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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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ganzem Herzen, dass es sich um einen
Albtraum handele und er erwachen würde, indem
Þórhildur ihm ins Ohr flüsterte: »Wenn du
vorhast, weiterzuschnarchen, musst du auf den Balkon
umziehen.«
    Er schrak auf und erblickte Þórhildur, die allein in
einem fremden Bett ruhte und einen tiefen Schlaf
schlief.
    Er selbst war komplett bekleidet und saß in einem
halbdüsteren Krankenzimmer in einem unbequemen Sessel an ihrer
Seite, und der Angstknoten schwoll und füllte seine Brust aus,
sodass er kaum Luft bekam.
    Er wartete am Rande des Bewusstseins darauf, dass seine Frau wieder
erscheinen und aus dem schwarzen Nebel jenseits der Grenze, die ihm
verschlossen war, den Weg nach Hause finden möge.
    So vergingen Tage und Nächte.
    *****
    Er starrte auf die Uhr an der Wand, ohne sie zu bemerken, als ihn
plötzlich drei weißgekleidete Frauen umringten. Sie
stammten nicht aus dem Nebel, sondern aus derselben Richtung wie
er, und zwar von dort, wo ihm sein Bewusstsein abhandengekommen
war.
    »So, mein Lieber«, sagte eine von ihnen. »Keine
Veränderung heute Nacht. Das bedeutet einfach, dass sie sich
ausruht.«
             
    »Das musst du auch tun«, sagte eine andere. »Du
machst dich nur kaputt, wenn du hier so sitzt. Du kannst nichts
für sie tun, wenn du nicht auch an dich
denkst.«
    »Jetzt wollen wir Þórhildur baden und hier
aufräumen«, sagte die dritte. »Du nimmst dir ein
paar Stunden Pause und fährst nach Hause, nimmst ein Bad,
rasierst dich und machst dich frisch. Wir werden uns um
Þórhildur kümmern. Sie wird solange in guten
Händen sein.«
    *****
    Er fühlte sich zu Hause in der Mjóstræti
überflüssig.
    Da gab es einen Stuhl und einen Tisch und da gab es einen
Fernseher. Er hatte keinen Bezug zu den Möbeln. Es war, als
befände er sich im Zuhause fremder Menschen, die jederzeit
heimkommen konnten.
    Die Zeitungen, die sich hinter dem Briefschlitz angesammelt hatten,
stapelte er ungelesen und nahm sich vor, sie in den Mülleimer
zu werfen, sobald er wieder ins Krankenhaus fuhr. Einige
Briefumschläge legte er auf der Küchenbank ab, bevor er
zum Fenster ging und sah, dass die Frau im nächsten Haus ihre
Bettdecken zum Lüften auf den Balkon hängte, als sei
nichts geschehen.
    Er zwang sich, die Briefe zu öffnen.
Lotteriescheine.
    Als hätte er einen Grund, an unverhofftes Glück zu
glauben. Eine Benachrichtigung vom Zoll für
Þórhildur, dass sie eine Sendung bekommen hatte. Eine
Zahlungserinnerung für einen Kredit, mit dem er nichts
anfangen konnte, obwohl Þórhildurs Name auf dem Schein
stand.
    Immobilienkredit? Zahlung Nummer 4 von 170. Soll 11 441 820.
Tilgung 19 562. Zins 49 581. Gebühren 195.
    Gesamtzahlung 69 338 Kronen.
    Was war das für ein Unfug? Ein Kredit über elf Millionen
Kronen, von dem er nichts wusste.
    Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf den
Zahlschein.
    Plötzlich erinnerte er sich an das Gespräch.
    Wo wir von Drogenschulden
sprechen, da gibt es noch etwas, was ich dir noch nicht gesagt
habe. Ich habe einen kleinen Kredit aufgenommen, um eine Sache
wieder hin zubiegen. Du musstest einen Kredit
für die Drogen aufnehmen?
    Nein, du verstehst mich falsch. Ich habe den Kredit für
Magnús aufgenommen. Ihm waren irgendwelche
Übeltäter auf den Fersen. Ich habe nur getan, was jede
andere Mutter auch tun würde. Sie hätten ihn umgebracht,
wenn er nicht bezahlt hätte. Wie viel Geld hast du ihm
gegeben?
    Ach, daran erinnere ich mich jetzt nicht. Können wir nicht
später darüber sprechen? Manchmal ist es echt ganz
schön schwierig, offen und ehrlich zu dir zu sein. So schwierig, dass sie
aufgegeben hatte.

Zweiundzwanzig
    Er duschte. Als er im Kleiderschrank nach sauberen Anziehsachen
suchte, vergaß er sich und begann, Kleider von
Þórhildur herauszusuchen, um ihren Geruch, den Duft zu
finden, in der Hoffnung, sich an eine Berührung mit ihr zu
erinnern.
    Den Duft fand er, nicht an den Kleidern, an ihnen haftete kein
Geruch, sondern die Erinnerung erschien seinen Sinnen und er stand
in der Mitte des Raumes mit geschlossenen Augen und hoffte, dass
die Inhaberin des Duftes erscheinen würde, wenn er sie wieder
öffnete. Er legte sich aufs Bett, nahm ihre Bettdecke in die
Arme und weinte lautlos, bis der Schlaf ihn kurz aus den Fesseln
der Trauer befreite.
    Als er aufwachte, spürte er, wie nass das Kissen war, und
begriff, dass er sich in den Schlaf geweint hatte. Er war viel zu
früh eingeschlafen, denn ein Ozean von Tränen war

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