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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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aufbewahrt: ein Samuraischwert,
kleine Hanteln, einen Kampfsportanzug und manches mehr. Nun
musste Ain:Ain’Qua noch einen weiteren Bereich zu Giacomos
Aktivitäten hinzuzählen: das Geheimarchiv von Thelur. Aufmerksam sah er sich um.
Es stellte sich die Frage, ob es hier Spione gab. Eigentlich undenkbar; gerade für seine eigenen Räume sollte Giacomo die besten nur denkbaren Abwehrmaßnahmen getroffen haben. Allerdings war er nun schon ein paar Tage fort, und jemand hätte sich
womöglich hier Zugang verschaffen und seine Räume verwanzen
können. Ain:Ain’Qua öffnete vorsichtig die Tür zu Giacomos Arbeitszimmer und schlüpfte hindurch. Er aktivierte nicht das Zimmerlicht, sondern blieb bei dem des Transponders. Man hätte es
jederzeit von außen messen können, wenn hier das Deckenlicht
eingeschaltet worden wäre. Zielstrebig durchquerte er den Raum
und musste in Zuneigung und Respekt lächeln, als er auch hier
Giacomos >kreatives Chaos< vorfand. Der Raum war natürlich
viel kleiner als sein eigenes Arbeitszimmer, besaß keine Fenster
und war lediglich mit zwei aneinander gestellten Schreibtischen
ausgestattet. Die Wände aber waren vollständig mit Regalen und
Schränken zugestellt, in denen sich neben Büchern und anderem
Schriftgut die ungewöhnlichsten Dinge stapelten: Mitbringsel von
fremden Welten, Flaschen mit exotischen Weinen oder anderen
Alkoholika, sämtlich noch verschlossen; elektronische Bauteile,
ausrangierte Holoscreens und überall kleine Bilder, Figuren, Vasen und andere Kunstwerke. An vielen Stellen fand Ain:Ain’Qua
Bilder von Shana Nimor, einer berühmten Schwimmerin, die zahlreiche Medaillen errungen hatte. Sie war Giacomos geheimer
Traum, eine schöne, hoch gewachsene junge Frau mit kurzen
dunklen Haaren, die so gar nicht zu Giacomo passen wollte. Aber
er verehrte sie.
Ain:Ain’Qua durchmaß zielstrebig den Raum, streifte auf der
anderen Seite einen schmalen Vorhang zurück und betrat eine
Nische, in welcher Giacomos kleines Tee-Reich aufgebaut war.
Hier gab es ein Spülbecken, einen Wasseranschluss und ein
schmales, hohes Regal aus feinem Schnitzwerk, in welchem Giacomo all seine besonderen Teesorten, bemaltes, zerbrechliches
Geschirr, einen monströsen Wasserkocher aus graviertem Messing und andere Utensilien aufbewahrte. Und da stand sie auch
schon: die schön bemalte Zuckerdose. Von einer gewissen Aufregung ergriffen, nahm sie Ain:Ain’Qua aus dem Regal und öffnete
sie. Das Innere sah aus, wie er es in Erinnerung hatte. Lauter
kleine, weiße Würfel in einem sauberen Block, nur links unten
fehlten ein paar – es waren jene, die Giacomo einst zum Ausprobieren entnommen hatte. Im Lichtstrahl seines Transponders
musterte er die Reihen der Würfel und fand schließlich eine Stelle,
an der sie nicht völlig sauber aneinander gereiht waren. Er stellte
die Dose ab, nahm vorsichtig ein paar Würfel heraus und untersuchte sie genau. Er musste noch eine Reihe tiefer graben, dann
aber hatte er ihn – den gesuchten Holocube. Er besaß nicht ganz
die gleiche Größe wie die echten Zuckerwürfel, und seine Oberfläche war natürlich glatter. Aber nun konnte kein Zweifel mehr bestehen – er hatte ihn gefunden! Ein Schauer lief über seinen
Rücken.
In den Kristallgitterstrukturen dieses winzigen Objektes war
Platz für gigantische Datenmengen. Laut Giacomos Aussage
enthielt es einen großen Teil von dreieinhalb Jahrtausenden Ajhan- und Menschheitsgeschichte und noch etliches mehr.
Ain:Ain’Qua hatte die Archivreihe 106 abgeschritten. Allein der
eine Gang mit seinen Regalwänden hätte lebenslangen Lesestoff
für ein Dutzend Männer geboten – und es musste um die zweihundertfünfzig dieser Archivgänge geben, sternförmig um den
Sonnensaal angeordnet, bis zu den äußeren Grenzen des Doms
von Lyramar reichend. Ein gewaltiger Schatz!
Ain:Ain’Qua empfand Ehrfurcht vor diesem Archiv, und er
stimmte Giacomo zu: Sollte sich der Pusmoh dazu entschließen,
es zu vernichten, wäre dies das kulturell wohl verwerflichste Verbrechen der letzten dreieinhalb Jahrtausende gewesen. Dieses
Archiv zu retten – wenigstens einen Großteil davon, in Datenform
– lag nun in seiner Hand!
Er klappte seinen RW-Transponder auf, entfernte den aktuellen
Holocube aus der Fassung und legte dafür den Archiv-Cube ein.
Nachdem er das kleine Gerät wieder geschlossen hatte, sah er
auf dem winzigen Monitor eine Eingabeaufforderung nach einem
Codewort aufblinken. Er nickte verstehend.

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