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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Entschlossenheit, sich kein weiteres
Mal eine derartige Behandlung gefallen zu lassen. Er hatte dem
Doy Amo-Uun etwas anzubieten, und er gedachte, zugleich sein
Leben damit zu verknüpfen. Würde er ihn abweisen, war ohnehin
nichts mehr zu holen. Lieber wollte er sterben, als noch einmal
wie ein hilfloser Trottel dazustehen.
    Die Schwebeplattform hielt am Rand des schwarzen Kreises an,
und kurz entschlossen setzte Ötzli seine Magie ein – zum ersten
Mal überhaupt, seit er die Höhlenwelt verlassen hatte, jedenfalls
in dieser Form.
    Kurz vergewisserte er sich der Kraft seines Amuletts, dann setzte er ein Aurikel fünfter Stufe ins rötlich schimmernde Trivocum.
Eine leichte Verstimmung bemächtigte sich seiner, als er mit dem
Inneren Auge sah, dass sowohl das Trivocum als auch die Öffnung seines Aurikels nicht die hellen, kräftigen Farben besaß, wie
er sie von der Höhlenwelt her kannte. Hier draußen, wo er das
Trivocum nur wie durch ein Fenster sehen konnte, kam ihm alles,
was er darin gewahrte, viel blasser und zäher vor.
    Kannte er das Trivocum als so etwas wie eine geschmeidige
Haut, so kam es ihm hier wie brüchiges Leder vor, das er mühevoll durchstoßen musste, um die Kräfte des Stygiums ins Diesseits lenken zu können.
    Einerlei, sagte er sich, ich komme noch immer damit zurecht.
Als die stygischen Energiefinger herüberleckten, setzte er einen
Schlüssel in sein Aurikel, einen Filter, der unerwünschte Energien
zurückhielt und nur das ins Diesseits strömen ließ, was er gebrauchen konnte. Mit seiner Geübtheit war es für ihn kein Problem, Lucia, Julian wie auch die sechs bewaffneten Drakken in eine
Aura der Trägheit und Lähmung zu hüllen. »Ihr bleibt, wo ihr
seid!«, herrschte er sie an. »Ich benötige keine Begleitung, um
eine Unterhaltung zu führen!« Er beugte sich nieder, zeichnete
mit dem rechten Zeigefinger eine Rune auf den kalten Metallboden der Schwebeplattform und legte ein Wolodit-Amulett daneben, das er speziell für diesen Fall mitgebracht hatte. Ein Runenzeichen benötigte einen steten Energiefluss aus dem Stygium, um
zu funktionieren. Mit einer kurzen Willensanstrengung knüpfte er
das geöffnete Aurikel seiner Magie an die Rune und stellte befriedigt fest, dass die Verbindung hielt. Die acht würden sich für eine
ganze Weile nicht bewegen können.
    Mit einem gewissen Bedauern sah er zu seiner schönen Begleiterin. Dann aber fühlte er eine gewisse Beruhigung, dass auch
Lucia nichts von dem mitbekommen würde, was nun geschah. Sie
musste nicht alles wissen.
    Klopfenden Herzens richtete er sich wieder auf. Der Kodex verbot ihm, was er eben getan hatte – es galt als gefährlich, eine
gewirkte Iteration aus der Schule der Elementarmagie unbeaufsichtigt zurückzulassen. Aber erstens hielt er diese Magie für viel
zu harmlos, um etwas Unvorhergesehenes hervorzurufen, und
zweitens musste er mit allen Tricks arbeiten. Er hatte sich auf
einen waghalsigen Weg begeben, und er konnte nur gewinnen,
wenn er allen Mut aufbrachte.
    Entschlossen wandte er sich um und fasste die seltsame Gestalt
ins Auge, die eine Viertelmeile entfernt in der Mitte des großen,
mattschwarzen Kreises stand. Die Stimme des Pusmoh, der Doy
Amo-Uun.
    Er stieg von der Plattform herunter und marschierte auf den
Kreis zu. Aus welchem Material dieser schwarze, glasähnliche
Untergrund bestand, wusste er nicht, aber mit Sicherheit war es
dafür verantwortlich, dass ihn das letzte Mal die brutale Energiekeule der Stimme hatte treffen können.
    Am Rand des Kreises blieb Ötzli stehen und rief der Gestalt dort
draußen mit lauter Stimme zu: »Ich werde diesen Kreis nicht betreten!«
    Seine Worte verflogen rasch in der Weite der gigantischen Halle,
aber er war sicher, dass die Stimme sie vernommen hatte. Eine
Antwort kam jedoch nicht. »Übrigens«, rief er hinterher, »sind
deine sechs Drakkensoldaten und der Nuntio bewegungsunfähig.
Eine kleine Demonstration der Wirksamkeit meiner Magien. Ich
hätte noch mehr zu bieten – Dinge, die durchaus von Nutzen für
dich sein dürften!«
    Noch immer erhielt er keine Antwort. Der Doy Amo-Uun war bestimmt noch nie auf diese Weise herausgefordert worden.
Ötzli blieb einfach stehen und wartete. Das seltsame Wesen
dort draußen auf dem schwarzen Glas – ein sechs oder sieben
Ellen hoher Kerl in einem seltsamen Gewand und mit einem grotesken Hut auf dem Kopf bewegte sich nicht. Auch kam keine
bewaffnete Drakkenkompanie aus einem Loch gesprungen,

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