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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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verhalten, dann hier.
Mit der Zeit wurde ihnen bewusst, dass sie von einer schwachen
Lichtaura umgeben waren. Zwar war der Morgen hell, und das
Licht flutete ein Stück weit in den Portalgang, doch inzwischen
waren sie schon ein gutes Stück vorgedrungen, und der Eingang
lag bereits gut dreihundert Schritt hinter ihnen. Als Marina sich
umwandte und zurückblickte, fiel ihr etwas auf.
»Sieh mal«, flüsterte sie und deutete zurück. »Der Gang führt
leicht aufwärts.«
Azrani nickte. »Ja, das Gefühl hatte ich die ganze Zeit schon.«
Sie deutete in die Höhe. »Außerdem herrscht hier Licht.«
Der Tunnel, auch hier von ovaler Form und gute dreihundert Ellen hoch, hatte eigentümliche Wände. Selbst weit oben, über ihren Köpfen, konnten sie die seltsame Struktur erkennen, die an
das Geflecht eines Bastkorbes erinnerte.
Gewöhnlich hätten in den Ritzen des Geflechts tiefere Schatten
herrschen müssen, hier aber drang schwaches Licht daraus hervor. Weiter vorn wurde der Gang wieder undurchdringlich dunkel
und zog sich dahin, als führte er mitten in die Ewigkeit. Zaghaft
gingen sie weiter.
»Wenn der Gang weiter aufwärts führt, sind wir bald ein gutes
Stück über dem Boden«, flüsterte Azrani nach einer Weile – Marina blieb unschlüssig stehen. »Und… was schließt du daraus?«
Azrani zog sie weiten »Nichts. War nur eine Feststellung. Komm
schon, ich glaube nicht, dass es hier gefährlich ist.«
Marina folgte ihr widerstrebend. »Was macht dich so sicher?«
»Weil man nicht extra so ein Riesending baut, um zwei kleinen
Mädchen wie uns das Licht auszupusten. Die Pyramide muss einen ganz anderen Zweck haben. Außerdem hat Phenros nichts
über eine Gefahr geschrieben. Und er muss schließlich hier gewesen sein.«
Wie so oft beruhigte sich Marina auf Azranis Einwände hin.
Sie gab ihren Widerstand auf und ließ sich mitziehen.
Je weiter sie vorankamen, desto deutlicher wurde, dass sie von
einem Lichtschein begleitet wurden. Er war alles andere als hell,
aber sie vermochten die Umgebung zu erkennen. Das seltsame
Gefühl, beobachtet zu werden, verstärkte sich – zum Glück aber
fühlte es sich nicht wirklich bedrohlich an. »Wenn ich nur wüsste,
was das hier alles zu bedeuten hat«, flüsterte Marina nervös.
Endlich, nachdem sie eine gute halbe Stunde und rund anderthalb
Meilen gelaufen waren, veränderte sich die Umgebung.
Der Tunnel verbreiterte sich und wurde zu einer Halle, deren
Form an das Ende eines Knochens erinnerte. Nur der Boden blieb
eben und weitete sich dabei zu einer größeren Fläche, während
die Wände mal flach, mal steil anstiegen und sich in der Höhe
wieder nach innen krümmten, um die Hallendecke zu bilden, die
in der Mitte etwa 350 oder 400 Ellen hoch sein mochte. Azrani
und Marina blieben ehrfurchtsvoll stehen.
Auch hier herrschte das gleiche schwache Licht wie bisher, aber
es reichte aus, um die ganze Halle sichtbar zu machen – und um
klarzustellen, dass die Reise ein Ende hatte.
Außer dem Muster an den Wänden gab es hier nichts von Bedeutung. Weder wartete ein Schrein noch eine rätselhafte Apparatur oder gar ein fremdes Wesen auf sie. Die Halle war einfach
nur leer.
»Das kann doch nicht sein!«, sagte Marina protestierend, diesmal etwas lauter. Nichts geschah, niemand erhörte ihren Ruf. Sie
sahen sich in alle Richtungen um, aber es gab nicht den leisesten
Hinweis, warum der Weg endete oder wie es weitergehen mochte.
Sie trennten sich, versuchten hier und dort die Wände zu erklimmen, aber diese wurden mit jedem Schritt steiler. Auch die
Decke hoch über ihren Köpfen gab nichts preis. Schon bald mussten sie aufgeben – es gab einfach nichts, was man hätte untersuchen können.
»Wie ist das möglich?«, beklagte sich Azrani. »So ein gewaltiger
Bau, und dann einfach… nichts?«
»Vielleicht müssen wir etwas tun«, schlug Marina vor.
Sie versuchten es mit lautem Rufen, heftigem Aufstampfen oder
ausholenden Bewegungen, auf dass irgendein unsichtbarer Wächter sie vielleicht bemerkte.
Nichts. Nachdem sie alles, was ihnen nur in den Sinn gekommen war, ausprobiert hatten, sank ihnen der Mut. Sie standen
kurz davor, wieder umzukehren.
»Ob Phenros es damals geschafft hat? Ich meine, bis ganz hinein in diesen Bau?«
Marina ließ ihren Rucksack zu Boden sinken und setzte sich.
»Wenn ich das nur wüsste. Seine Aufzeichnungen enden genau
an der Stelle, an der so ein Hinweis kommen müsste.«
Azrani setzte sich ebenfalls, benutzte ihren Rucksack als
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