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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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Wesentliches handelte.
    »In Grafningur finden sich dann diese zwei Symbole noch
einmal, also L und T und der gute Vogel, aber keine Nazisymbolik.
Was bedeutet, dass Magnús an vier Mordfällen beteiligt
gewesen sein kann.«
    »Drei«, sagte Randver.
    »Vier«, wiederholte Víkingur. »Vergiss
nicht die Leiche, die im Rotterdamer Hafen gefunden wurde. Wenn
diese Morde in Zusammenhang stehen, dann war das der erste Mord der
Serie, auch wenn wir weder wissen, wer ermordet wurde, noch
weshalb. Wir wissen auch, dass Magnús bereits verstorben und
obduziert war, als der letzte Mord geschah, und deswegen kann er
Auður Sörensen nicht getötet haben. Dennoch war es
ein Mord unter ähnlichen Vorzeichen. Runen. L und T. Eine
Pfählung. Die Runen tauchen jedes Mal auf, aber die Methoden
sind verschieden und auch die Symbole sind nicht immer die
gleichen.«
    »Es gibt ziemlich viele Tote«, sagte Randver. »In
Estland meint die Polizei, die Überreste von sechs oder sieben
Leichen in den verkohlten Ruinen gefunden zu haben. Zwei Tote in
Holland, einer davon ganz sicher ein Isländer. Drei im
Sommerhaus und dann die Anwältin.
    Das macht insgesamt dreizehn Morde. Auch wenn es vielleicht keine
Rolle spielt, dann ist es aber doch beispiellos, dass ein
Isländer so viele Morde begangen haben soll, zumindest in der
heutigen Zeit.« »Daraus können wir kaum
Schlüsse ziehen«, sagte Víkingur. »Wir
können uns aber vielleicht damit trösten, dass die
meisten dieser Menschen im Ausland getötet wurden und diese
Morde uns strenggenommen nicht betreffen. Unter unsere
Gerichtsbarkeit fallen nur vier.«
    »Auch mehr als genug in einem Land, das im Jahr
durchschnittlich auf nicht einmal zwei Morde kommt«, bemerkte
Randver.
    »Ach was, du sprichst vom vergangenen Jahrhundert«,
sagte Víkingur. »Im 21. Jahrhundert liegen wir weit
über diesem Schnitt.«
    Randver fuhr störrisch fort: »Nichtsdestotrotz haben wir
Isländer keinen gefassten und noch lebenden Mörder, der
mehr als zwei Morde auf dem Kerbholz hat. Was sagt uns
das?«
    »Das sagt uns gar nichts«, sagte Víkingur.
»Außer dass wir ein kleines Volk
sind.«
    »Exakt«, sagte Randver. »Wir sind ein winziges
Volk.«
    »Wie klein das Volk ist, spielt keine Rolle«, sagte
Víkingur. »Isländische Mörder haben ein
gleich großes oder kleines Gehirn und gleich viele Arme und
gleich viele Füße wie die Mörder in China oder
Amerika.«
             
    »Ich habe noch nie von chinesischen Mördern
gehört«, witzelte Randver.
    Víkingur lächelte.
    »Heißt es nicht, dass Mao Tse-tung mehr Menschenleben
auf dem Gewissen haben soll als jeder andere, der je auf dieser
Erde geboren wurde?«
    »Das war natürlich nicht Mord, sondern Totschlag«,
sagte Randver. »Außerdem hat er diese ganzen Millionen
nicht mit eigenen Händen getötet, sondern hat andere die
Drecksarbeit erledigen lassen. Was ich meine, ist: Auch wenn nicht
mehr als vier dieser Morde uns etwas angehen, finde ich es trotzdem
unwahrscheinlich, dass der Täter ein Isländer ist ­
sofern es sich überhaupt in allen Fällen um denselben
Täter handelt.«
    »Und woran machst du fest, dass der Täter kein
Isländer ist?«
    »Wenn wir uns nur auf diese vier Morde konzentrieren,
erscheint mir vieles daran ungewöhnlich und fremd.
    Erstens wirken sie wie geplante Hinrichtungen. Das sind wir so
nicht gewohnt. Meistens werden die Morde im Jähzorn begangen
­ ohne jede Planung. Wenn der Mörder sieht, was er getan
hat, versucht er verzweifelt, die Sache zu vertuschen, meistens,
indem er die Leiche versteckt.
    Zweitens gab es in Island bisher keinen Mörder, der
irgendwelche Zeichen oder Botschaften am Tatort hinterlassen hat,
außer in dem einem Fall, wo es sich um einen
geistesgestörten Mann handelte.
    Drittens diese Pfählung. Woher sollten Isländer
plötzlich eine solche Idee haben?«
    »Aus Kinofilmen, Comics, Computerspielen. Aus der modernen
Zeit, die sich immer weiter von unserer eigenen Erfahrungswelt
entfernt«, sagte Víkingur. »Die Mode oder, mit
anderen Worten, der Zeitgeist spielt in vieles mit
hinein.«
    »Das kann gut sein«, sagte Randver. »Worauf ich
hinauswill, ist, dass dieser Mord eher auf organisierte
Kriminalität hinweist als auf den Stil der Einzeltäter,
mit denen wir es bisher zu tun hatten. Organisierte
Kriminalität ist so gut wie unbekannt in Island, wenn man die
kurzfristige Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter beim
Schmuggel und Verkauf von Drogen mal ausnimmt.« »Da
bist du,

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