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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Verabreichung von burundanga liefert dafür einen deutlichen Hinweis, sehen Sie das nicht? So wenige Fälle in ganz Westeuropa. Es muß sich um dieselben Hintermänner handeln.«
      »Und die wollen Sie?«
      »O ja, Mr. Egan. Die will ich in der Tat, unbedingt.«
      »Rache, Mrs. Talbot, ist es das?« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt ein sizilianisches Sprichwort: ›Rache – das ist Hölle auf Zeit‹. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, es bringt nichts.«
      Sie durchquerte den Raum, machte kehrt und fixierte ihn. »Ich weiß, weshalb Sie zum Militär gegangen sind. Sie wollten Rache für die Bombe nehmen, die Ihre Eltern getötet hat, das können Sie nicht abstreiten.«
      »Stimmt genau. Ich war siebzehn. Ich mußte das tun. Auf­ richtig gesagt, ich wäre vermutlich verrückt geworden, wenn ich damals nichts Positives unternommen hätte.«
      »Sehen Sie denn nicht, daß mir genauso zumute ist?«
      Sanft ergriff er ihre Hände. »Mrs. Talbot, ich habe drüben in Irland eine Menge Menschen getötet. Drei davon waren Frau­ en. Sehr gewalttätig, zugegeben, aber ein Stück von einem geht dabei jedesmal verloren. Ich habe immer wieder getötet. War darunter der Schuldige, der die Bombe damals zu verantworten hatte? Höchst unwahrscheinlich. Es hat meine Eltern nicht zurückgebracht, ich fühlte mich dadurch keine Spur besser, ganz im Gegenteil. Mir war elender zumute, und wissen Sie was, Mrs. Talbot? Als ich heimkam, merkte ich, daß mir nichts geblieben war – daß ich etwas unwiderbringlich verloren hatte. Die Fähigkeit zu fühlen – Anteil zu nehmen.«
      »Vielleicht sollten Sie damit aufhören, diesen Zustand ändern zu wollen oder Ursachenforschung zu betreiben. Vielleicht sollten Sie einfach handeln.«
      »Was ist das – eine kostenlose Therapie?«
      »Heute abend hat’s in der Untergrundbahn Scherereien gege­
    ben. Vier Halbstarke, Sie kennen die Sorte? Sie haben eine junge Schwarze terrorisiert. Ich sagte, sie sollten sie in Ruhe lassen, und da sind sie auf mich losgegangen.«
      »Was ist passiert?«
      »Eine unglaubliche Geschichte. Ein Mann saß gegenüber. Sehr gut angezogen. Marineblauer Burberry, Militärschlips.«
      »Was dann?«
      »Er sagte kein Wort. Stand einfach auf und griff an. Alles höchst professionell, mit Fäusten, Ellbogen und so weiter. Blitzschnell lagen zwei auf dem Boden. Und er lachte darüber. Entschuldigte sich.« Sie schüttelte den Kopf. »Dabei wirkte er gar nicht so.«
      »Sie meinen, er war ein Gentleman?«
      »Vermutlich, aber was immer er war, er handelte. Er hat sich auf keine Diskussionen eingelassen. Er schritt zur Tat.«
      »Im Koran heißt es, daß in einem Schwert mehr Wahrheit ist als in zehntausend Worten. Das habe ich vor langer Zeit ge­ lernt.«
      »In Irland?« erkundigte sich Sarah.
      »Du lieber Himmel, nein. Auf der Straße in Wapping, als ich ein kleiner Junge war, bei meinem ersten Versuch, mich aus einer Rauferei herauszureden, und dafür von drei anderen Jungen windelweich geschlagen wurde.« Egan grinste. »Ich muß gerade acht gewesen sein. In dem Milieu blies einem der Wind scharf um die Ohren. Entweder entwuchs man auf schnellstem Wege den Kinderschuhen oder man ging unter.«
      »Und wie schaffte man das?«
      »Man brauchte Mut, starke Nerven. Keine Angst zeigen, das ist das große Geheimnis. Fürchten darf man sich nie, unter keinen Umständen. Das hat mir mein Onkel beigebracht, als er mich heulend auf dem Boden fand, mit blutüberströmtem Gesicht. Er versetzte mir einen Tritt in den Hintern, hieß mich aufstehen und sie suchen, um es noch einmal zu probieren. Notfalls gehst du drauf, sagte er, aber geschlagen gibst du dich nie.«
      »Das dürfte der berühmte Jack Shelley gewesen sein?« fragte sie.
      »Sie wissen von ihm? Sind Sie eigentlich über irgend etwas nicht im Bilde?«
      »Ich glaube nicht. Tony hat mich sehr gründlich informiert. Der Straßenjunge, der die Public School besuchte, ein Stipen­ dium für Cambridge gewann und statt dessen Soldat wurde.«
      »Ein achtbarer Beruf. Einer muß ihn ja ausüben.«
      »Einer muß auch das Amt des Henkers ausüben«, konterte sie.
      Er strich sich über das Gesicht und lächelte. »Wissen Sie was, schenken Sie mir eine von Ihren Zigaretten. Ich sollte zwar nicht rauchen, es schadet meiner Lunge, aber was soll’s.«
      Zögernd reichte sie ihm die Zigarette und gab ihm Feuer. Er begann gleich darauf etwas zu

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