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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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nämlich weil sie
ein Mensch war und deswegen bei Darius einfach bessere Chancen hatte.
    Hoffte sie. Beherrscht lächelnd trat sie auf die beiden zu, und
Roscoe stellte sie vor.
»Das ist meine Freundin Leandra«, erklärte er der Ajhana lächelnd und legte Leandra einen Arm um die Schulter. Eine Woge
der Erleichterung durchströmte sie. »Leandra, das ist Mai:Tau’Jui,
die Enkelin unseres Gastgebers.«
Mai:Tau’Jui streckte ihr auf bezaubernde Weise die Hand hin,
und Leandra fragte sich, ob sie nicht selbst gleich die Beherrschung verlieren und über das Mädchen herfallen würde.
Mai:Tau’Jui war etwas größer als Leandra und steckte in einem
dunkelblauen Overall, der wundervoll mit ihrer gesunden, hellgrünen Hautfarbe harmonierte. Die Umrisse ihres Körpers waren
einfach vollkommen. Ajhanfrauen waren etwas schwungvoller
gebaut als menschliche Frauen; Mai:Tau’Juis Taille war ein wenig
schlanker und ihre Hüften etwas ausladender als die Leandras.
Als sehr attraktiv empfand Leandra die kräftigen Oberschenkel
Mai:Tau’Juis; ihre Brüste waren größer als Leandras, dafür aber
flacher, und ihre Schultern hoch und schmal. Sah man einmal von
der fehlenden Nase ab, an deren Stelle das Gesicht nur eine
schwache Ausbuchtung aufwies, hätte ihr sanftes, aber doch charaktervolles Antlitz jeden Bildhauer in Verzückung versetzt. Ajhanfrauen besaßen – wie auch die Männer ihrer Rasse – keine
Kopfhaare, und das ließ in Leandra die Frage aufkommen, wie
wohl das Geschlecht einer Ajhana aussah. Seit sich die Drachentätowierung auf ihrem Oberkörper ausgebildet hatte, war der
Haarwuchs in ihrem Schoß versiegt, und sie hatte herausgefunden, dass das manche Männer regelrecht verrückt machte, wie
zum Beispiel Darius. Besonders, wenn ihn bei seinen Küssen
ständig ein kleiner frecher Drache angrinste. Sie versuchte sich
Mai:Tau’Jui mit einer Drachentätowierung vorzustellen.
»Du kannst jetzt aufhören, ihre Hand zu schütteln«, flüsterte
Roscoe ihr zu.
Verlegen ließ Leandra die feingliedrige, warme Hand der Ajhana
los.
»Du hast aber eine junge Freundin, Darius«, sagte Mai:Tau’Jui
mit einem Lächeln.
Sogar ihre Stimme ist unglaublich süß, dachte Leandra.
»Sie sieht jünger aus, als sie ist«, erwiderte Roscoe wohl gelaunt und beugte sich zu Mai:Tau’Jui. Verschwörerisch hielt er
eine Hand neben den Mund und raunte ihr zu: »In Wahrheit ist
sie eine alte Frau.«
Mai:Tau’Jui lachte hell auf, und sogar Leandra fand Roscoes
schlagfertige Erwiderung witzig. Eine plötzliche Hochstimmung
hatte sie ergriffen, und sie fühlte sich aufgekratzt wie ein junges
Mädchen.
Mai:Tau’Jui winkte sie in Richtung einer Tür und ging voraus.
Ihr mürrischer Vater blieb, wo er war; es erweckte beinahe den
Anschein, als wollte er sich verdrücken. Leandra war nicht unglücklich deswegen.
»Soll ich eine Verabredung mit ihr arrangieren?«, flüsterte Roscoe ihr unterwegs zu.
»Halt den Schnabel«, gab sie grinsend zurück. »Man wird doch
noch staunen dürfen.«
Sie folgten der jungen Ajhana in ein weites, modernes Wohnzimmer, das zur Hälfte von einer Ceraplast-Kuppel überdeckt war.
Der Halon, der auch hier in seiner ganzen Pracht hereinleuchtete,
hatte offenbar überall in seiner Umgebung die Architektur geprägt. Auch hier gab es riesige Fenster und großzügige Kuppeln,
durch die er mit seiner freundlichen Farbe zu den Bewohnern hereinleuchtete. Sie nahmen Platz, und ein ulkiger Roboter brachte
bald darauf ein Tablett mit Tee herein.
»Mai:Tau’Jui ist Wissenschaftlerin, wie ihr Großvater«, erklärte
Darius. »Allerdings Xenobiologin. Obwohl sie von der Xenosoziologie auch eine Menge weiß. Stimmts, Mai:Tau’Jui?«
Die Ajhana lächelte bescheiden und goss ihnen Tee ein.
Selbst die einfachsten Bewegungen führte sie grazil und mit
Anmut aus. Leandra wurde langsam klar, dass Roscoe nicht wirklich wegen dem alten Aan:Ars’Jui hierher gekommen war. Aus
welchem Grund er zuvor nichts von Mai:Tau’Jui erwähnt hatte,
wusste sie nicht. Aber wenn die Ajhana ein angemessener Gesprächspartner für ihr Anliegen war, hatte sie keine Bedenken,
mit ihr anstatt mit ihrem Großvater zu reden.
»Wir brauchen deine Hilfe, Mai:Tau’Jui«, sagte Roscoe.
»Und die deines Großvaters. Als Wissenschaftler.«
Die junge Ajhandame zog in ganz menschlicher Weise überrascht die Augenbrauen in die Höhe. »Ihr… wollt mich beruflich
sprechen? Als Xenobiologin?« Roscoe lächelte verlegen, und langsam dämmerte

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