Hoelle auf Zeit
den Motor anließ, bückte sich Ferguson zum Fenster hinunter und ermahnte sie: »Machen Sie keine Dummheiten, Mrs. Talbot. Sie werden merken, daß es für Sie unmöglich ist, von hier nach Ulster zu gelangen, glauben Sie mir.«
Egan fuhr weg. »Verdammt, Brigadier, ich kann das nicht mit ansehen«, sagte Villiers leise.
»Sorgen Sie dafür, daß sie von einem erstklassigen Mann beschattet wird«, schärfte ihm Ferguson ein, als sie zum Daim ler gingen. Sie stiegen ein und fuhren los. »Können wir denn gar nichts wegen Barry unternehmen?«
»Sie kennen die Lage dort, Tony, die Schwierigkeiten. Er hat sich zu gut verschanzt.« Ferguson zuckte die Achseln. »Nein, wir könnten gar nichts tun. Sie natürlich ja, davon bin ich felsenfest überzeugt.«
»Wie kann sie das? Alle Flugplätze blockiert, sämtliche Fäh ren für sie unzugänglich?«
»Ach, der junge Sean findet schon einen Weg. Sie wissen doch, wie einfallsreich der Bursche ist. Deshalb möchte ich ja,
daß er für mich arbeitet.«
»Sie wußten, wie Sarah reagieren würde. Sie haben mit vol ler Absicht so mit ihr gesprochen.«
»Wut, das ist es, was sie brauchte, und jetzt ist sie allerdings sehr wütend.« Villiers wandte sich ab, seine Kehle war wie zugeschnürt. »Keine Bange, Tony. Wenn Ihr Mann sie unter Kontrolle hält, sind wir dabei, sobald sie aufbricht. Es ist dann Ihre Sache, ihr dicht auf den Fersen zu bleiben.« Er fügte un geduldig hinzu: »Verstehen Sie denn nicht? Auf diese Weise kriegen wir zumindest eine gewisse Chance in Sachen Barry, und das ist besser als gar keine.«
»Mein Gott! Ich traue meinen Ohren nicht.«
»Sehen Sie mich nicht so an, Tony, benehmen Sie sich wie ein Erwachsener. Bei diesem Geschäft müssen Sie sich gele gentlich die Hände schmutzig machen, um Resultate zu erzie len. Das wissen wir beide, also Schluß mit dem Unsinn.« Da mit lehnte er sich zurück und schloß die Augen.
»Hören Sie …« begann Egan, als er auf die Hauptstraße ein bog, doch sie gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen.
»Sie sollen nicht reden, Sean, sondern nur fahren.«
Sie kurbelte das Fenster herunter, ließ es trotz des Regens offen und rauchte auf der ganzen Strecke zurück nach London eine Zigarette nach der anderen, während Egan sich durch den Berufsverkehr quälte, bis sie endlich in der Lord North Street landeten.
Er stellte den Motor ab. »Möchten Sie, daß ich mit reinkom me?«
»Unbedingt.« Sie ging die Treppe hinauf, schloß auf, und er folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie drehte sich zu ihm um. »Sie sind vielleicht an die hirnrissigen Touren Ihres Geheimdienstes gewöhnt, aber ich nicht.« Sie war wütend. »Ihr Onkel war jahrelang nichts weiter als ein Gangster, ein Ganove und hat mehr für mich getan, mir mehr geholfen, sogar sein Leben
riskiert.«
»Ich weiß«, unterbrach sie Egan. »Beruhigen Sie sich.«
»Beruhigen? Sean, sie haben uns auf die schwarze Liste ge setzt, uns den Weg nach Ulster versperrt, und Barry kommt mit allem davon.« Sie bebte vor Wut. »Also gut, ich schaffe es, und wenn ich nach Irland schwimmen muß.«
»Hoffen wir, daß Ihnen das erspart bleibt«, sagte er ruhig.
Sie war wie vom Donner gerührt, starrte ihn ungläubig an. »Sie meinen, Sie wollen mir helfen?«
»Das ist schon zur Gewohnheit geworden. Zu spät, jetzt da mit aufzuhören. Ziehen Sie sich um, und dann machen wir uns auf den Weg. Mal sehen, was Alan Crowther zu bieten hat.«
Alan Crowther setzte sich zurück und betrachtete kopfschüt telnd den Bildschirm. »Kein Wunder, daß sie nicht an ihn rankommen können. Im Lauf der Jahre hat er reichlich Plus punkte gesammelt – Beziehungen bis rauf zur Downing Street, die Unterstüztung der Orange Lodge und die Verehrung von RUC.«
»Es muß doch noch mehr vorhanden sein«, meinte Egan.
»Ja, es gibt vertrauliche Sekundärdaten«, erwiderte Crowther. »Einen Augenblick Geduld, bis ich drin bin.« Er manipulierte geschickt und nickte dann. »Seht euch das bitte mal an!«
»Was ist das?« fragte Sarah und beugte sich vor.
»Bringen wir’s auf einen einfachen Nenner: Er ist ein hinter
hältiges Schwein, ein gemeiner Betrüger, der ohne jeden Skru pel notfalls auch seine eigenen Leute ans Messer liefert.«
»Ich versteh nicht ganz«, sagte sie.
»Die Protestanten sind genauso in Parteien gespalten wie die
republikanische Bewegung«, erläuterte
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