Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
lachte auf und schüttelte den Kopf. Ihre direkte Art, irgendwo
zwischen Naivität und Schläue angesiedelt, faszinierte ihn.
»Schön und gut, aber zusammen mit der Strafe für Griswold sind
wir dann beinahe zwei Drittel unseres Geldes los. Und wir entfernen uns dabei noch von Diamond! Auf den Planeten kommen wir
nur von hier aus. Mit dem Shuttle.«
Leandra zuckte ratlos mit den Schultern.
»Und was sollen wir mit all den Hühnern machen?«, fügte er
noch hinzu. »Aufessen?«
Leandra brachte nur ein müdes Lächeln zustande. Wieder versanken sie in dumpfes Schweigen. Irgendwann schien sich Roscoe
zu etwas durchgerungen zu haben und weckte Griswold.
»Mal angenommen, wir kämen von hier weg?«, fragte er ihn.
»Wohin würdest du fahren, Griswold?«
»Hm… ich hatte vor, die Habitate abzuklappern. Da kriegt man
immer mal wieder ‘nen Frachtauftrag.«
»Die Habitate? Draußen, beim Halon?«
Griswold gähnte lang anhaltend und lautstark, setzte sich ächzend auf und reckte sich. »Ja. Ist zwar ein Stück weit weg, aber
ich hab das früher schon mal gemacht. Da kann man ständig zwischen den Monden und den Habitaten pendeln und Frachten befördern. Für ‘nen kleinen Fisch wie die Melly Monroe ist das
ideal.«
Roscoe nickte. »Klingt gut. Die Leute da draußen haben doch sicher auch was für Brathühner übrig, meinst du nicht?«
Griswold schluckte. »Ihr wollt wirklich die ganze Ladung kaufen?«
»Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir müssen hier irgendwie
weg. Draußen beim Halon sehe ich Möglichkeiten, dass wir auf
einem Frachter der Hüller anheuern können.
Mit Glück finden wir von dort aus einen direkten Weg nach
Aphali-Dio. Dort hat uns Ain:Ain’Qua eine Notadresse genannt.
Oder wir verstecken uns eine Weile bei den Hüllern, bis Bruder
Giacomo wieder auftaucht. Nach Diamond kommen wir nicht, und
hier auf Spektor können wir nicht bleiben.«
»Aber die ganzen Hühner! Habt ihr denn so viel Geld?«
»Ja. Aber wir müssen es wiederkriegen, wenigstens teilweise.
Denkst du, wir könnten die Biester da draußen verkaufen?«
Griswold spitzte nachdenklich die Lippen, dann zuckte er die
Achseln. »Warum nicht? Was für die Typen da draußen in den
Äußeren Hephiden gilt, sollte nicht falsch für die Hüller sein. Die
wollen bestimmt auch mal Brathühner.
Sicher könnt ihr nicht die ganze Ladung auf einmal verkaufen.
Aber mal einen Container hier und einen dort… vielleicht sogar
mit ein bisschen Gewinn.«
»Machen wir ein Geschäft«, schlug Roscoe vor. »Für deine Hilfe
kriegst du zehn Prozent der Verkaufserlöse und dazu noch die
Hälfte des Gewinns, falls wir welchen machen.«
Griswold setzte ein Lächeln auf. »Ich wusste doch, dass es sich
lohnt, dich hier rauszuholen. Die Sache könnte klappen. Wer hat
da draußen schon je ein frisches Brathuhn gegessen?«
»Brathühner!«, meldete sich Leandra. Kopfschüttelnd saß sie
da. »Ich werde Brathuhn-Händlerin! Das darf zu Hause keiner
hören. Die lachen sich tot.«
8
Schatten der Vergangenheit
    Marina war in dieser Nacht ganz nahe bei Cathryn geblieben; sie
hatte mehrmals nach der Hand des schlafenden Mädchens getastet, sie vorsichtig umfasst und versucht zu fühlen, was Cathryn
fühlte.
    Jedes Mal aufs Neue empfand sie es als überwältigend, welch
machtvolle Aura von dem kleinen, zarten Mädchen ausging. Aber
es war nicht die Macht, über andere triumphieren zu können,
sondern eine Kraft, Verbindungen auf höherer Ebene zu knüpfen
und so eine gemeinsame Energie aufzubauen. Marina glaubte zu
spüren, dass gegen das, was in Cathryn schlummerte, die Macht
eines Rasnor oder sogar eines Chast auf gewisse Weise lächerlich
war. Es mangelte ihnen schlichtweg an Größe – daran, auf selbstlose Weise einzigartige Dinge bewirken zu können, die nicht dem
kleinlichen Streben nach Geld, Besitz oder Macht über andere
unterworfen waren. Doch so wundervoll und erhebend sich Cathryns Kraft auch anfühlte, Marina war noch immer der Verzweiflung nahe. Sie würde erst dann wieder wirklich froh sein, wenn
sie Azrani wieder in die Arme schließen konnte.
    Dass sie allein den Rückweg nicht finden könnte…. echoten
Cathryns Worte ihr im Ohr. War es ihr vielleicht möglich, einen
Rückweg zu schaffen? Oder sie über einen anderen Weg zu holen? Hätte Marina sich nicht ständig solche Möglichkeiten eingeredet, wäre sie schier verzweifelt. Azrani war für sie der wichtigste
Mensch der Welt. Sie beide waren nicht so wie die anderen der
Schwestern,

Weitere Kostenlose Bücher