige, der per Kurier gekommen war, trug
nur ein kleines Symbol, aber Ain:Ain’Qua kannte es: Es war Giacomos Zeichen, ein kleines zwinkerndes Auge. Ungeduldig riss er
den Umschlag auf.
Die Oma ist tot, stand da. Muss mich um die Beerdigung kümmern.
Ain:Ain’Qua musste auflachen, trotz seiner düsteren Stimmung.
Giacomo war in den Tiefen seiner Seele ein Clown. Er liebte es,
die Leute zu überraschen und geheimen Unfug zu treiben. Doch
Ain:Ain’Qua verstand die Botschaft genau: Giacomo hatte Leandra gefunden. Allerdings schien es Probleme zu geben.
Angespannt legte er das Papier auf seinen Schreibtisch und riss
den anderen Umschlag auf.
Während er das Papier entfaltete, überlegte er, wen er an Giacomos Stelle um Hilfe bitten konnte, denn sein treuer Begleiter
würde noch für einige Tage fort sein.
Als er dann das Schreiben des Heiligen Konzils überflog, vergaß
er alles andere. Ein eiskalter Schauer kroch seinen Rücken herauf. Das Schreiben war von den drei Vorsitzenden des Konzils
unterzeichnet, unter anderem Kardinal Lakorta.
Es handelte sich um die Aufforderung, noch heute vor einer
Kommission der Heiligen Inquisition zu erscheinen. Der Titel lautete: Anhörung betreffs des Vorwurfs der Ketzerei.
*
    Es dauerte fast zwei Tage, ehe Bruder Giacomo auf Santavista
eintraf, und bis er endlich da war, hatten die Schwierigkeiten fast
die Oberhand gewonnen. Fast wäre alles gekippt.
    »Wir haben Griswold niederschlagen und einsperren müssen«,
flüsterte Leandra ihm zu, als sie Giacomo im Passagier-Terminal
von Santavista abholte. »Griswold?«, fragte Giacomo und blieb
stehen. »Wer ist denn Griswold?«
    »Ach, das wissen Sie ja noch gar nicht«, antwortete sie leise
und sah sich um. Seit ihr Darius von den Überwachungssensoren
der Hüller erzählt hatte, lebte sie in der ständigen Angst, belauscht zu werden. Sie berichtete Giacomo kurz und knapp von
dem, was ihnen widerfahren war, gab zum Schluss bedauernd zu,
dass sie eigentlich noch gar nichts erreicht und nur eine Menge
Geld verloren hatten. »Es sei denn, wir nehmen es Griswold wieder weg«, fügte sie hinzu. »Und warum haben Sie ihn niedergeschlagen?« Auf dem Weg zur Melly Monroe durchquerten sie die
Dockebene von Santavista. Um sie herum herrschte Betriebsamkeit, Güter wurden verladen, und viele Leute waren unterwegs.
»Griswold ist eifersüchtig. Ich…«, sie zögerte kurz, suchte nach
Worten. »Nun ja, Darius und ich, wir haben etwas miteinander. Er
ist ein feiner Kerl, hilft mir und vertraut mir.« Sie schluckte verlegen und senkte den Blick. »Wir… wir haben uns ein bisschen ineinander verliebt.«
    Giacomo grinste und sah sie an. Er war klein für einen Mann der
GalFed, aber immer noch eine Winzigkeit größer als sie. »Wirklich? Er ist ein

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