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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nehmen Sie nicht Platz, Mr. Crespin ?« fragte ich höflich.
    »Danke .« Er sank in den nächsten Stuhl und schloß kurz die Augen. »Lassen Sie mich als erstes die Geschichte dieser Insel rekapitulieren. Über zweihundert Jahre lang stand hier ein Kloster, das im zwölften Jahrhundert errichtet worden war. Mitte des vierzehnten Jahrhunderts wurden die Mönche wegen ihrer Ausschweifung und Teufelsanbeterei so berüchtigt, daß sich die Bevölkerung im Zorn erhob und die Insel stürmte. Sie töteten die meisten Mönche, der Rest wurde in alle Winde zerstreut. Dann rissen sie das Kloster mit bloßen Händen nieder. Diese Tatsachen sind geschichtlich belegt. Aber nun kommen wir zur Legende: Dem heute noch kursierenden Aberglauben nach war der böse Geist über die Vernichtung seiner Jünger so wütend, daß er von da an keinen Menschen mehr auf der Insel duldete — es sei denn jemand, der ihm die gebührende Ehrfurcht zollte. Man erzählt sich, wie im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Menschen versuchten, sich hier niederzulassen, wie sie aber alle auf dieselbe Art ums Leben kamen: als hätte ihnen eine Riesenklaue bei lebendigem Leibe die Kehle herausgerissen.«
    »Möchten Sie etwas trinken, Mr. Crespin ?« erkundigte sich Boris nervös.
    »Nein, danke .« Crespin öffnete die Augen. »Diese Legende machte ich zur Grundlage meines Drehbuchs. Trudi Lambert war von der Idee fasziniert, und wir wurden rasch gute Freunde. Mir entging, aber zunächst, wie sie sich immer tiefer und tiefer, und zwar unter Mara Lennays Einfluß, in diesen Wahn verstrickte. Mara war es auch, die Trudi davon überzeugte, daß sie durch ihre Filmrolle unter den Einfluß des Ungeistes geraten war und Brackens Schicksal nur dann entgehen konnte, wenn sie dieses Haus hier erwarb und die Insel wieder zu einer Hochburg des Satans machte.«
    »Und man hat nie erfahren, wer Bracken denn nun wirklich ermordete ?« erkundigte ich mich.
    »Nein.« Müde schüttelte er den Kopf. »Und meiner Meinung nach wird das auch niemals gelingen, weil er nicht von Menschenhand starb .«
    »Von hier an wird es für mich etwas undurchsichtig«, gestand ich wahrheitsgemäß. »Also kaufte sich Trudi auf Maras Betreiben hin das Haus, wo sie seither ständig wohnt, weil es ihrer festen Überzeugung nach die einzige Möglichkeit ist, von dem Dämon verschont zu werden ?« Crespin nickte.
    »Und was ist mit dem zweiten Dämon ?« fragte ich. »Dem, der im Moor oder sonstwo haust? Nach Trudis Worten ist es doch der Inseldämon, der sie vor seinem Kollegen im Moor beschützt .«
    »Deinem alten Bekannten ?« grinste Boris, schrumpfte unter meinem wütenden Blick aber wieder zusammen.
    »Ich glaube, sie versuchte absichtlich, Sie zu verwirren, Mr. Baker«, meinte Crespin. »Wahrscheinlich waren Sie ihrem Geheimnis zu nahe gekommen .« Plötzlich starrte er mich an. »Ich weiß gar nicht — und vielleicht geht es mich auch nichts an — , woraus Sie diese Geschichte von einer bevorstehenden zweiten Warnung zusammengebraut haben. Daß der Dämon bald ein zweites Opfer fordern würde. Und wie Sie ihn als gigantischen Vampir beschrieben! Das entspricht haargenau der Legende. Sooft der Dämon Gestalt angenommen hat, geschah es als riesiger Vampir .«
    »Wahrscheinlich war’s ein Glückstreffer«, meinte ich lahm.
    Höflich lächelnd zuckte er die Schultern. »Gewiß.«
    »Und seit Trudi hier eingezogen ist, haben Sie sich mit dieser Legende beschäftigt ?« kurbelte ich ihn wieder an.
    »Abgesehen von meinem allgemeinen Interesse am Okkulten fühlte ich mich für sie verantwortlich«, nickte er. »Unglücklicherweise hatte alles mit der Rolle begonnen, die ich für Trudi schrieb. Seit Trudi das Haus gekauft hat, habe ich etwa eine Woche im Monat hier zugebracht. Deshalb war ich bestens in der Lage, nicht nur Trudi, sondern auch die anderen im Auge zu behalten — und die Veränderungen, die sich hier innerhalb der letzten achtzehn Monate ergeben haben. Am Anfang wohnten nur drei Personen hier: Trudi, Mara und die Truscott . Ich hielt Pamela für ein vernünftiges und intelligentes Mädchen und freute mich, daß Trudi sie als Privatsekretärin gewonnen hatte. Ihre Anwesenheit im Haus hätte Maras Einfluß zumindest ausgleichen können. Aber dann betraten auch noch andere Leute die Szene .«
    Er hob die Schultern. »Natürlich ging es mich nichts an, wenn Trudi sich einen Geliebten zulegte, obwohl ich es damals sehr bedauerte, daß sie nicht eine bessere Wahl getroffen hatte.

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