Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer des Hauses in der Lord North Street war anheimelnd und stilgerecht mit Regencymöbeln ausgestattet.
    Tapeten, Silber, Vorhänge und Teppiche – alles paßte zu­
    sammen. Die Hand des Innenarchitekten war überdeutlich zu spüren, was Egan nicht recht behagte.
      An einem Erkerfenster stand ein Arbeitstisch, auf dem sich die Bücher stapelten. Erics Tagebuch mit dem Saffianlederein­ band lag obenauf, wo Sarah es deponiert hatte. Egan blätterte müßig darin, als Sarah ein Tablett mit Teegeschirr hereinbrach­
    te.
      »Das ist interessant«, bemerkte er. »Ein Tagebuch aus Cam­ bridge auf lateinisch.«
      Sie stellte das Tablett ab, nahm ihm das Buch weg und klapp­ te es zu. »Ja, es gehörte meinem Stiefsohn. Sie können Latein lesen?«
      »Auf der Schule gelernt, wenn Sie das meinen.«
      »Stimmt, Sie haben ja Dulwich College besucht.« Sie goß Tee ein. »Sie wollten doch auch nach Cambridge gehen, nicht wahr?«
      Er nahm die angebotene Tasse entgegen, setzte sich jedoch nicht. »Woher wissen Sie soviel über mich?«
      »Ganz einfach. Daß ich Witwe bin, hab ich Ihnen erzählt. Nun, mein Mann war Colonel in der britischen Armee und ist auf den Falklands umgekommen. Sein Vetter ist Ihr ehemaliger Kommandeur, Tony Villiers.«
      Egan lächelte bedächtig und nickte. »Tony treibt mal wieder seine Spielchen. Das hätte ich mir denken können.« Er stellte die Tasse hin. »Nichts zu machen. Ich hab ihm doch schon erklärt, daß ich nicht bei ihm in Group Four arbeiten werde. Das ist mein Ernst, sagen Sie’s ihm.«
      Er war auf dem Weg zur Tür. Sie versuchte verzweifelt, ihn zurückzuhalten. »Bitte, Mr. Egan, hören Sie mich wenigstens zu Ende an.« Und dann, mit einer beschwörenden Geste: »Ich habe wahrhaftig keine blasse Ahnung von dieser Geschichte mit Group Four.«
      Er betrachtete sie einen Augenblick lang forschend, ging dann zu einem Ohrensessel neben dem Fenster und setzte sich. »Also gut, Mrs. Talbot. Worum handelt es sich eigentlich?«
      Sie öffnete die Schublade des Arbeitstisches und entnahm ihm den Umschlag mit dem Material, das Villiers nach New York übermittelt hatte. »Lesen Sie das.«
      Sie stellte fest, daß ihre Hände zitterten, ging zur Kredenz und schenkte sich einen Brandy ein, den sie unverdünnt trank. Dann schlenderte sie zum Fenster, starrte hinunter auf die regennasse Straße, ohne Egan weiter zu beachten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt, so voller rastloser Sehnsucht. Wenn sie doch jetzt flüstern könnte: »Wo bist du, mein Liebster?« Doch da war niemand – kein Edward und nun auch kein Eric …
      Egan stand hinter ihr, sein Spiegelbild war klar und deutlich in der dunklen Fensterscheibe zu erkennen. »Fühlen Sie sich nicht wohl, Mrs. Talbot?«
      »Das Telefon ist nur ein Echo in einem leeren Raum«, sagte sie, wie zu sich selbst. »Besonders, wenn es niemand mehr gibt, der sich dort aufhält. Haben Sie darüber schon mal nach­ gedacht? Eine zutiefst philosophische Aussage. Sie wollten doch selber in Cambridge Philosophie studieren, stimmt’s?«
      »Setzen Sie sich«, bat er sanft.
      Sie gehorchte, und er lehnte sich an die Tischkante. »Was versuchen Sie mir mitzuteilen? Ihr Sohn ist tot, ich verstehe das und auch, wie Ihnen zumute ist, aber –«
      »Nicht tot, Mr. Egan, ermordet, einer von mehreren ähnli­ chen Fällen, die in den letzten zwei oder drei Jahren in Paris registriert wurden. Wenn Sie das Kleingedruckte in dem ge­ richtsmedizinischen Untersuchungsbericht lesen, werden Sie feststellen, daß man in Erics Leiche Heroin und Kokain nach­ gewiesen hat, aber außerdem Spuren einer seltenen Droge aus Kolumbien. Sie heißt burundanga und zerstört jede individuel­ le Willenskraft restlos.«
      »So?«
      »Es hat vier weitere Fälle gegeben, bei denen IRA-Mitglieder von paramilitärischen protestantischen Gruppen in den vergan­ genen zwölf Monaten getötet und Spuren der Droge in den Leichen gefunden wurden. Das habe ich von Tony und seinem Boß.«
      »Von Ferguson, diesem alten Fuchs?« Egan nickte. »Aber was hat das alles zu bedeuten? Was wollen Sie von mir?«
      »Wegen der Sicherheitsbelange ermittelt die Polizei offenbar schleppend, und die französischen Behörden geben sich bei Eric und den anderen mit Unfalltod zufrieden.«
      »Was zutreffen könnte. Bei Rauschgiftsüchtigen ist so was an der Tagesordnung.«
      »In diesem Fall trifft das nicht zu. Die

Weitere Kostenlose Bücher