Hölle mit Vollpension
Zellen reagieren .«
Trudi lachte perlend. »Da muß Larry schon größere Geschütze auffahren, um uns zu überzeugen .«
»Falls er das kann«, meinte die alte Krähe glatt.
Ich sah mich um und bemerkte, daß alle Gäste mit Ausnahme von Amantha, Kent Donavan und Mrs. Warren jetzt den Kartentisch umstanden. Die blonde Pamela lächelte mir höflich zu und blinzelte in einem unbeobachteten Moment kurz mit dem rechten Auge. Normalerweise elektrisiert mich jedes Blinzeln, das von einer Blondine kommt, aber der Zeitpunkt dafür war nicht ganz glücklich. Dennoch, sie hatte mich auf eine Idee gebracht.
»Pamela hat mir erzählt, wie dieses Haus zu seinem Namen kam«, begann ich. » Bracken’s Folly ...«
»Daran erinnere ich mich aber gar nicht gerne«, sagte Trudi mit geistesabwesender Stimme.
»Sei nicht überempfindlich, Kind !« herrschte Mara sie an. »Weiter, Mr. Baker.«
»Übersinnliches Wahrnehmungsvermögen läßt sich in der Tat nur sehr schwer definieren«, dozierte ich. »Aber in Zusammenhang mit diesem Haus, seinem Namen und der Insel hier drängt sich mir eine Assoziation förmlich auf .«
»Muß gestehen, bin äußerst beeindruckt, alter Junge«, murmelte Crespin. »Fahren Sie bitte fort .«
»Pamela informierte mich über den Aberglauben der Einheimischen, wonach ein Fluch auf der Insel ruht. Kein Mensch sollte je den Fuß auf ihren Boden setzen .«
»Na und ?« unterbrach mich Adler ungeduldig.
»Tief im Inneren spüre ich die feste Überzeugung, daß die Leute recht haben«, fuhr ich fort »Eine böse Macht hat die Insel in ihrer Gewalt und verübelt jeden Eingriff von Menschenhand. Der Mord an Bracken war als Warnung gedacht .«
»Sie sprechen von Vergangenheit und Gegenwart, wobei Sie Pamelas Erzählung heranziehen«, wandte Mara Lennay ein. »Zweifellos ist Ihre Empfindung sehr stark, aber was verrät sie Ihnen über die Zukunft? Nehmen Sie da irgend etwas von Bedeutung wahr ?«
Hol’s der Teufel! Ich war doch nicht umsonst ein Mann des Wortes. Also nahm ich mir Zeit für einen genüßlichen Schluck, ließ die Spannung noch um einige Grade steigen, und sagte dann langsam: »Doch das warnende Schicksal Brackens wurde mißachtet . Folglich wird eine zweite — und letzte — Mahnung erteilt werden. Ein weiteres Leben wird gefordert. Wieder wird eine Leiche mit aufgerissener Kehle im Moor gefunden werden .«
»Nein !« sagte Trudi gepreßt und faßte sich an den Hals.
Die alte Krähe legte beide Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor. »Die böse Macht, Mr. Baker«, flüsterte sie, »hat sie auch eine äußere Gestalt? Sehen Sie irgendeinen Körper, eine Form ?«
»Einen Vampir«, erklärte ich. »Einen riesigen Vampir, der mit ausgebreiteten Flügeln in der Luft hängt. Seine Augen glühen gelb und böse .«
»Nein, Sie irren sich !« Trudis Stimme drohte in Hysterie überzukippen. »Begreifen Sie denn nicht? Das ist der andere! Es ist der Moorgeist, und Sie gerieten in seine Einflußsphäre , als Sie sich in den Flußniederungen verirrten !«
»Welcher andere?«
»Der mich erwartet .« Sie schauderte. »Aber die Insel ist gefeit. So lange ich hier bleibe, kann mir nichts geschehen .«
»Trudi hat recht, Mr. Baker«, sagte Mara kleinlaut.
»Dieses Abrakadabra hat jetzt lange genug gedauert, Mr. Baker«, erklang die brüske, geschäftsmäßige Stimme Amantha Hardys über meiner Schulter, und ich hätte sie mit Freuden auf der Stelle erwürgen mögen. »Es ist schon schlimm genug, daß Trudi auf diesen albernen Aberglauben schwört; Sie — ein anerkannter Parapsychologe — sollten sie nicht auch noch darin bestärken !«
»Schätze, wir alle könnten einen Drink gebrauchen«, bemerkte Adler heiser. »Mir nach zur Bar!«
»Endlich eine verwandte Seele«, freute sich Boris. »Haben Sie zufällig irgendwo einen Russen in Ihrer Familie, Mr. Adler ?«
Die Gruppe setzte sich zur Bar ab, und Trudi erhob sich auf unsicheren Füßen.
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen«, murmelte sie. »Mir ist nicht ganz wohl. Ich glaube, ich gehe besser auf mein Zimmer .«
»Aber selbstverständlich«, sagte ich.
»Ich weiß, es ist anmaßend von einem Laien wie mir, einem Fachmann einen guten Rat zu erteilen«, begann Mara Lennay , als Trudi uns verlassen hatte. »Und meine eigenen okkulten Kräfte sagen mir, daß Trudi zu recht an diese Dinge glaubt. Aber selbst für den Fall, daß wir uns irren sollten und kein Anlaß zur Befürchtung besteht, Mr. Baker, schlage ich doch vor,
Weitere Kostenlose Bücher