Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Mädchen, hatte für ihr zartes
Alter schon übermäßig harte Dinge erlebt, und Hellami war stets
darauf bedacht, ihre kleine Seele zu schonen. Die anderen wussten das, und niemand hakte nach, was es mit der Stadt auf sich
hatte. Marko betätigte zielgenau ein paar Schalter in dem fremdartigen Fluggerät, und das Innere der Schaukel erwachte zum
Leben. Bunte Lichter flammten auf dem Pult vor ihm auf, zwei
große, glasverkleidete Rechtecke zeigten verwirrende, schnell
wechselnde Bilder, und hinten im Flugboot begann eine mächtige
Maschine tief zu brummen. »Starten wir?«, fragte Marko nach
hinten.
Alle nickten. Marko ließ die Tür zugleiten, und die Maschine
heulte auf.
Beim Start und der Landung verbreiteten die Drakken-Flugboote
einen entsetzlichen Lärm.
Deswegen war auch niemand gekommen, um sie an Ort und
Stelle zu verabschieden. Jeder blieb so weit entfernt, wie er nur
konnte, und hielt sich die Ohren zu.
Als sie an Höhe gewonnen hatten und über Malangoor hinweg in
Richtung Norden schwebten, sahen sie Izeban, Cleas und Hilda,
die ihnen von der Plattform des Windhauses aus zuwinkten. Marko steuerte die Schaukel nach Norden in Richtung der Berge und
ließ sie sogleich hinab in den Schutz eines tiefen Einschnitts sinken. Ihn hatte das Gefühl gepackt, dass dies mehr als nur ein
kleiner Abstecher in eine alte Ruinenstadt werden würde.
*
»Du kleines Miststück!«, schrie Rasnor, außer sich vor Zorn.
Roya lag mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden, stöhnte und
versuchte, den Schmerz in ihrer linken Gesichtshälfte und das
Pfeifen im linken Ohr zu ignorieren. Tränen sammelten sich in
ihren Augenwinkeln, doch verbissen unterdrückte sie den Drang
loszuheulen, denn sie wollte gegenüber dem verfluchten Kerl, der
sie so brutal geohrfeigt hatte, keine Schwäche zeigen.
Drei Drakkensoldaten, die klobigen Waffen im Anschlag, rückten
näher, flankierten Rasnor in seinem riesigen Thronsaal auf der
MAF-1, wo er seit einiger Zeit wie ein kleiner Gott residierte und
seine Macht über seine Umgebung und zunehmend die ganze
Höhlenwelt ausdehnte.
Quendras trat zu Roya und zog sie in die Höhe – eine Mischung
aus Hilfestellung und Forderung. Leise ächzend fügte sie sich,
forschte im Gesicht des großen Mannes nach einer Regung, doch
es war starr und hart und signalisierte ihr keine Hilfe. »Lass sie
los!«, brüllte Rasnor und trat drohend einen Schritt auf Quendras
zu, der mehr als einen Kopf größer war. Quendras wich zurück,
verblüfft: von der schieren Gewalt, die in Rasnors Ausbruch lag.
Roya kam schwankend zum Stehen.
»Du liebst sie noch immer, diese Hure«, schrie Rasnor. »Ich sehe es an deinen Augen, du Verräter!«
»Nein!«, rief Quendras zurück. »Sie hat mich verraten! Aber es
ist unnötig, ihr wehzutun.«
Rasnor stieß ein spöttisches Lachen aus, hob beschwörend die
Arme und blickte in die Höhe. Die Brücke, ein gigantischer, fast
kugelförmiger Raum, war gut eine Drittelmeile hoch; Aberhunderte von Drakken, verteilt auf die balkonartigen Ränge, hatten einst
das monströse Schiff gesteuert. Nach rechts hin eröffnete ein
riesenhaftes Fenster den direkten Blick hinaus ins All, wo die Höhlenwelt, ein brauner, narbiger Planet, dessen Oberfläche mit weiten Feldern von glitzernden Punkten übersät war, reglos im Licht
der Sonne stand.
Rasnors hochtrabende Geste sollte seine Macht untermalen, das
war Roya klar; nichts war ihm wichtiger als seine Macht – das
Gefühl, über eine ganze Welt zu gebieten und ganze Kontinente
auslöschen zu können. Deshalb hatte er diesen grotesk riesigen
und kalten Raum zu seinem Domizil erkoren. Hier schlief er sogar, für Roya völlig unverständlich, die ein kleines, gemütliches
und schützendes Zimmer vorgezogen hätte. Rasnor hingegen
hatte sich hier ein groteskes Riesenbett aufbauen lassen, ein
goldverbrämtes Möbel aus irgendeinem Palast, mit Schnitzwerk,
einem opulenten Kopfstück und einem plüsch-behangenen Himmel versehen. Nicht weit davon stand auf einem Podest sein
Thron – ein ebenso monströses Sitzmöbel, das aus demselben
Palast stammen musste. Ein paar Kommoden, einen großen runden Spiegel auf einem fahrbaren Gestell und einige hässliche,
aber zweifellos sündhaft teure Schränke aus Schnitzwerk hatte er
ebenfalls aufstellen lassen. Hier residierte er, offenbar in dem
Glauben, seine Macht und diese Umgebung machten ihn zu einem
wertvolleren Menschen. »Ich glaube dir nicht!«, knirschte Rasnor
und trat mit
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