Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Eile an den
Tag legen, hast du verstanden?«
»Aber das sind doch gar keine Magier. Kaum einer von denen
kann das Trivocum sehen.«
»Was weiß denn ich, warum das so ist!«, brauste Rasnor auf.
»Ist mir doch egal. Wir brauchen nur Leute – viele Leute, verstehst du? So, ich gehe jetzt. Vandris kümmert sich um die Herstellung der Amulette, das geht seinen Gang. Ihr werdet es ja ein
paar Tage ohne mich aushalten, oder?«
Quendras verzog das Gesicht. »Es gefällt mir nicht, was du da
machst. Du veränderst dich, und nicht zum Guten hin.«
»Ha!«, rief Rasnor aus. »Zum Guten? Du Narr – ich bin keiner
von den Guten! Ich bin ein Böser! Nach Sardin vielleicht der Böseste, den diese Welt je gesehen hat!« Er ließ ein meckerndes
Lachen hören. »Und was, wenn dir etwas zustößt? Wenn du nicht
mehr wiederkehrst von deinen magischen Experimenten – oder
was immer du auch treibst, da in Hegmafor? Du wirst hier als
uCuluu der Drakken gebraucht!«
»Und als Hoher Meister der Bruderschaft!«, ergänzte Rasnor mit
erhobenem Finger. »Aber keine Sorge, Quendras, ich kehre wieder. In Kürze wirst du dich wundern, mit welcher Macht!«
Quendras brummte nur unwillig.
»So. Und jetzt kümmere dich um deine Pflichten. Leb wohl.«
Mit diesen Worten winkte er Quendras kurz, wandte sich um
und marschierte in Richtung des großen Ausgangsportals davon.
Seine drei Leibwächter folgten ihm. Quendras sah ihm noch eine
Weile hinterher, dann starrte er auf Roya hinab.
»Los, hoch mit dir!«, herrschte er sie an.
*
»Ich hasse dich!«, keuchte Roya und hieb immer wieder kraftlos
gegen Quendras’ Brust. Er hatte sie auf dem letzten Stück auf die
Arme genommen, nachdem ihr die Beine eingeknickt waren – er
wusste, dass es nicht nur wegen des Erstickungstods war, der sie
beinahe ereilt hatte, sondern auch wegen all der Gewalt, der Brutalität, und wegen des Elends, ihren Feinden schutzlos ausgeliefert zu sein.
Endlich waren sie vor dem Raum angelangt, in dem Munuel gefangen war, und Quendras stellte Roya auf ihre wackeligen Beine.
»Ihr könnt gehen«, sagte er zu den beiden bewaffneten Drakken, die sie eskortiert hatten.
»Ich will ihr und ihrem Meister noch klar machen, was sie zu
erwarten haben, wenn sie sich nicht fügen.«
Die Drakken, in Schutzanzüge gegen das Salz gekleidet, salutierten knapp, wandten sich um und trabten im Laufschritt davon.
Quendras nickte dem Bruderschaftsmönch zu, der vor der Tür
Wache stand. »Du auch.«
Der Mann nickte nur kurz zurück und machte sich davon.
Nach dem, was seinen Vorgängern passiert war, schien er heilfroh zu sein, verschwinden zu dürfen. Quendras hatte das schon
geahnt.
Er wartete, bis die Schritte des Mannes verhallt waren, dann
lauschte er noch eine Weile in die Stille. Roya stand bei ihm, sie
keuchte und schluchzte mit gesenktem Kopf. Er hielt sie leicht an
sich gedrückt, während er sich umsah, ob noch jemand in der
Nähe war. Aber die MAF-1 war riesig, und obgleich, einschließlich
der Drakken, 300 Mann an Bord waren, verloren sie sich in den
unendlichen Weiten des Schiffs. Die Unterkünfte der Bruderschaft
waren über eine Meile von hier entfernt.
Quendras ging vor Roya in die Knie und hielt sie an beiden Armen. »Roya, es tut mir Leid, was passiert ist«, flüsterte er.
Sie hob den Kopf ein wenig, starrte ihn verzweifelt an; dann
kam ein neuer Tränenstrom, und sie wandte das Gesicht ab.
Quendras war ein hoch gewachsener Mann, Roya hingegen zierlich, und sein Gesicht war, obwohl er kniete, nicht allzu weit unterhalb des ihren. »Ich wollte dir nichts antun, wirklich nicht. Das
musst du mir glauben.«
»Glauben?«, wimmerte sie unter Tränen. »Nachdem du mich
beinahe getötet hättest?«
»Es war ein Trick. Ich musste es tun, um Rasnors Vertrauen zu
gewinnen. Sonst hätte er mich von seinen Drakkensoldaten umbringen lassen. Er glaubte, ich hätte ihn verraten.«
Roya kniff die Lider zusammen, fasste sich an den Hals. »Ein
Trick?«, heulte sie laut. »Einen Trick nennst du das? Ich verstehe
gar nicht, dass ich noch lebe.«
Sie sank ebenfalls in die Knie. Quendras drückte sie an sich und
sah sich wachsam um. Beruhigend strich er ihr übers Haar, küsste ihr die Stirn. »Ich könnte dir niemals wirklich etwas antun.«
»Aber das hast du!«, schluchzte sie kraftlos. »Du wolltest mich
töten!«
»Nein, nein, beruhige dich. Es war wirklich nur ein Trick. Ich…
ich habe dich immer geliebt. Das weißt du doch.«
Sie hob den Kopf, ihr Gesicht war eine Grimasse
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