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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    Ich gehorchte, und sie deckte die Karten sorgfältig auf, sieben Reihen zu je sieben Stück, und zuletzt eine Reihe aus dreien. Dann starrte sie darauf nieder.
    »Zuerst die Vergangenheit«, sagte sie leise, »und da gibt es nichts Bemerkenswertes zu sehen, Mr. Baker. Soweit haben Sie ein angenehmes und recht unproblematisches Leben hinter sich. Sie haben intensiv Ihrem Vergnügen gelebt und mußten selten Schmerz erfahren. Ein vom Glück begünstigter Mann! Wenn Sie arbeiten, dann hart, Mr. Baker, aber es geschieht nicht allzu oft. Das überrascht mich eigentlich; ich hätte eher gedacht, daß eiserne Anstrengungen dazu gehörten, zunächst Ihren akademischen Grad und danach Ihren wissenschaftlichen Ruf zu erreichen .«
    »Der eiserne Arbeiter bei uns ist Boris«, meinte ich leichthin. »Ich sorge für die Inspirationen .«
    Sie zuckte mit den Schultern, dann mischte sie wieder und verteilte die Karten aufs neue .
    »Und jetzt zur Gegenwart.« Lange hielt sie den Kopf über die Karten gebeugt, ehe sie hoch und mir in die Augen sah. »Ich erkenne Frustration, Mr. Baker. Es gibt etwas, das Sie sich mit aller Kraft wünschen, Sie sind aber gar nicht sicher, ob Sie es auch erreichen. Etwas hat Ihre Schritte unvermutet in eine andere Richtung gelenkt, auf eine Enttäuschung hin, obwohl sowohl der erste wie der zweite Weg zum selben Ziele führen .«
    »Das klingt faszinierend«, sagte Trudi. »Können Sie sich schon denken, worum es sich handelt, Larry ?«
    »Nein«, antwortete ich viel zu prompt. »Schätze, es hängt mit unseren gegenwärtigen Forschungen zusammen .«
    »Darf man fragen, womit Sie sich befassen ?« drängte sie.
    »Mit dem Aberglauben«, erwiderte ich. »Mit unsinnigen Angstzuständen, die einen Menschen so beherrschen können, daß er sich dem Leben abkehrt.«
    »Ach, Sie meinen irgendeine Phobie ?« Trudi schien enttäuscht. »Aber eine Phobie hat doch jeder !«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein — etwas, das viel tiefer sitzt als eine gewöhnliche Phobie. Angst vor dem Übernatürlichen, oder dem vermeintlich Übernatürlichen.«
    »Wie Sie sie auch haben, Mr. Baker«, sagte Mara Lennay leise. »Seit neuestem, zu dieser Stunde. Früher kannten Sie sie nicht .«
    »Sie sprechen in Rätseln !« Ich lachte, aber es klang viel zu blechern.
    »In Verbindung mit Angst vor dem Tode — einem plötzlichen Tode; aber diese beiden gehen ja immer Hand in Hand .« In den dunklen Augen brannte es schadenfroh, als sie mich unverhohlen anstarrte. »Ich glaube, irgendein Ereignis aus jüngster Vergangenheit hat diese Angst in Ihnen wachgerufen .«
    »Vielleicht der Sturz in den Fluß ?« schlug ich vor.
    »Sagen Sie mir eines, Mr. Baker .« Sie strich die Karten zusammen. »Muß man übersinnliches Wahrnehmungsvermögen besitzen, um Parapsychologe zu werden ?«
    »Nein.« Ich drückte mich diplomatisch aus. »Aber es kann nicht schaden .«
    »Und besitzen Sie es ?«
    »Ich glaube doch«, log ich.
    »Also dann zu Ihrer Zukunft.« Sie mischte die Karten, ließ mich drei Teile daraus machen, behielt sie dann in der Hand. »Manchmal möchten die Menschen ihre Zukunft gar nicht kennenlernen, Mr. Baker .«
    »Aber ich bin versessen darauf«, erklärte ich. »Und jeder gute Börsentip ist hochwillkommen .«
    »Also gut.«
    Sie warf die erste Karte so, daß sie mit dem Gesicht nach oben auf den Tisch fiel, und ich hörte Trudi neben mir scharf den Atem anhalten. Ich versuchte mir einzureden, daß die ganze Angelegenheit sowieso nur Bluff war, aber der Kloß in meiner Kehle wurde davon nicht kleiner.
    »Ach, es lohnt ohnehin die Mühe nicht«, seufzte die alte Krähe und schüttelte das Haupt.
    Ich sah zu, wie sie das Pik-As in den Pack Karten zurückschob, und merkte plötzlich, daß ich aus leerem Glas trank.
    »Na ja...« Trudi bemühte sich sichtlich um einen leichten Tonfall. »Mara macht manchmal so ihre Späßchen, nicht wahr, Liebste ?«
    »Ich bin nur ein Laie«, meinte Mara bescheiden. »Und Mr. Baker ist zu höflich, um mich einfach auszulachen .« Der Kniff ihrer Lippen vertiefte sich. »Beschämen Sie eine dumme alte Frau, Mr. Baker, wenn Sie’s über sich bringen. Geben Sie uns ein Beispiel Ihrer überragenden und geschulten Seherkraft !«
    »Da haben Sie schon das erste Beispiel«, sagte Boris’ Stimme dicht hinter mir, »für Gedankenübertragung !« Er nahm mir das leere Glas aus der Hand und ersetzte es durch ein frisch gefülltes. »Du denkst, Brüderchen«, sagte er feierlich, »und meine grauen

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