Höllenfeuer (German Edition)
finden. Sie suchte hastig, nervös, panisch. Als sie ihn endlich e r blickte und ihn greifen wollte, stieß sie versehen t lich mit dem Fuß an den Schlüssel und er fiel hinab auf den Boden der Scheune.
„Scheiße, Scheiße“, rief sie erschrocken , „Das hat mir gerade noch gefehlt. Der Schlüssel.“
Anna schrie lauter: „So hilf mir doch endlich! Das Feuer kommt näher. “
Marie versuchte , die Handschellen mit der Hand zu l ö sen. V ergebens. Das Feuer breitete sich immer schneller aus. Marie wusste nicht mehr, was sie tun soll te . Sie erkan n te das ganze schreckliche Ausmaß di e ser Katastrophe. Ihr war klar, dass sie es allein nicht schaffen würde, das Feuer zu löschen .
„ Oh, mein Gott. Es hat keinen Zweck. Halt aus, Anna, bitte, ich hole schnell Hilfe!“
Voller Verzweiflung lief sie zu der Stiege , kletterte , nur mit ihrem knappen weißen Slip bekleidet, hinab , rannte aus der Scheune und schrie aus voller Kehle und so laut sie nur konnte: „Hilfe, so helft mir doch! Die Scheune brennt. Anna ve r brennt. Hilfe! “
Zuerst wurde Johannes durch die lauten Schreie aus dem Schlaf gerissen , dann auch Ruben. Sie sprangen aus ihren Betten. Sofort ahnten sie, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Durch das Fenster sahen sie, wie bereits Qualm aus der Scheune drang. Hastig streiften sie sich ein paar Sachen über und rannten aus dem Haus. Wertvolle Seku n den verstrichen.
„Was ist passiert? Wie siehst d u aus? Wo ist Anna?“ , fragte Johannes Marie. Halbnackt mit entblößten Brüsten stand sie im Hof und schrie und weinte verzweifelt. Sie dachte nur an Anna und hoffte darauf, dass sie schnell gere t tet werden kann .
„In der Scheune, schnell. Anna. Wir brauchen eine n Bolze n schneider , schnell. Sie ist oben am Balken. Gefesselt. Mit Handschellen. Schnell. Sie verbrennt. “
Das Feuer breitete sich rasch weiter aus , fraß sich wie ein überdimensionaler hungriger Holzwurm Zentimeter für Ze n timeter in das trockene Holz. Sie konnten keine Zeit mehr verlieren. Jede einzelne Sekunde war kostbar, en t schied über Leben und Tod von Anna. Auch der Qualm wurde stärker , undurchdringlicher, heißer, tödlicher . Das Atmen fiel Anna von Zug zu Zug schwe rer und die Gefahr an Rauchvergiftung zu sterben wurde gr ö ßer , als in den Flammen zu verbrennen.
Längst war auch Karla aufgestanden und war voller So r gen um ihre Tochter. Sie reagierte jedoch bedacht . Auge n blicklich telefonierte sie nach der Feuerwehr , doch die wussten längst bescheid . Wenige Minuten vorher hat te b e reits jemand den Brand gemeldet. Karla wollte nicht darüber nac h denken, wer es hätte gewesen sein können . V ielleicht war es ein aufmerksamer Nachbar. Sie eilte in das Zimmer von Alma und Jakob. Alma war bereits dabei, J a kob in seine Sachen zu ve r helfen.
„Kommt schnell, lasst alles so liegen. Ihr müsst sofort runter kommen. Der Brand könnte übergreifen“ , rief Karla au f geregt.
Karla führte sie in die Küche, dann rannte auch sie zur bre n nenden Scheune.
Johannes lief mit einem Bolzenschneider , den er zuvor aus der Werkstatt beso r gt hatte, zur Scheune. Lukas war b e reits vor Ort und kämpfte verzweifelt, fast aussichtslos , gegen die lodernden Flammen . Ruben ve r suchte vergeblich , mit Wasser aus einem Gartenschlauch das Feuer etwas ei n zudämmen. Allerdings war es nichts anderes als der ve r zweifelte Kampf zwischen David und Goliath.
Als Johannes in der Scheune eintraf, hörte Anna mit let z ter Kraft um Hilfe schreien. Sie trommelte verzweifelt mit ihren Beinen auf den Boden .
„Anna, mein Schatz, bleib ruhig. Ich komme. Ich hole d ich hier raus. Ich bin gleich bei d ir , gleich bist d u gere t tet “ , rief Johannes ihr zu.
Anna weinte und schrie vor Schmerzen.
„Papa, komm schnell! Hilf mir! Es tut so weh. Ich ve r brenne. Ich halt es nicht mehr aus. Ich ersticke.“
Anna hustete , rang nach Luft, röchelte . V ergebens. W e nige Augenblicke später hörte Johannes sie nicht mehr. A n nas Schreie waren verstummt. Nur das Feuer knisterte und breitete seine zerstörerischen Arme immer schneller und ve r nichtender aus.
Johannes rannte zur Stiege , d as Feuer hatte bereits ganze Arbeit geleistet . Unmittelbar über und auf der Holzstiege brannte es lichterloh. Die Situation wurde immer aussicht s loser. Johannes hatte keine andere Wahl. Er musste den Weg in die lodernde Hölle riskieren, auch wenn es für ihn ein Weg in den Tod sein könnte . Für einen
Weitere Kostenlose Bücher