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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verweigert?«
      »Ach, da gibt es Mittel und Wege.« Er trank einen Schluck Whisky. »Ich habe etliche Jahre mit harten Bandagen ge­ kämpft. Dabei lernt man unweigerlich immer die falschen Leute kennen. So kommt schließlich eine reichhaltige Auswahl zusammen.«
      »Zum Beispiel Ihr Onkel?«
      »Eine Möglichkeit. Aber zuerst werde ich mit Villiers re­
    den.«
      »Und was ist mit mir?«
      Er lachte rauh. »Sie lassen nicht locker, was? Mit Typen, wie
    ich sie suche, haben Sie in Ihrem privilegierten Dasein noch nie was zu schaffen gehabt. Das sind Wesen von einem ande­ ren Stern. Die würden Sie ohne Zögern umbringen, und das höchstwahrscheinlich nach einem Wochenende, an dem Sie die großzügige Gastgeberin gespielt haben. Sie dürfen da nicht mitmachen, glauben Sie mir, das ist nicht Ihre Sache.«
      »Ich werde sehr wohl mitmachen, denn es war meine Sache von dem Augenblick an, als Eric starb«, erklärte sie.
      Er fixierte sie, runzelte leicht die Stirn, leerte dann sein Glas. »Na schön, Sie sollen Ihren Willen haben. Aber vorher möchte ich mit meiner Tante Ida reden, deshalb fahren wir erst dorthin. Danach mache ich Sie mit meinem Onkel bekannt. Das dürfte sich als wesentliches Bildungserlebnis erweisen und zur Erwei­ terung Ihres Horizontes beitragen. Und nehmen Sie den Um­ schlag mit.«

    Von seinem Fenster aus sah Jago sie wegfahren, während er auf den Rückruf von Smith wartete. Das Telefon läutete. Er hob den Hörer ab.
      »Was ist los?« erkundigte sich Smith.
      Jago berichtete über den Verlauf des Abends und den Inhalt des Gesprächs, das in der Lord North Street stattgefunden hatte. »Sie hat ihn aufgerüttelt. Das könnte Ärger geben«, schloß er.
      »Dieses lästige Weibsstück«, bemerkte Smith giftig.
      »Ich weiß, alter Macho; Falschheit, dein Name ist Weib, stimmt’s?«
      »Sie reißen über alles Ihre Witze, hab ich recht?« fragte Smith hörbar gereizt.
      »Die einzige Möglichkeit, sich in diesem Hundeleben durch­ zumogeln«, erklärte Jago vergnügt. »Was soll ich tun? Die beiden umlegen?«
      »Nein, das wäre nicht gut. Jack Shelley mag heute ein geach­ teter Geschäftsmann sein, aber unter dem Maßanzug aus der Savile Row steckt nach wie vor der alte Ganove, und für die Londoner Unterwelt ist und bleibt er der Boß. Wenn Sie seinen Neffen kaltmachen, stellt er prompt die ganze Stadt auf den Kopf. Bei der Talbot ist’s genauso kitzlig. Sie ist Gott behüte mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten befreundet. Stößt ihr irgendwas zu, kommt das teuer zu stehen.«
      »Sie würden wahrscheinlich die Sechste Flotte rüberschik­ ken«, kommentierte Jago.
      »Sehr witzig.«
      »Was soll ich also tun?«
      »Bleiben Sie ihnen auf den Fersen. Das heißt, Sie sorgen da­
    für, daß ihnen nichts passiert. Gibt es irgendwo eine undichte Stelle, so stopfen Sie sie einfach wieder zu. Unter gar keinen Umständen dürfen sie an irgend jemand herankommen, der ihnen weiterhelfen kann, das ist Ihre Aufgabe.«
      »Verstehe. Im Klartext heißt das, wenn die beiden auf eine Spur stoßen, habe ich sicherzustellen, daß niemand redet.«
      »Stimmt genau. Und jetzt machen Sie sich auf die Socken. Das Ziel kennen Sie ja.«

    Sean und Ida saßen in der Küche; Sarah wartete in dem kleinen Wohnzimmer. Auf der Anrichte standen mehrere Fotografien, die meisten zeigten Egan. Als Junge, stocksteif und linkisch mit Schulkrawatte und Blazer, mit einem Ehepaar, offensicht­ lich seinen Eltern, und dann in Uniform, sehr attraktiv, SASAbzeichen am Barett, Pilotenabzeichen, Ordensbänder. Eins war vor den Toren von Buckingham Palace aufgenommen, vermutlich nach einer Ordensverleihung: Egan in Paradeuni­ form, auf der einen Seite Ida in Hut und Sonntagsstaat und auf der anderen ein Mann, bei dem es sich nur um Jack Shelley handeln konnte.
      Keine ausgesprochen massige Erscheinung, aber unverkenn­ bar kraftstrotzend. Das Gesicht durchaus freundlich, liebens­ würdig, voll animalischer Vitalität, doch das Lächeln wirkte irgendwie spöttisch, verächtlich. So lächelte ein Mann, der sich herzlich wenig aus seinen Mitmenschen machte, befand Sarah.
      Sie öffnete eine Tür, die in den Barraum führte. Nach der Sperrstunde brannte nur die Notbeleuchtung, sie verharrte reglos, atmete den Geruch nach abgestandenem Bier und Ta­ baksrauch und hörte durch die Küchentür Idas Stimme, den lauten Aufschrei, das erstickte Schluchzen.
      Sarah

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