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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sie.
      »Highgate – da is er schon.«
      Sie fuhren jetzt an einem Schmiedeeisengitter entlang; durch die Bäume konnte Sarah Grabsteine und vereinzelte Marmor­ kreuze erkennen. Neben einem Tor parkten zahlreiche Wagen. Der Mini Cooper hielt, und George steuerte den Mercedes in angemessenem Abstand an den Randstein.
      »Der Highgate-Friedhof is berühmt«, erklärte er. »Da drüben, der Teil is viel interessanter, aber den lassen sie jetzt geschlos­ sen. Jede Menge viktorianischer Kitsch, echt schaurig. Sie haben dort oft Gruselfilme gedreht. Dracula und so was.«
      »Und dieser Teil?«
      »Da liegen massenhaft berühmte Leute. Karl Marx zum Bei­
    spiel, aber auch normale Sterbliche.«
      Egan stieg aus dem Mini Cooper, in der Hand einen Blumen­ strauß. Er ging durch das Tor. »Warten Sie hier auf mich, George«, sagte Sarah und kletterte aus dem Mercedes. Sie sah Egan weiter oben und folgte ihm auf einem schmalen Weg zwischen den verschiedensten Grabsteinen: Marmorengel, Kreuze, Sarkophage. Das Ganze erschien zwar streckenweise verwildert, aber zugleich auch ungemein romantisch, irgendwie verzaubert.
      Egan war vor einem Grab stehengeblieben, über dem ein monumentaler Kopf thronte. Er verharrte dort eine ganze Wei­ le, in die Betrachtung versunken, während Sarah sich etwas abseits hielt und Interesse für eine andere Grabstelle vorspie­ gelte – eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Es waren noch etliche Leute hier unterwegs, eine Frau mit zwei Kindern kam auf sie zu, ging dann weiter.
      Sarah drehte sich um, sah, daß Egan sich entfernt hatte. Sie machte kurz ebenfalls halt vor dem Grabmal und stellte fest, daß es sich bei dem Bildwerk um den Kopf von Karl Marx handelte. Als sie sich umwandte, entdeckte sie, daß Egan ver­ schwunden war. Sie geriet in Panik, hastete davon und sah ihn an der nächsten Biegung durch die Bäume, auf ein anderes Grab hinunterblickend.
      Er kauerte sich daneben auf die Erde, nahm ein Büschel ver­ dorrter Blumen aus einer Marmorurne und stellte dafür die frischen herein. Für mindestens zehn Minuten verharrte er dort reglos, während sie zwischen den Bäumen wartete, hinter einem wuchtigen Marmorgrabmal versteckt, und ihn beobach­ tete.
      Es begann leicht zu regnen. Er schaute nach oben, stand auf, bekreuzigte sich und verließ nach einem letzten Blick die Grabstätte. Sarah ließ ihn erst in den Hauptweg einbiegen, ehe sie eilig vorwärtsstrebte. Es war ein schlichtes Grab mit einem schwarzen Marmorstein. Darauf stand in goldenen Lettern: »Sally Baines Egan, achtzehn Jahre alt. In Liebe.«
      Sie hastete den Hauptweg entlang und sah ihn durch das Tor hinausgehen. Als sie die Straße erreichte, stieg er bereits in den Mini Cooper. Inzwischen regnete es heftig, sie rannte zum Mercedes und kletterte hinein.
      »Er war am Grab seiner Schwester«, sagte sie.
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Nein.«
      »Worum geht’s denn eigentlich, Mrs. Talbot? Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
      »Nein, George, dabei kann mir niemand helfen. Seien Sie nett und fahren Sie einfach los.«
      Der Mini Cooper startete, und sie folgten ihm. Weiter hinten rangierte Jago den Spyder aus der Parklücke, um sich an ihre Spuren zu heften.
      »Typisches Novemberwetter«, brummte George, als der Re­ gen herunterprasselte. »Feierabend und schon fast dunkel. Womöglich verliere ich ihn im Berufsverkehr.«
      »Tun Sie Ihr Möglichstes.«
      Sie lehnte sich zurück, überlegte. Warum hatte sie nicht mit Egan geredet, als sich die Gelegenheit bot? Rückblickend wurde ihr klar, daß sie sich wie ein Störenfried vorgekommen war. Aber da war noch etwas. Irgendwie wußte sie, daß es einen unwiderruflichen Schritt bedeutete, wenn sie mit ihm sprach, sich mit ihm bekannt machte, daß sie dann nicht mehr zurück konnte, und davor hatte sie Angst.

    Egan kurvte anderthalb Stunden durch die Gegend, durch Islington weiter nach Tottenham, wo er schließlich vor einem kleinen Arbeitercafé hielt und hineinging. Er setzte sich an einen Fenstertisch und bestellte.
      »Eier mit Fritten«, jammerte George. »Glückspilz. Ich ver­ hungere.«
      »Ich mach’s wieder gut, George.«
      Jago, der am Ende der Straße in seinem Spyder das Gespräch mithörte, lächelte. »Und was ist mit mir, Schätzchen? Ich bin auch am Verhungern.«
      Schließlich kam Egan heraus, stieg wieder in den Mini Coo­ per und brauste ab. »Wohin will er denn jetzt?« murrte

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