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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ich gehe zu einer Be­
    erdigung.«
      Er eilte nach oben, nahm einen dunkelblauen Kammgarnan­ zug, ein weißes Hemd und eine dunkle Krawatte aus dem Kleiderschrank. Er duschte und zog sich um, und als er hinun­ terkam, war sie immer noch in der Küche.
      »Du siehst sehr fesch aus«, lobte sie und rückte die Krawatte zurecht. »Hast du mit Jack gesprochen?«
      »Ich hatte seit gestern keine Gelegenheit dazu.«
      »Er hat mich gegen Morgen aus der Klinik angerufen. Hörte sich nicht so doll an.«
      »Ich kümmere mich darum.« Er küßte sie auf die Stirn. »Ich muß weg, Ida.«
      Sie stand in der Tür, sah ihn wegfahren, machte dann zu und ging langsam in die Bar zurück.

    Als Sarah im schwarzen Samtkostüm die Treppe hinunterkam, telefonierte Egan mit der Klinik in St. John’s Wood. Er legte auf, als sie das Zimmer betrat.
      »Wie steht’s?« erkundigte sie sich.
      »Könnte schlimmer sein. Anscheinend hat er in der Nacht Fieber gekriegt. Aziz stellte eine kleine Wundinfektion fest, er kam noch mal unters Messer, Aziz hat die Wunde aufgemacht und wieder zugenäht.«
      »Haben Sie mit Ihrem Onkel gesprochen?«
      »Nein, er liegt wieder in seinem Bett, unter Beruhigungsmit­
    teln.« Sie trat ans Fenster und blickte hinaus. »Höchste Zeit, wir müssen los«, sagte er.
      Sie fragte, ohne sich umzuschauen: »Sie werden nichts un­ ternehmen, oder?«
      »Das glaube ich nicht«, erwiderte er. »Ich glaube, da ist mehr dran, als sie uns erzählen. Mehr an Sir Leland Barry.«
      »Ja, den Eindruck hatte ich auch.« Sie drehte sich um und lächelte verkrampft. »Also fahren wir.« Mit raschen Schritten durchquerte sie den Raum und ging voran nach draußen.

    Als sie die alte, normannische Kirche hinter dem Sarg verlie­ ßen, begann es zu regnen. Der Kirchenvorsteher förderte meh­ rere Schirme zutage, die offenbar für solche Fälle bereitstan­ den. Villiers spannte einen auf und hielt ihn über Sarah.
      »Es regnet immer bei Beerdigungen«, äußerte sie bedrückt. »Wie kommt das?«
      Villiers legte ihr den Arm um die Schultern. »Jetzt dauert’s nicht mehr lange.«
      Hinter ihnen teilten sich Ferguson und Egan einen Schirm. Die Haushälterin von Stokeley und drei Bedienstete folgten, und eine Handvoll Dorfbewohner bildete den Abschluß.
      Sarah wandte sich zu Villiers und musterte ihn mit einem verkniffenen Lächeln. »Wir müssen uns jetzt angewöhnen, dich mit Sir Anthony anzureden, stimmt’s? Sir Tony klingt nicht ganz passend.«
      Dazu fiel ihm beim besten Willen nichts ein, und sie wander­ ten stumm weiter durch den Friedhof zur eingezäunten Famili­ engrabstätte der Talbots. Das Grab war ausgehoben, zwei Totengräber standen in respektvoller Entfernung unter den Bäumen bereit.
      Es gab keinen Grabstein für ihren Mann, denn man hatte ihn, wie bei der britischen Armee üblich, auf den Falklandinseln bestattet, wo er gefallen war. Kein Stein auch für Eric, nur noch Asche. Sie stand da, starr, empfindungslos, als der Sarg herabgelassen wurde.
      Der Kirchenvorsteher hielt einen Schirm über den Pfarrer, um dessen Gewand vor dem Regen zu schützen, doch die Worte, die gesprochen wurden, waren sinnloses Geschwafel, nichts Einprägsames, Nachwirkendes. Und dann stand sie am Grab, bückte sich, um ein wenig feuchte Erde aufzunehmen. Als diese auf den Sarg polterte, war es, als lichte sich der Nebel in ihrem Kopf.
      Dies hier ist unabänderlich, dachte sie, und es ist sinnlos, mich dagegen aufzulehnen, genauso wie es sinnlos war, mich gegen Edwards Tod aufzulehnen. Aber Erics Tod war anders. Eric ist ein anderer Fall.
    Sie wußte nun, daß sie es nicht auf sich beruhen lassen durf­
    te, niemals. Mechanisch schüttelte sie dem Pfarrer die Hand, nahm sein Beileid entgegen und ging zum Wagen. Villiers eilte ihr nach.
      »Oje, das gibt Ärger, befürchte ich«, bemerkte Ferguson.
      »Was zum Teufel haben Sie denn erwartet?« fragte Egan, als sie den beiden folgten.
      Villiers versuchte, mit ihr zu reden, als sie zu ihnen stießen. Sie ignorierte ihn und wandte sich an Ferguson, ihr Gesicht war rot angelaufen, die Augen funkelten. »Ich frage Sie noch einmal, Brigadier: Gedenken Sie etwas wegen Sir Leland Barry zu unternehmen?«
      »Ich meine, in dem Fall mehr als genug getan zu haben«, entgegnete er ernst.
      »Na schön.« Sie wandte sich an Egan. »Fahren wir.«
      Sie stieg in den Mini Cooper, Egan setzte sich ans Steuer. Als er

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