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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den letzten Wagen, drehte sich um und war Sarah behilflich, als Egan sie hinaufschob und dann folgte. Im gleichen Augenblick gab es einen Ruck, und der Zug setzte sich in Bewegung.
      »Super«, strahlte Crowther. »Jetzt suchen wir uns ein Plätz­ chen und machen’s uns gemütlich.« Er seufzte zufrieden. »Ihr werdet’s erleben – es ist die einzig mögliche Art zu reisen.«

    Ferguson war im Laufe seiner Militärkarriere unter anderem auch in Palästina, vor der Staatsgründung Israels, stationiert gewesen. Seither hatte er eine Vorliebe für die jüdische Küche, und es gab für ihn in ganz London nur ein Lieblingsrestaurant, nämlich »Bloom’s« in Whitechapel High Street. Er saß an seinem gewohnten Ecktisch, neben sich eine Flasche koscheren Wein, vor sich eine unwahrscheinliche Portion Graupensuppe, als Villiers erschien.
      Ferguson lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wem. »Schießen Sie los, Tony, ich bin auf das Schlimmste gefaßt.«
      »Sie sind verschwunden. Keinerlei Telefongespräche aus Alan Crowthers Wohnung, also hat’s mit dem Anzapfen nicht geklappt. Egan hat einen meiner Jungen an der Nase herumge­ führt: Der arme Teufel saß schließlich in einem Lieferwagen mit vier aufgeschlitzten Reifen.«
      »Ich mag das.« Ferguson machte sich wieder über seine Sup­ pe her. »Wirklich ausgezeichnet. Nicht bloß Graupen, sondern Bohnen, Mohrrüben, Erbsen, Kartoffeln, eine volle Mahlzeit. Sonst noch was?«
      »Ich hatte auch einen Mann hinter Alans Haus postiert. Den jungen Carter. Egan hat ihm eine Ladung Reizgas ins Gesicht gesprayt.«
      »Meine Güte! Ein skrupelloser Geselle, unser Sean, stimmt’s?«
      Villiers setzte sich ihm gegenüber. »Was halten Sie nun da­ von?«
      »Das gleiche, was ich mir von Anfang an gedacht habe. Egan hat eine Alternativroute ausgetüftelt, wahrscheinlich mit Alan Crowthers Hilfe.«
      »Aber was könnte das sein?«
      Ein Kellner trug die Suppenterrine ab. »Das spielt doch wirk­
    lich keine Rolle. Es kommt doch nur auf eins an, nämlich den Zielort, und den kennen wir.«
      »Und was machen wir nun?« Villiers stand unter Hochspan­ nung. »Ich denke dabei an Sarah. Sie ist dem nicht gewachsen – allein unterwegs ins Ungewisse …«
      »Aber sie ist doch nicht allein, Tony, sie hat Egan. Ein ande­ rer Punkt ist hier zu überlegen. Egal, welchen Schleichweg Egan gewählt hat, er braucht in jedem Fall Zeit dafür. Die beiden können unmöglich vor morgen eintreffen.« Ferguson nahm sich eine Scheibe Roggenbrot. »Sie können in Walsham anrufen, ehe Sie zu Bett gehen. Der Lear Jet soll bereitstehen für einen raschen Flug nach Ulster in den Morgenstunden. Er dauert ja nur eine Stunde. Wenn wir um acht starten, sind wir gegen neun in Aldergrove. Fünfzehn Minuten mit dem Hub­ schrauber zur Militärbasis in Donaghadee. Wenn ich’s richtig im Kopf habe, liegt Ballycubbin nur sechzehn Kilometer süd­ lich.« Er lächelte. »Wir werden um zehn Uhr dort sein, Tony, den Wunderwerken moderner Technik sei Dank.«
      »Und dann?« erkundigte sich Villiers.
      »Wir müssen abwarten, was passiert, oder? Doch jetzt genug
    davon. Sie sollten etwas essen. Die gepökelte Rinderbrust ist hier einfach sagenhaft. Bringt mich zurück nach Jerusalem in den alten Zeiten.«
      »Mit allem, was dazugehört – die Bombe, die in der Ferne explodiert, die zwielichtigen Gestalten, die im Dunkel lauern, um aus dem Hinterhalt auf Sie zu schießen«, bemerkte Tony.
      »Sie sind und bleiben ein Zyniker, Tony, das wird sich wohl nie ändern.« Die Platte mit der dampfenden gepökelten Rin­ derbrust wurde serviert, und Ferguson schnupperte genüßlich.

    Nordwestlich von Birmingham holte Crowther, der an ein Ölfaß gelehnt auf dem Boden hockte, eine Thermosflasche aus dem Rucksack, schenkte Kaffee ein und reichte Sarah den Becher.
      »Frieren Sie?« erkundigte er sich.
      »Nein, mir geht’s hervorragend«, beteuerte sie wahrheitsge­
    mäß. Tatsächlich war ihr seit Jahren nicht mehr so aufgedreht, so lebendig zumute gewesen wie jetzt, als der Güterzug durch die Nacht raste. Es gab ihr ein wunderbares Gefühl von Frei­ heit. »Ich glaube, ich kann verstehen, was Ihnen das hier be­ deutet«, sagte sie zu Crowther.
      »Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Züge, seit meiner Kindheit.« Er lächelte. »Sie haben etwas stark Nostalgisches an sich. Bahnhöfe schienen mir von jeher ungeahnte Möglichkei­ ten zu eröffnen. All

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