Hoelle auf Zeit
Egan. »Ulster Defence Association, UVF, extremistische Gruppen wie die Red Hand of Ulster und Barrys eigener Haufen, die Sons of Ulster. Da hat’s dauernd Machtkämpfe gegeben.«
»Dem hier zufolge hat er andere protestantische Extremisten verpfiffen, wenn’s ihm gerade in den Kram paßte«, ergänzte Crowther.
»Er hat sogar seine eigenen Leute an die IRA verraten.«
»Und das mehrmals, und seht euch an, in wie viele Morde er verwickelt war und was für schmutzige Tricks er benutzte.« Crowther schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, daß er Schutz genießt, abgeschirmt wird. Die würden es nicht wagen, ihn in einer öffentlichen Verhandlung vor Gericht zu stellen.«
»Und Ferguson und Tony sind darüber im Bilde?« fragte Sa
rah.
Egan nickte. »Aber das heißt nicht, daß sie mit Barry ir gendwie konform waren oder sich an seinen Machenschaften beteiligt haben.«
»Er hat recht«, bestätigte Crowther. »Dieses Sekundärmateri al stammt meistenteils aus anderen Quellen – dem Computer der irischen Abteilung von DI5 und der RUC-Akte über ge heime Verbindungen.«
»Und die arbeiten mit einem solchen Mann zusammen?« fragte Sarah. »Kollaboration mit Erpressung, Verrat, Mord?«
»Der Zweck heiligt die Mittel – für manche gilt das eben als Glaubenssatz«, erklärte Egan. »Das da drüben ist ein schmutzi ger Kleinkrieg. Wenn Sie einiges von dem wüßten, was ich getan habe …« Er wandte sich leise fluchend ab, sah ihr dann direkt ins Gesicht. »Verdammt noch mal, nein! Für alles, was ich getan habe, gab es immer einen Grund. Aber das da …« Er zeigte mit einer hilflosen Geste auf den Bildschirm.
»Und Ferguson und Tony?«
»Ich kenne die beiden seit Jahren. Tony ist einer der härte
sten Burschen, denen ich je begegnet bin, ehrlich. Was Fergu son angeht – nun, ich hab etliche Winkelzüge von ihm miter lebt, aber verglichen mit Barry ist er eine zweite Mutter Tere sa.«
»Noch etwas, und das ist nicht im Computer gespeichert«,
betonte Crowther. »Die Morde an den vier IRA-Schützen, bei denen burundanga angewandt wurde, gehören auch noch in Barrys Leistungsbilanz.«
»Ferguson und Tony sind wahrscheinlich durch die Situation genauso frustriert wie jeder von uns«, meinte Egan.
Sarah holte tief Luft. »Okay. Wie komme ich nach Ulster, Sean?«
»Lassen Sie das erst mal beiseite. Weswegen wollen Sie dorthin?«
»Um Sir Leland Barry gegenüberzutreten.«
»Zu welchem Zweck?« Egan spreizte die Hände. »Ich meine, Sie können ihn ja nicht erschießen. Sie sind außerstande abzu drücken. Das hat Jock White bewiesen. Oder wollen Sie, daß ich ihn für Sie erschieße?«
»Nein. Ich erwarte das ebensowenig von Ihnen, wie ich noch auf Gerechtigkeit hoffe. Aber ich halte es für wahrscheinlich, daß von allen Leuten, mit denen wir es zu tun hatten, Sir Le land Barry das Geheimnis von Smith’ Identität am ehesten kennen dürfte.«
»Das stimmt«, bestätigte er. »Ich kann Ihnen nicht wider sprechen. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, wie man das Schwein dazu kriegt, das Maul aufzumachen.«
Sarah lächelte. »Ich bin sicher, Sie finden den angemessenen Weg, ihn zu überzeugen. Wie üblich. Und wie gelangen wir nun nach Ulster?«
»Zu Wasser«, erwiderte er schlicht.
»Mach keine Witze«, wies ihn Crowther zurecht. »Sie haben sämtliche Fähren gesperrt.«
»Ich rede doch nicht von Fähren«, versetzte Egan. »Ich spre che von einer Motorjacht, etwa neun Meter lang, macht rund fünfzehn Knoten, ausgerüstet für Hochseefischerei. Von der Sorte, wie sie begeisterte Fischer für eine Woche chartern.«
»Weiter«, drängte Sarah.
»Gleich außerhalb von Heysham gibt’s eine Bootswerft. Das
liegt in Morecambe Bay an der Küste von Lancashire. Eine hübsche, glatte Route um die Nordspitze der Isle of Man zur Küste von Ulster. Direkt bis Ballycubbin. Die Bootswerft gehört einem ehemaligen Maat der Royal Navy namens Web ster – Sam Webster. Er dürfte jetzt um die Siebzig sein. Sein Laden ist zwar ‘ne ziemliche Bruchbude, aber auf ihn kann man sich verlassen. Ich hab schon früher mit ihm gearbeitet.«
»Wird er helfen?«
»Er wird nicht abkaufen, daß wir auf eine Vergnügungstour gehen, wenn Sie das meinen. Andererseits wird er seine Ge danken für sich behalten, wenn ich ihm genügend Geld anbiete. Das müßte allerdings in bar sein.«
»Zu
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