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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und
kein Flugschiff raste auf ihn zu. »Hast du mich nicht gehört,
Stimme?«, rief er nach einer Weile.
Diesmal kam die Antwort sofort. »Doch, das habe ich.«
Die Stimme des Doy Amo-Uun war nach wie vor einschüchternd. Sie klang, als befände er sich direkt vor ihm. Der Anteil
tiefer Töne schien den Boden in Schwingungen zu versetzen, und
die vollkommene Kälte und Gefühllosigkeit rief in Ötzli ein leises
Gefühl der Hilflosigkeit hervor.
Doch solche Empfindungen konnte er sich jetzt nicht leisten.
Noch befand er sich in einer Position der Stärke, und die durfte er
nicht aufgeben.
»Und? Was sagst du?«, rief er zurück.
»Du hast offenbar auf deiner Reise irgendetwas gefunden oder
erreicht, das du jetzt gegen mich auszuspielen versuchst«, stellte
die Stimme fest. Ötzli schluckte. Dass der Grund seines neuen
Auftretens so völlig offen lag, war ihm nicht klar gewesen. Aber
sei’s drum, sagte er sich.
Wichtig war, dass sein Plan funktionierte, und nicht, dass er
brillant aussah.
»Du hast Recht«, rief er. »Ich habe dir etwas anzubieten, aber
ich werde es nicht hinnehmen, wieder so behandelt zu werden
wie das letzte Mal.«
»Du hast meine Zusage«, hieß es nach einer kurzen Pause.
»Komm zu mir.«
Ötzli erschauerte. Konnte er diesem seltsamen Wesen trauen?
Sollte ihn die Stimme wieder diesen Energiestößen aussetzen,
fände er wahrscheinlich keine Möglichkeit mehr, eine Magie zu
wirken, um sich zu wehren.
Zum Wirken von Magien benötigte man Konzentration, und unter Schmerzen war das so gut wie unmöglich. Sich in eine
Schutzaura zu hüllen würde nur Sinn machen, wenn er wüsste,
von welcher Art die Energie gewesen war, mit der die Stimme ihn
das letzte Mal angegriffen hatte.
Ötzli holte tief Luft und setzte sich in Bewegung. Sein einziger
und größter Trumpf war das, was er anzubieten hatte. Falls das
nicht wirkte, hatte er ohnehin verspielt.
*
    Roscoe erwachte, als Leandra ihn an der Schulter rüttelte.
»Wach auf, Darius! Griswold ist wieder da.«
Herzhaft gähnend streckte er sich und richtete sich auf.
Er hatte auf einem Stapel von Planen geschlafen, den sie in einer versteckten Ecke des Lagers aufgeschichtet hatten.
    »So, jetzt könnt ihr mal was machen«, sagte Griswold müde
und ließ sich ächzend auf den Planen nieder. Mit dem Hintern
drängte er Roscoe zur Seite.
    Dieser brummte verdrossen, aber Griswold beachtete ihn nicht
weiter. Wohlig streckte er sich aus, verschränkte die Hände hinter
dem Kopf und ließ ein langes Seufzen hören.
    »Was ist nun?«, verlangte Roscoe zu wissen. »Hast du den Besitzer der Hühner gefunden?«
»Mit meinen Verbindungen war das gar kein Problem«, erklärte
Griswold gähnend. »Der Kerl ist allerdings ein harter Brocken. Ein
Ajhan aus den Äußeren Hephiden. Einer von diesen ganz harten
Hunden, die da draußen nach Edelmetallen schürfen. Er ist nur
noch heute hier, denn er wartet auf eine Lieferung. Dann wird
verladen, und ab geht’s.«
»Nun sag schon, was will er haben?«
»Er ist der Küchenchef einer Bergbaugesellschaft«, fuhr Griswold ungerührt fort, »und diese Kerle da draußen wollen anständiges Essen haben, bei dem Job, den sie machen. Deswegen die
Hühner, versteht ihr? Lebende Hühner, die schlachten sie dann
frisch. Sie sollen für ein ganzes Jahr reichen.«
»Du fängst an, mich zu nerven, Griswold.
Sag mir jetzt endlich, was tausend Hühner kosten sollen.«
»Er will nur die ganze Ladung verkaufen. Mit Gewinn. Und sich
dann eine neue besorgen, bevor er heimkehrt. Du hattest Recht,
es sind fünftausend.«
»Die ganze Ladung?«, ächzte Leandra.
»Ja, richtig. Jedes dieser herzigen Tierchen kostet glatte fünf
Soli. Das Futter für zwei Wochen inbegriffen. Das macht zusammen fünfundzwanzigtausend.« Er lachte auf und drehte sich zur
Seite. »Mit so viel Geld hat euch der große Kirchenboss ganz sicher nicht gesegnet. Na, dann überlegt euch mal was anderes.«
Leandra und Roscoe starrten sich an.
»Fünfundzwanzigtausend!«
Eine Weile schwiegen sie betroffen. Griswold begann bald pfeifend zu atmen; offenbar war er eingeschlafen.
»Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte Leandra.
Roscoe schüttelte bedächtig den Kopf. »Aber welche? Wir haben
uns ja schon den Kopf darüber zerbrochen. Mist. Es hätte wirklich
funktionieren können.«
»Und… wenn wir sie dennoch kaufen?«
»Hühner für fünfundzwanzigtausend Soli? Dann ist unser ganzes
Geld weg!«
Leandra zuckte mit den Schultern. »Nicht alles.«
Er

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