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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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unschlüssig um und kniete sich dann zu ihrer
Freundin. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es gefährlich.«
Azrani spitzte nachdenklich die Lippen. »Wenn wir es nicht wagen, werden wir vielleicht nie erfahren, was es mit dieser Pyramide auf sich hat.«
Marina nahm Azrani den unvollständigen Würfel aus der Hand
und drehte ihn mehrmals, wobei sie ihn genau inspizierte.
Schließlich seufzte sie. »Ja, wir sollten es einfach versuchen.
Außerdem würde ich diesem blöden Meados gern eine lange Nase
drehen. Indem wir mit einer echten Erfolgsmeldung zurückkehren. Was meinst du?«
Azrani lachte leise auf und hauchte Marina einen Kuss auf die
Wange. Dann rutschte sie hin zu der Vertiefung, drehte die Pyramide mit der Spitze nach unten und passte sie kopfüber in die
Vertiefung ein. Nahtlos und glatt fügte sie sich an ihren Platz.
Mit klopfenden Herzen warteten sie.
Nach einigen Sekunden wurde ein leises Geräusch hörbar. Es
war wie ein Mittelding zwischen einem hohen Summen und einem
Zischen. Dann plötzlich erbebte der Boden unter ihren Füßen.
Beide stöhnten überrascht auf. Eilig versuchten sie, auf die Füße
zu kommen, doch das erwies sich als unmöglich.
Unter ihnen wölbte sich mit einem untergründigen, dröhnenden
Geräusch der Boden. Azrani blieb geistesgegenwärtig in der Hocke und versuchte das Gleichgewicht zu halten, während sich der
Hallenboden unter ihr in gehörigem Tempo erhob. Marina fand
sich schnell auf dem Hosenboden wieder.
Mit Getöse verformte sich der Boden unter ihnen und wölbte
sich zu einem riesigen Kegel. Azrani kniete genau auf seiner flachen Spitze. Unter ihr hob sich der Hallenboden mit einem tiefen
und dröhnenden Rumpeln in die Höhe.
»Azrani!«, schrie Marina.
Der Kegel unter ihnen wuchs und wuchs, während seine Seiten
immer steiler wurden. Marina versuchte verzweifelt, Azrani zu
erreichen, doch der kleine, ebene Platz auf der Spitze durchmaß
gerade mal drei Schritt. Marina geriet ins Wanken, begab sich auf
alle viere – und verlor den Würfel, der zu Boden fiel und in fünf
kleine Kristallpyramiden zersprang.
Dann war der Punkt überschritten, an dem sie sich überhaupt
noch hätte halten können – die Seiten des sich aufwölbenden
Kegels waren zu steil geworden. Ohne die Möglichkeit, sich irgendwo festhaken zu können, rutschte Marina die Schräge hinab
und landete nach einer rasanten Partie auf dem Hallenboden. Als
sie sich wieder aufgerichtet hatte und hinaufblickte, stand sie vor
einem riesigen, an die 100 Ellen hohen Kegel, der fast den ganzen Hallenboden einnahm. Auf seiner winzigen Spitze saß die
verdatterte Azrani. »Azrani!«, schrie Marina voller Angst.
»Schnell! Komm da runter!«
Beiden war klar, dass dies ein Wagnis darstellte. Die Flanken
des Kegels waren steil, und der Weg herab war weit.
»Warte, Marina! Warte!«, schallte es herab.
Mit ausgebreiteten Armen kniete Azrani dort oben, so als kämpfte sie um ihr Gleichgewicht. Doch der Kegel stand inzwischen
still, und es bestand keine Gefahr, dass sie hinunterstürzte. Marina fluchte über ihr Pech, dass sie sich dort oben nicht hatte halten können.
»Es hat aufgehört!«, rief Azrani, aber das beruhigte Marina
keineswegs. Ihre Gedanken rasten.
»Kannst du… die Glaspyramide wieder herausnehmen?«, rief sie
hinauf. »Dann kommt das Ding vielleicht wieder herunter!«
»Geht nicht«, kam die Antwort nach kurzer Zeit zurück.
»Sie sitzt nahtlos da drin. Ich… ich komme nicht mal mit den
Fingernägeln in die Ritzen!«
Ein neuerliches machtvolles Dröhnen übertönte Azranis Stimme.
Mit Entsetzen sah Marina, dass sich aus der Hallendecke ein
weiterer Kegel formte. Mit der Spitze nach unten weisend, schob
er sich auf Azrani zu.
Verzweifelt sah sie sich um – und entdeckte um sich herum lauter Glasscherben: die Überreste mehrerer Glaspyramiden, die mit
ihr heruntergefallen waren. Sie mussten zersprungen sein.
»Azrani!«, schrie sie hinauf, während sich die Spitze des oberen
Kegels immer weiter herabschob. »Die Glaspyramiden!
Sind noch welche bei dir da oben?«
»Ja. Zwei!«
Marina war der Panik nahe. Die Geräuschkulisse war so beängstigend, dass sie nicht nachdenken konnte. Was würde passieren,
wenn Azrani eine der anderen Pyramiden irgendwo einpasste?
Würde der ganze Mechanismus dann anhalten?
Würde sich der Kegel wieder zurückbilden? Oder würde alles nur
noch schlimmer werden? Voller Angst starrte sie hinauf und wusste nicht, was sie tun sollte.
Bevor sie einen weiteren
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