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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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daß Sie es sich zweimal überlegen, ehe Sie ihr raten, die Insel zu verlassen.«
    »Warum?«
    »Trudi ist eine übernervöse, gefühlsbetonte Frau, die ständig unter höchster Anspannung lebt. Ihrer Überzeugung nach ist sie so lange in Sicherheit, wie sie hier auf der Insel bleibt. Aber was wird aus ihrem Bedürfnis nach Sicherheit, wenn sie abreist? Sie würde überaus verwundbar werden, und schon der kleinste unerfreuliche Zwischenfall könnte ihr seelisches Gleichgewicht für immer erschüttern .«
    »Da haben Sie vielleicht gar nicht so unrecht«, gab ich widerwillig zu.
    »Und wenn ich dem noch einen kleinen persönlichen Rat hinzufügen darf... An Ihrer Stelle hätte ich es auch nicht eilig, die Insel zu verlassen .«
    »Warum denn?«
    »Als Sie sich heute abend im Moor verirrten, gerieten Sie offensichtlich unter den Einfluß des Dämons, der dort draußen haust. Er hat Ihnen bestimmte Bilder in den Kopf gesetzt. Ein zweites Opfer mit offener Kehle... Der Dämon zeigte sich Ihnen in Gestalt eines riesigen Vampirs. Vielleicht war es eine Warnung, aber in anderem Sinne, als Sie annahmen. Eine ganz persönliche Warnung, Mr. Baker! Vielleicht bezog sich das Bild, das Sie sahen — die Leiche — , auf Ihre eigene Zukunft?«
    »Sie sind ja verrückt !« murmelte ich.
    »Glauben Sie wirklich ?« Mit einem hageren gichtigen Finger wühlte sie in dem Stoß Karten, der noch vor ihr auf dem Tisch lag. »Wollen doch mal sehen, ob wir Ihre Zukunft in aller Kürze vorhersagen können, Mr. Baker .« Ihre Lippen verzogen sich zur Fratze eines Lächelns. »Nehmen Sie eine Karte — irgendeine !«
    Nach einem Augenblick des Zögerns, in dem ich überlegte, daß es nicht schaden konnte, die alte Hexe bei Laune zu halten, wählte ich eine Karte aus der Mitte.
    »Drehen Sie sie um, Mr. Baker .« In ihrer Stimme schwang Spott mit. »Ich möchte doch nicht, daß Sie mich irgendwelcher Taschenspielertricks verdächtigen .«
    Elegant flippte ich die Karte auf den Rücken — und saß dann nur da und starrte auf das altbekannte Pik-As nieder.

4

    »Ich habe uns einen Schlaftrunk mitgebracht .« Boris stellte den vollen Mixer und zwei Gläser vorsichtig auf der Kommode ab. »Einen für dich, Larry, und den Rest nehme ich mit zu mir — nur für den Fall, daß ich nicht einschlafen kann .«
    Er machte die Drinks, reichte mir ein Glas und sah mich dann voller Bewunderung an. »Du hast mich heute sehr beeindruckt, Brüderchen. Du hast dich aus dieser Paradingsda -Affäre mit einer Bravour gezogen, als wärst du schon mit dem Zauberstab im Mund geboren worden .«
    »Ja, eine Weile lief die Sache ganz gut«, räumte ich ein. »Bis dieses Karriereweib alles verdorben hat .«
    »Kent Donavan «, bemerkte er zusammenhanglos.
    »Hä?«
    »Der hat sie, glaub ich, umgeworfen .« Boris kippte seinen Drink und griff mit der freien Hand nach dem Shaker. »Zugegeben, ich war schon überzeugt davon, daß das einzig Weibliche an ihr die äußere Erscheinung war und daß inwendig bei ihr nur ein Computer tickte. Aber vom Augenblick unserer Ankunft an war sie von diesem Casanova wirklich restlos hingerissen. Sieht ganz danach aus, als hätte sie unsere Aufgabe hier bereits vergessen und dächte nur an ein ewiges Insel-Idyll mit Donavan !«
    »Großartig«, meinte ich bitter. »Und hast du irgend etwas über die anderen erfahren ?«
    »Adler weiß einen guten Schluck zu schätzen«, sagte er wohlwollend, »folglich ist er auch ein Gentleman und über allen Verdacht erhaben — daß er nämlich unsere Gastgeberin spiritistisch beeinflussen könnte, falls es das ist, was du meinst .«
    »Mag sein«, sagte ich ein bißchen hilflos.
    »Crespin scheint ein netter Kerl zu sein«, fuhr er unbeeindruckt fort. »Mrs. Warren sorgt sich einzig und allein um ihren Mann, und ich würde sagen, mit gutem Grund. Denn wenn ich das Pech hätte, mit einer Frau wie ihr verheiratet zu sein, würde auch ich die Beine in die Hand nehmen .«
    »Du bist mir wirklich eine große Hilfe, Boris«, sagte ich beißend.
    »Ich weiß, ich weiß«, nickte er. »Aber trotzdem vielen Dank.« Er leerte sein Glas zum zweitenmal und beäugte fachmännisch den Flüssigkeitspegel im Shaker. »Tja, ist wohl Bettzeit für mich, Brüderchen. War ein anstrengender Tag, aber Schlaf heilt alles. Bis morgen — gehab’ dich wohl.«
    Die Tür schloß sich hinter ihm, und unvermittelt sah ich mich allein mit meinem unruhigen Geiste. Es waren nicht so sehr die Ereignisse des Abends, die mich nervös

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