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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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einmal >Schätzchen< zu mir sagst, Dickerchen, zeige ich dir, wie niedlich!«
*
    Es war Ötzlis zweiter Besuch in The Morha, und dieses Mal war
sein Gefühl etwas besser. Nicht, weil er das monströse, gebirgsartige Bauwerk auf der Welt Soraka bereits kannte und nicht
mehr solche Furcht empfand – nein, diesmal hatte er etwas im
Gepäck, das es der Stimme nicht erlauben würde, ihn wieder so
herablassend und brutal zu behandeln wie das letzte Mal. Vielleicht gelang es ihm sogar, den Doy Amo-Uun, diese widerliche
Kreatur des Pusmoh, zu demütigen. Das wäre für ihn wie ein
Fest.
    Abermals wurden sie von einem Sechser-Trupp Drakken auf einer Schwebeplattform eskortiert, die schweigend durch die gigantischen Hallen und riesenhaften Tunnel von The Morha schwebte.
Lucia begleitete ihn – niemand hatte etwas dagegen eingewandt.
Allerdings fragte er sich ärgerlich, aus welchem Grund er ihrem
Wunsch nachgegeben hatte. Verschaffte sie ihm wirklich ein Gefühl der… Sicherheit? Der Geborgenheit? Wurde er auf seine alten
Tage etwa noch sentimental? Brummelnd schob er den Gedanken
beiseite.
    Bei seinem letzten Besuch war er fast nur damit beschäftigt gewesen, ehrfürchtig zu staunen. Die Dimensionen des Bauwerks
waren grotesk, und dieses Mal stellte sich ihm über sein Staunen
hinaus die Frage, wozu in aller Welt solche riesigen Hallen und
Tunnel gut sein sollten.
    Ganz The Morha schien aus dunkel-kupferfarbenem Metall zu
bestehen. Das sah man bereits, wenn man sich diesem System
von plumpen Pyramidenstümpfen näherte, das sich am Fuß einer
mächtigen Gebirgskette erhob und dabei fast ebenso gewaltig
war wie die Felsriesen in seinem Hintergrund. Hatte man The
Morha erst einmal betreten, schien es, als wäre man in eine völlig
fremde Welt übergewechselt, eine Welt, die aus nichts als Metall,
Maschinen, gewaltigen Röhren und seltsamen Strömen von
schwebenden Gegenständen bestand, unter denen die Plattform,
auf der er und Lucia saßen, nur ein winziges Staubkörnchen war.
Metallene Kästen von den Ausmaßen großer Häuser schwebten
vor und hinter ihnen, in ruhiger Eintracht mit all den anderen fliegenden Objekten. Es gab noch mehr Kästen in anderen Größen,
Formen und Farben, dazu riesige Maschinenteile, Schwebeplattformen, auf denen Objekte standen, und vieles mehr. Diese
Ströme flossen durch Tunnel von gigantischen Ausmaßen, durch
noch größere Hallen und verschwanden an vielen Stellen in
schwarzen Schlünden. An manchen Orten teilten sich die Ströme
oder verschmolzen mit anderen; häufig drifteten einzelne der
schwebenden Objekte aus dem Strom heraus, wurden langsamer
und traten ganz allein ihre Weiterreise an.
    Ohne Zweifel wurde hier etwas hergestellt, aber was, blieb ihm
verschlossen, Ötzli bestaunte das System der Verteilung, dessen
Augenzeuge er war. Nirgends sah er einen Arbeiter – alles funktionierte ganz von selbst. Zu gern hätte er gewusst, was in The
Morha produziert wurde. Als die Plattform in die riesige Halle
schwebte, in der er das letzte Mal mit der Stimme zusammengetroffen war, beschleunigte sich sein Puls. Er erkannte den Ort sofort wieder: Die Halle war so hoch und so weit, dass sie sich in
der Ferne im Dunst verlor. Kurz sah er zu Lucia, die noch keinen
Ton gesagt hatte. Sie starrte mit offenem Mund und großen Augen um sich.
    An der Hallendecke – es mussten Meilen bis dort hinauf sein –
glimmten zahllose punktförmige Lichtquellen wie Sterne und
tauchten die Halle in warmes, orangegelbes Licht. Auf dem Boden
in der Mitte sah er jenen riesigen, mattschwarzen Kreis von einer
guten halben Meile Durchmesser, in dem ihn die Stimme das letzte Mal empfangen hatte. Voller Unruhe tastete er nach seinem
Wolodit-Amulett, während die Schwebeplattform auf den schwarzen Kreis zuglitt. Dort war er bei seinem letzten Besuch dreimal
von einer rätselhaften Kraft gepackt und übel durchgeschüttelt
worden: eine Strafmaßnahme des Doy Amo-Uun, um ihm seine
Machtlosigkeit und tausendfache Unterlegenheit zu demonstrieren. Es war schmerzhaft gewesen – und vor allem demütigend.
Als er daran dachte, war ihm, als zöge sich sein Herz zu einem
schrumpligen, harten Etwas zusammen, das zornig Blut durch
seinen Körper pumpte, kleine Schübe nur, aber stetig und unnachgiebig und nicht bereit, seinen Dienst aufzugeben, egal, was
diese Stimme ihm dieses Mal anzutun gedachte.
    Gleichzeitig hatte sich auch sein Verstand zusammengeballt –
zu einem harten Klumpen der

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